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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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199

Personalien — Sammlungen — Forschungen — Literatur — Anzeige

200

Porzellanfabrik und darauf mehrere Jahre Prof. Hähneis
in Dresden. Ein akademisches Reisestipendium führte ihn
nach Italien, wo seine ersten Venus- und Amorgruppen
entstanden. 1868 wurde König nach Wien berufen und
konnte später als Professor der Meisterschule für Bildhauerei
einen bestimmenden Einfluß auf die Wiener Kunst aus-
üben. Von seinen zahlreichen Werken mögen genannt
sein: Liebesgeheimnis (Wiener Hofmuseum), Königin Olga-
Brunnen in Stuttgart, Kaiser Maximilian-Denkmal in Po!a,
viele Figuren am Burgtheater, Hofoper, Rathaus, Museum,
Universität, viele Bildnisbüsten, Grabmäler und Brunnen.
Goldene Medaillen sind dem Künstler für seine Werke
mehrfach zuteil geworden.

Fritz Rintelen, ordentlicher Professor der Kunst-
geschichte in Basel, erhielt einen Ruf nach Straßburg,
den er aber ablehnte.

SAMMLUNGEN
Im neuesten Heft des Jahrbuches der Königl. Preuß.
Kunstsammlungen behandelt Rudolf Oldenbourg die nie-
derländischen Imperatorenbilder im Königl. Schlosse
zu Berlin. Der Wert dieser zwölf Bilder liegt weniger in
den Aufschlüssen über den einzelnen Meister, als in dem
eigentümlichen Querschnitt durch die flämisch-holländische
Malerei um 1620, da jedes der Bilder von einem anderen
Künstler ausgeführt ist. Die Serie der Imperatoren ist
angeblich im Auftrage von Friedrich Heinrich von Nassau-
Oranien entstanden, und zwar ist Rubens mit dem Bilde
des Julius Cäsar daran beteiligt. Die Bilderfolge, die seit
kurzem wieder vereint ist, gelangte mit der oranischen
Erbschaft in preußischen Besitz.

FORSCHUNGEN
Das preußische Kultusministerium erwarb aus dem
Nachlaß des gestorbenen Berliner Bildhauers Johannes
Boese eine lebensgroße Bronzegruppe »Mutterglück« und
machte sie der Stadt Görlitz zur Aufstellung in der dortigen
Gedenkhalle zum Geschenk.

LITERATUR

Karl Schwarz, Augustin Hirschvogel. Mit 77 Abbildungen.
Verlegt von Julius Bard, Berlin 1917.
Der stattliche Band umfaßt alles, was Urkunden und
ältere Schriften irgendwie über Augustin Hirschvogel dar-
boten, dazu Neues, durch Stilkritik Erworbenes. Der Ver-
fasser folgt seinem Helden von Nürnberg nach Laibach
und durch König Ferdinands Erbländer und spürt vielseitiger
Wirksamkeit nach. Bekannt aus der Lebensarbeit dieser
Meisters sind eigentlich nur die Radierungen, namentlich
die leichten Landschaften. Danach hat er seinen Platz im
historischen Zusammenhang erhalten bei den Nachfolgern
Albrecht Altdorfers. Nicht recht beachtet wurde Hirsch-
vogels wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der Geo-
metrie, der Landvermessung und der Kartographie.

Über die Wirksamkeit des Meisters von 1543 bis
zu seinem Ableben im Jahre 1553 vermag der Verfasser
eine reiche und befriedigende Vorstellung zu bieten, dunkel
dag. n bleibt die frühere Zeit, die Nürnberger Periode
zwis -i 1525 und 1542. Neudörffers leider etwas ver-
worrene Notiz deutet auf mehrere Gebiete kunstgewerb-
licher Arbeit, auf denen Hirschvogel sich ausgezeichnet
habe. Einige Urkunden bestätigen diese Hinweise, ohne
die erwünschte Klarheit zu bringen. Zu suchen ist unter
den Glasbildern, den Glasgeräten, den Erzeugnissen der
Keramik und unter den Porträtmedaillen. Hirschvogel ar-
beitete zuerst in der berühmten Glasmalerwerkstätte seines
Vaters, verband sich später mit einem Töpfer, der aus
Venedig technische Neuerungen einführte. Unklar bleibt,
ob es sich um Glasmalerei auf venezianische Art oder
um Fayencemalerei in der Weise der italienischen Renais-
sance handelt. In der Geschichte der deutschen Keramik
hatte Hirschvogels Name hellen Klang, da er — wie man
jetzt meint, irrtümlich — mit einer hochgeschätzten Gruppe
plastisch und farbig reich gezierter Krüge verbunden war.
Alfred Walcher hat diese Gattung erfolgreich von Nürn-
berg und von Hirschvogel getrennt. So gewiß des Meisters
Geschmack, wie wir ihn aus Ornamentradierungen kennen,
sich in den sogenannten Hirschvogel-Krügen nicht offen-
bart: irgendwo innerhalb der deutschen Keramik wird sich
ein Anteil Hirschvogels vielleicht doch noch entdecken
lassen.

Karl Schwarz schafft weiteren Ermittlungen die sicherste
Grundlage, indem er die Kunstweise des Meister aus Radie-
rungen und Zeichnungen deutlich macht. Die Radierungen
verzeichnet er methodisch und mit höchster Sorgfalt, Bartschs
Liste merklich vergrößernd. An Zeichnungen hat er im
Nationalmuseum zu Budapest einen vergessenen Schatz
entdeckt, mehr als 30 Blätter. Mehrere Zeichnungen und
Radierungen in größerer Zahl sind abgebildet.

Das Buch schließt ein Kapitel der Forschung ab und
eröffnet ein neues. _ Max j. Friedländer.

Die Gelegenheit sei benutzt, um auch auf eine andere
Arbeit desselben Verfassers hinzuweisen: »Das graphische
Werk von Lovis Corinth, von Karl Schwarz, Verlag von
Fritz Gurlitt; 1917«. Das Nummernverzeichnis von Corinths
Bilddrucken geht schon ins dritte Hundert, wovon auf die
letzten Jahre, seit 1912, der stärkste Anteil entfällt. Die
Anfänge liegen in den ersten neunziger Jahren. Was da-
mals entstand, ist heute schon historische Rarität, Gegen-
stand der beschreibenden Kunstgeschichte. Um bei der
strömenden Produktion der jüngsten Zeit den Bestand, da
er noch frisch ist, zu fixieren, ihn vor späterer Unsicher-
heit zu bergen, hat Karl Schwarz das ganze graphische
Werk Corinths gesammelt, geordnet und mit Sorgfalt be-
schrieben. Daß dies für jene Anfänge eine mühsame Ar-
beit sein mußte, wissen gerade unsere Leser am besten;
denn sie werden sich der reizenden Plauderei des Meisters
erinnern »Wie ich das Radieren erlernte« und dabei der
Schicksale seiner ersten Versuche. q. k.

Gleichzeitig mit diefer Nummer erfcheint das Januar = Februar»Heft der

ZEITSCHRIFT FÜR BILDENDE KUNST

Inhalt: Ausgrabungs- und Fundberichte in Italien. Von M. — Personalien. — Niederländische Imperatorenbilder. — Zuweisung des preußischen
Kultusministeriums an die Oedenkhalle der Stadt Görlitz. — Karl Schwarz, Augustin Hirschvogel. — Anzüge.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nach f., o. m.b.H., Leipzig
 
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