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KUNSTMARKT
DIE VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG VINCENT MAyER,
FREIBURG, BEI CASSIRER IN BERLIN
II. TEIL
NACHDEM über den Verkauf des erlten Teiles der Sammlung mit dem
unvergleidilidien Dürerwerk eingehend beriditet worden ilt, bleibt über
den der Zahl nadi weit umfangreidieren Relt nicht alfzuviel mehr zu fagen. Die
Preife waren wohl im allgemeinen relativ hodi, aber fie entfpradien keines-
wegs fo wie die für die beften Dürer=Drucke dem objektiven Stande unferer
Valuta und waren fogar teilweife, in ausländifdhem Geldwert berechnet, eher
niedrig zu nennen. So ergab fidi im ganzen ein außerordentlich wedifelndes
Bild, und bei der Beurteilung der Preisbildung muß auch in Rechnung geltellt
werden, daß die Qualität der Drudce fehr verfchiedenartig war und nirgends
die durdifchnittlidie Höhe der Dürer=SammIung erreichte.
So war Rembrandt im ganzen ziemlich Ichledit vertreten. Die eigentliche
Rembrandt=Sammfung Vincent Mayers war lchon bei einer früheren Gelegen-
heit aufgelölt worden, und was hier zum Verkauf fiand, Itellte nur nodi die
zweite Wahl dar. In Anbetradit diefes Umltandes diirfen die Preife, die
erzielt wurden, nodi ziemlidi hodi genannt werden/ aber es würde ein ganz
fchiefes Bild ergeben, wenn man etwa die Refultate früherer berühmter Ver-
fieigerungen zum Vergleidi ftellen wollte. Ein Blatt wie die Verkündigung
an die Hirten ift in einem mittleren Drudk des III. Zuftandes mit 8000 M.
hoch genug bezahlt. Die höchften Preife erzielten hübfche, aber keineswegs
ungewöhnlidie Drucke der beliebteften Blätter wie der »Petite tombe« mit
14500 M., der Kreuzabnahme bei Fackelfchein mit 12000 M., der Hei-
lung des Lahmen durdi Petrus und Johannes mit 10700 M., des Clement
de Jonghe mit 15500 M., des heiligen Franziskus mit 9500 M. Daß
Oftade feine Beliebtheit beim Sammlerpublikum noch nidit eingebiißt hat,
ließen die durdifthnittlidi ziemlidi hohen Preife erkennen. Für gute Drucke
der beliebteren Blätter wurden Beträge bis zu 400 und 600 M., für den
I. Zuftand des Scherenfchleifers 1050 M. gezahlt. Auch ein geringerer Mei-
fter wie Bega brachte es zu ähnlicher Bewertung. Das teuerfte Blatt waren
die drei Trinker, das im I. Zuftand 950 M. koftete. Es ift fthwer zu ver-
ftehen, warum demgegenüber die Blätter eines fo feinen und einftmals hoch-
gefchätzten Künftlers wie Waterloo fo wenig begehrt find, daß 6—7 Drucke
zufammengenommen und für 110 oder 170 M. fortgegeben werden mußten.
Eine Rarität war die Anbetung der Könige in vier Blättern von Jean le Duc,
die den ungewöhnlichen Preis von 3700 M. erzielte.
Von den älteren Niederländern ift Lucas van Leyden hervorzuheben.
KUNSTMARKT
DIE VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG VINCENT MAyER,
FREIBURG, BEI CASSIRER IN BERLIN
II. TEIL
NACHDEM über den Verkauf des erlten Teiles der Sammlung mit dem
unvergleidilidien Dürerwerk eingehend beriditet worden ilt, bleibt über
den der Zahl nadi weit umfangreidieren Relt nicht alfzuviel mehr zu fagen. Die
Preife waren wohl im allgemeinen relativ hodi, aber fie entfpradien keines-
wegs fo wie die für die beften Dürer=Drucke dem objektiven Stande unferer
Valuta und waren fogar teilweife, in ausländifdhem Geldwert berechnet, eher
niedrig zu nennen. So ergab fidi im ganzen ein außerordentlich wedifelndes
Bild, und bei der Beurteilung der Preisbildung muß auch in Rechnung geltellt
werden, daß die Qualität der Drudce fehr verfchiedenartig war und nirgends
die durdifchnittlidie Höhe der Dürer=SammIung erreichte.
So war Rembrandt im ganzen ziemlich Ichledit vertreten. Die eigentliche
Rembrandt=Sammfung Vincent Mayers war lchon bei einer früheren Gelegen-
heit aufgelölt worden, und was hier zum Verkauf fiand, Itellte nur nodi die
zweite Wahl dar. In Anbetradit diefes Umltandes diirfen die Preife, die
erzielt wurden, nodi ziemlidi hodi genannt werden/ aber es würde ein ganz
fchiefes Bild ergeben, wenn man etwa die Refultate früherer berühmter Ver-
fieigerungen zum Vergleidi ftellen wollte. Ein Blatt wie die Verkündigung
an die Hirten ift in einem mittleren Drudk des III. Zuftandes mit 8000 M.
hoch genug bezahlt. Die höchften Preife erzielten hübfche, aber keineswegs
ungewöhnlidie Drucke der beliebteften Blätter wie der »Petite tombe« mit
14500 M., der Kreuzabnahme bei Fackelfchein mit 12000 M., der Hei-
lung des Lahmen durdi Petrus und Johannes mit 10700 M., des Clement
de Jonghe mit 15500 M., des heiligen Franziskus mit 9500 M. Daß
Oftade feine Beliebtheit beim Sammlerpublikum noch nidit eingebiißt hat,
ließen die durdifthnittlidi ziemlidi hohen Preife erkennen. Für gute Drucke
der beliebteren Blätter wurden Beträge bis zu 400 und 600 M., für den
I. Zuftand des Scherenfchleifers 1050 M. gezahlt. Auch ein geringerer Mei-
fter wie Bega brachte es zu ähnlicher Bewertung. Das teuerfte Blatt waren
die drei Trinker, das im I. Zuftand 950 M. koftete. Es ift fthwer zu ver-
ftehen, warum demgegenüber die Blätter eines fo feinen und einftmals hoch-
gefchätzten Künftlers wie Waterloo fo wenig begehrt find, daß 6—7 Drucke
zufammengenommen und für 110 oder 170 M. fortgegeben werden mußten.
Eine Rarität war die Anbetung der Könige in vier Blättern von Jean le Duc,
die den ungewöhnlichen Preis von 3700 M. erzielte.
Von den älteren Niederländern ift Lucas van Leyden hervorzuheben.