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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (Oktober-März)

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Nr. 22 (27. Februar 1920)
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Voss, Hermann: "Künstlergeschichte" oder "Kunstgeschichte ohne Namen"?: Entgegnung an Heinrich Wölfflin
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Glaser, Curt: Reform der staatlichen Kunstpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.29588#0476

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■Künltlergeöiirfite« oder »Kunltgefdiidite ohne Namen«?

daran, das Politive foldter Leiltungen zu verkleinern. Was aber über die
Gefahr und Grenzen einer jeden Synthefe vom Standpunkt des hiltorifchen
Darltellers aus gefagt werden mußte, konnte von mir nidit wohl aus perfön-
lidier Rückfidit beifeite gelalfen werden, weil es nun einmal — was idi gar
nidit leugne — eine gewifle Kritik audt an Wolfflin, ganz befonders an feiner
früheren Arbeit »Renaiflance und Barodt«, mitbedingte.

Auf die Einzelheiten diefer Kritik hier einzugehen würde zu weit ftihren.
Idi darf bitten, darüber in Vorwort und Einleitung meines Buches das Nähere
nachzulefen. Man wird erkennen, daß fidi hier in der Tat, wie Wölfflin es
fchon angedeutet hat, zwei entgegengefetzte Betrachtungsweifen gegenüber-
Itehen: die nach Erfaflung der organifchen Kontinuität ftrebende des Hiftorikers
und die nach Typifierung, nach Herausgeftaltung deutlich abgegrenzter Ent-
wicklungsftufen verlangende des Synthetikers.

REFORM DER STAATLICHEN KUNSTPFLEGE

VON CURT GLASER

DASS die öffentliche Kunftpflege an vielen Stellen der Reform bedürftig
ift, darüber find nicht erft feit der Revolution die Wiflenden fich einig.
Aber die Neuordnung des Staatswefens eröffnet Möglichkeiten auch auf
diefem Gebiete, deren volle Nutzbarmachung nur leider durch die traurigen
materiellen Verhältniffe fchwer behindert wird. Immerhin ift einiges bereits
gefchehen oder doch in die Wege geleitet. Es befteht nicht nur der Wunfch
bei den unmittelbar intereffierten Kreifen der Bevölkerung, fondern auch der
Wille bei den Behörden. Das Reich ging diesmal voran, indem es einen
»Kunftwart« berief, und dringend erforderlich wäre es, daß die Länder dem
Beifpiele folgten, um ebenfalls eine Zentralifierung der Kunftverwaltung vor-
zubereiten.

Für den Freiftaat Sachfen liegt nun eine Programmfchrift vor, die auch
im übrigen Deutfchland gebiihrende Beachtung finden follte, die, in einzelnen
Punkten wohl angreifbar, doch in erfreulicher Weife fich abhebt von den
zahlreichen wilden Reformplänen, mit denen jetzt die Öffentlidhkeit in Deutfch-
land überfchüttet wird. Es ift das befonnene Programm eines mit den Ver-
hältniffen wirklich vertrauten Mannes, der den ganzen komplizierten Apparat
der Kunftverwaltung in einem modernen Staatswefen aus eigener Anfchauung
kennt und feine Schwächen ebenfo wie die Möglichkeiten der Befferung zu
überfehen imftande ift. Denn die landesüblichen Reformer mögen wohl un-
verdächtige Ideaiiften fein, aber fie bauen ihre Utopien in den luftleeren Raum.
 
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