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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (Oktober-März)

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Nr. 12 (19. Dezember 1919)
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Literatur / Notizen / Kunstmarkt / Versteigerungs-Ergebnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.29588#0287

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251

NOTIZEN

NEKROLOGE

Der Bildhauer Prof. FritzSAaper iit
am 29. November in Berlin geftorben.
Sdiaper, der 1841 in Alsleben a. S. ge-
boren war und feine Laufbahn als Stein-
metzlehrling in Halle a. S. begonnen hatte/
bildete fich nadi Abfolvierung der Berliner
Akademie in Paris, München und Wien
weiter aus. Seit 1880 war er Mitglied
der Berliner Kunltakademie, wurde von
der Wiener und Dresdener Akademie zum
Ehrenmitglied ernannt und war lange Jahre
in der Kunftdeputation der Stadt Berlin
tätig. Seine bekanntelten Werke find: das
Goethedenkmal (1879) inBerlin, derLuther
in Erfurt, Leffing in Hamburg, der Große
Kurfürlt in der Berliner Siegesallee.

In Stuttgart ftarb am 8. Dezember
im Alter von 65Jahren Prof. Dr. Berthold
Pfeiffer, einer der beften Kenner des
füddeutfdien Barodcs. Seine widitiglten
größeren Werke find der Text zu Kicks
>'Barodc, Rokoko und Louis XVI. aus
Schwaben und der Schweiz«, 1907, und
die Abhandlung »Die bildenden Künfie
in Württemberg unter Herzog Karl Eugen«,
1906. Unter feinen zahlreichen Auffätzen,
die meifi in den » Württembergifihen VierteP
jahrsheften für Landesgefdiidite« erfihienen,
ifi der aufldilußreichfte »Die Malerei der
Nadirenailfance in Oberlchwaben«, 1903.
Auch zum Inventar der württembergifchen
Kunfidenkmäler hat er wertvolle Qber-
fichten beigefteuert.

AUSSTELLUNGEN

Halle a.S. Die im Rahmen derHalIe -
fdien Kunfiausftellung in eigenen Son»
derräumen ausftellendeHallifche Künfi -
lergruppe ift zunächft deshalb von Inter-
efle, weil hier ein fei t Jahrhunderten fruchtlofer
Boden: vom Zauberftabe der neuen Zeit
und Art angerührt, eine überrafihende
Vegetation auffchießen läßt, — und dann
auch deshalb, weil es diefer Gruppe trotz
ihres kurzen Beftehens gelang, eine wirk-
fame Agitation für künftlerifihe Notftands-
arbeiten zu entfalten. Doch befdiränkt fich
das Brfreuliche dieferkunftpolitifihenGrup»
pierung nicht bloß auf folche mehr äußer-

lichen Erfolge. Der wirkungsreichfte ihrer
Schar ift KarlVöIker, auf deffen SchuL
tern dann andere wL Werner Lude und
Hanns Markowski ftehen. Völkers fihön-
heitliche Bilder fuchen nach warmen Tönen
und inniger Befeelung, ftärkere feelifihe
Aktivität ift jenen zwei Anderen eigen.
Die größere Lebendigkeit auf den fpäteren
Arbeiten Völkers Idieint die Loslöfung
von der urfprünglich allzu dekorativen
Haltung mit fich zu führen/ gelingt es ihm,
den vollen Klang feiner Farbe mit Geiltig-
keit zu erfüllen, fo darf man noch mandies
von ihm erhoffen. — Der Kunftverein
zeigt nach langer Paufe eine graphifche
Sdimidt = RottIuff=AusftelIung. Das
Bemerkenswertefte find zahlreiche HoIz-
fihnitte diefes Jahres. Denn feine Entwick»
lung hatte ihn von Landfchaftlichkeiten van
Goghfcher Stilifierung (eine Reihe fchöner
Aquarelle weift fie auf> über eine de-
korativ=monumentale Phafe der Verein»
fachung immer mehr ins Figurale geführt,-
die außerordentliche Reihe feiner»Religiöfen
Holzfchnitte« (Verlag K. Wolff, 1919) hatte
dafür den Gipfelpunkt bedeutet mit dem
Bruftbildlichen der bedeutendften Blätter.
Darauf folgt nunmehr die Rüdckehr wie-
derum zur Landfchaft. Maßgebend ift hier-
für das Erlebnis Rußlands gewefen. Diefe
letzten Arbeiten find frei von aller Ge-
waltfamkeit, — ruhig=große Idyllik durch-
weht fie. Doch ift es nicht diefelbe Sub-
jektivität, die (wie auf jenen Aquarellen
von 1909) mit intenfivfter Kraft die reale
Wirklichkeit ergreifen, anpadcen, über-
wältigen will. Sondern die Wirklichkeit
erfcheint nunmehr wie belebt von inner-
lidier Myftik. So ift der Gang durch die
religiöfe Welt doch nicht verloren: die
»Verföhnung mit der Wirklichkeit« voIL
zieht fich auf der Grundlage myftifihen
Einklanges von Seele und Wirklichkeit
und dem religiöfen Gefühl. E. v. S.

Die Galerie Ed. Sdiulte, Berlin,
bringt eine Ausftellung von Werken Ph.
Frandcs, des Direktors der Staatl.Kunftfchule
in Berlin, ferner Kollektionen von G. Graf
(Berlin), O. Günther (Naumburg), C. Heß-
mert (Berlin), Rich. Kaifer (Mündien) ufw.
 
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