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Sammlungen
nedig durch Rembrandt gesehen, erwei-
sen sich als die Quellgebiete seiner Kunst.
Diese Feststellungen, für die ganze Ab-
leitung der deutschen Kunst in der zwei-
ten Hälfte des 18. Jahrhunderts von
größter Wichtigkeit, verpflichten alle,
die sich für diese Zeit interessieren, dieses
Buch durchzuarbeiten; sie dürfen sich
durch eine textliche und illustrativeFülle
nicht abschrecken lassen, die die Tiefe
der Leistung verschleiern könnte.
H.Tietze
SAMMLUNGEN
Budapest. Das Museum für bil-
dende Künste wurde in der letzten
Zeit durch einige ausgezeichnete Bilder
bereichert. Anläßlich seiner jüngsten
Vortrags- und Studienreise in Amerika
erhielt der Direktor der Gemäldegalerie,
Hofrat Dr. Gabriel v. Terey, für das Mu-
seum drei sehr wertvolle Geschenke:
Von Sir Joseph Duveen (New York)
eine thronende Madonna mit Kind, Hei-
ligen und zwölf Engeln von Jacopo
del Casentino, gemalt laut Inschrift
1345. Das Bild stammt aus der Samm-
lung des Fürsten Urusoff, früheren rus-
sischen Botschafters in Wien. Sodann
schenkte F r a n 9 o i s Kleinberger (New
York) ein sehr interessantes Bild des sel-
tenen altbayrischen Malers Ulrich Fu-
terer, darstellend die Kreuzschleppung
Christi. Beachtenswert ist es, daß die
Figuren sich in Steinfarbe vom schwar-
zen Hintergründe abheben, und die
Fleischpartien in braunrötlichen Tönen
gemalt sind. Das Gemälde war ur-
sprünglich in der Stummerschen Samm-
lung in Wien. Als drittes Geschenk sei
erwähnt ein malerisches Fruchtstill-
leben des ungarischen Malers Bartho-
lomeus v. Karlovszky, gemalt in
Paris 1887 unter dem Einflüsse von Wer-
ken des Michael v. Munkacsy. Dieses
Bild ist eine Gabe von Stevenson
Scott (Scott & Fowles, New York). So-
dann schenkte Mar zell von Nemes
(München) dem Museum das von Adam
v. Manyoki (1673—1757) gemalte be-
kannte Bildnis des ungarischen Fürsten
Franz Rakoczi II., das sich bis vor kur-
zem im Besitze der sächsischen Königs-
familie im Taschenberg-Palais zu Dresden
befand, von wo es Herr v. Nemes er-
warb. Dieses künstlerisch durchgeführte
Bild, das Hauptwerk Mänyokis, be-
deutet für Ungarn die Rückeroberung
einer historischen Reliquie und bildet
eine ausgezeichnete Ergänzung der Ab-
teilung ungarischer Bilder des 17. und
18. Jahrhunderts. T.
*
Mailand. Am 26. April wurde die
Brera in ihrem vollenUmfangderÖffent-
lichkeit zurückgegeben. Die meisten
Werke dieser Galerie waren des Krieges
wegen bis 1919 im Palazzo Venezia in
Rom untergebracht. An der Neuorgani-
sierung der Brera arbeitete man unter
der Leitung ihres Direktors Prof. Modi-
gliani mehr als 5 Jahre. Nun endlich
konnten die 34 Säle, von denen in der
Nachkriegszeit nur etwa der dritte Teil
dem Publikum zur Verfügung stand, im
Beisein des Königs und des Ministers
Fedele wiedereröffnet werden. R. W.
*
Rotterdam. Das Museum Boy-
mans erhielt kürzlich durch Schenkung
des Herrn van Beuningen, der das Muse-
um seiner A'aterstadt schon öfters be-
dacht hat, ein schönes Bildnis von Ru-
bens. Es ist das Brustbild eines jungen
Prämonstratensermönches, in weißer
Wollkutte, in Dreiviertelansicht nach
links, mit gefalteten Händen und von
außerordentlich lebensvollem Ausdruck
in den Augen. Das kleine, etwTas unter-
lebensgroße Werk (38x28,5) stammt aus
der Sammlung Rudolph Kann und ist
in dem Bodeschen Galeriewerk abgebil-
det. Bode verlegt die Entstehung des-
selben in die ersten Jahre des zweiten
Jahrzehntes des 17. Jahrhunderts. Ru-
bens war bisher inBoymans nur durch eine
allerdings geniale Skizze zu einem Aller-
heiligenbild ungefähr aus derselben Zeit
und eine seiner abgerundesten und voll-
endetsten Zeichnungen, einem Christus
am Kreuz, vertreten; das Gemälde füllt
so eine empfindliche Lücke. MDH.
*
Raffaels Bildnis des Giuliano
de’Medici aus der Sammlung Huld-
schinsky soll für die Summe von einer
Sammlungen
nedig durch Rembrandt gesehen, erwei-
sen sich als die Quellgebiete seiner Kunst.
Diese Feststellungen, für die ganze Ab-
leitung der deutschen Kunst in der zwei-
ten Hälfte des 18. Jahrhunderts von
größter Wichtigkeit, verpflichten alle,
die sich für diese Zeit interessieren, dieses
Buch durchzuarbeiten; sie dürfen sich
durch eine textliche und illustrativeFülle
nicht abschrecken lassen, die die Tiefe
der Leistung verschleiern könnte.
H.Tietze
SAMMLUNGEN
Budapest. Das Museum für bil-
dende Künste wurde in der letzten
Zeit durch einige ausgezeichnete Bilder
bereichert. Anläßlich seiner jüngsten
Vortrags- und Studienreise in Amerika
erhielt der Direktor der Gemäldegalerie,
Hofrat Dr. Gabriel v. Terey, für das Mu-
seum drei sehr wertvolle Geschenke:
Von Sir Joseph Duveen (New York)
eine thronende Madonna mit Kind, Hei-
ligen und zwölf Engeln von Jacopo
del Casentino, gemalt laut Inschrift
1345. Das Bild stammt aus der Samm-
lung des Fürsten Urusoff, früheren rus-
sischen Botschafters in Wien. Sodann
schenkte F r a n 9 o i s Kleinberger (New
York) ein sehr interessantes Bild des sel-
tenen altbayrischen Malers Ulrich Fu-
terer, darstellend die Kreuzschleppung
Christi. Beachtenswert ist es, daß die
Figuren sich in Steinfarbe vom schwar-
zen Hintergründe abheben, und die
Fleischpartien in braunrötlichen Tönen
gemalt sind. Das Gemälde war ur-
sprünglich in der Stummerschen Samm-
lung in Wien. Als drittes Geschenk sei
erwähnt ein malerisches Fruchtstill-
leben des ungarischen Malers Bartho-
lomeus v. Karlovszky, gemalt in
Paris 1887 unter dem Einflüsse von Wer-
ken des Michael v. Munkacsy. Dieses
Bild ist eine Gabe von Stevenson
Scott (Scott & Fowles, New York). So-
dann schenkte Mar zell von Nemes
(München) dem Museum das von Adam
v. Manyoki (1673—1757) gemalte be-
kannte Bildnis des ungarischen Fürsten
Franz Rakoczi II., das sich bis vor kur-
zem im Besitze der sächsischen Königs-
familie im Taschenberg-Palais zu Dresden
befand, von wo es Herr v. Nemes er-
warb. Dieses künstlerisch durchgeführte
Bild, das Hauptwerk Mänyokis, be-
deutet für Ungarn die Rückeroberung
einer historischen Reliquie und bildet
eine ausgezeichnete Ergänzung der Ab-
teilung ungarischer Bilder des 17. und
18. Jahrhunderts. T.
*
Mailand. Am 26. April wurde die
Brera in ihrem vollenUmfangderÖffent-
lichkeit zurückgegeben. Die meisten
Werke dieser Galerie waren des Krieges
wegen bis 1919 im Palazzo Venezia in
Rom untergebracht. An der Neuorgani-
sierung der Brera arbeitete man unter
der Leitung ihres Direktors Prof. Modi-
gliani mehr als 5 Jahre. Nun endlich
konnten die 34 Säle, von denen in der
Nachkriegszeit nur etwa der dritte Teil
dem Publikum zur Verfügung stand, im
Beisein des Königs und des Ministers
Fedele wiedereröffnet werden. R. W.
*
Rotterdam. Das Museum Boy-
mans erhielt kürzlich durch Schenkung
des Herrn van Beuningen, der das Muse-
um seiner A'aterstadt schon öfters be-
dacht hat, ein schönes Bildnis von Ru-
bens. Es ist das Brustbild eines jungen
Prämonstratensermönches, in weißer
Wollkutte, in Dreiviertelansicht nach
links, mit gefalteten Händen und von
außerordentlich lebensvollem Ausdruck
in den Augen. Das kleine, etwTas unter-
lebensgroße Werk (38x28,5) stammt aus
der Sammlung Rudolph Kann und ist
in dem Bodeschen Galeriewerk abgebil-
det. Bode verlegt die Entstehung des-
selben in die ersten Jahre des zweiten
Jahrzehntes des 17. Jahrhunderts. Ru-
bens war bisher inBoymans nur durch eine
allerdings geniale Skizze zu einem Aller-
heiligenbild ungefähr aus derselben Zeit
und eine seiner abgerundesten und voll-
endetsten Zeichnungen, einem Christus
am Kreuz, vertreten; das Gemälde füllt
so eine empfindliche Lücke. MDH.
*
Raffaels Bildnis des Giuliano
de’Medici aus der Sammlung Huld-
schinsky soll für die Summe von einer