Antiquariat: Kunstmarkt
403
den möchte, der sei auf den »Catalogue
Raisonne of books printed at the Cur-
wen-Press« 1920—23 verwiesen — nach
Morris’ grundlegendem Werk über die
Kelmscott-Press und Johnstons »Writing
and Jlluminating and Lettering« unzwei-
felhaft eine der interessantesten Ver-
öffentlichungen auf diesem Gebiet),
dann der Ernest Jimson, illustriert von
F. L. Griggs, aus der Shakespeare-Head-
Press und die »Fahles of the bees« der
Oxford University-Press. Auf welch
hohem Niveau sich die englische Buch-
technik im Durchschnitt jetzt befindet,
vermögen mehr als einige wenige Glanz-
stücke die Gebrauchsbücher zu zeigen.
Wir denken hier an die wissenschaft-
lichen Publikationen der beiden großen
Universitäts-Pressen in Oxford und Cam-
bridge, deren Wörterbücher, Hand- und
Nachschlagewerke aus allen Gebieten
buchtechnisch mustergültig genannt wer-
den können. — In Deutschland mag die
englische Buchkunst trotz aller Wert-
schätzung, die ihr von einzelnenSammlern
entgegengebracht wird, vielleicht nicht
immer ganz ungeteilten Beifall finden:
Das ganz bewußte Anknüpfen der engli-
schen Drucker an humanistische Traditio-
nen einerseits, (wir erinnern nur an die
Worte William Morris’ »There was only
one source fromwhichto take examples of
perfected roman type . . the works of
the great Venetian printers of the fif-
teenth Century«, d. i. Ratdolt und Ge-
nossen!) und eine große Vorliebe für vor-
nehme ruhige Wirkungen andererseits
mögen zuweilen eine gewisse Starrheit
der Formen, eine Gleichmäßigkeit des
Ausdrucks hervorbringen, die dem revo-
lutionärer schaffenden deutschen Buch-
künstler fremd sind. (Im übrigen gibt
es aber auch in England Stimmen, die
— entgegen dem herrschenden Konser-
vativismus — der englischen Typogra-
phie eine neue Zukunft prophezeien, ob
mit Recht, mag dahingestellt bleiben.)
Immerhin müssen wir zugeben, daß in
England das Bestreben, auch die Allge-
meinheit an der Entwicklung der Buch-
kunst teilnehmen zu lassen, viel größer
als anderswo ist. So veranstalten die be-
deutenden bibliophilen Vereinigungen
nicht nur Jahresausstellungen (deren
erste von der »Medici Society« ausging)
sie geben auch wie z. B. die »Biblio-
graphical Society« und »The Fleuron«
ihre eigenen Zeitschriften heraus, in denen
neben den Meistern des Faches wie New-
digate, Morison, Johnson bedeutende
Buchkünstler und Gelehrte zu Worte
kommen und durch lebendigen Gedan-
kenaustausch über eigene und fremde
Leistungen in Vergangenheit, Gegen-
wart und Zukunft dem Büchfreund Ein-
blick in ihr Schaffen gewähren. S.-E.
KUNSTMARKT
Die B achstitz - Gallery im Plaag
versendet in zwangloser Folge Bulle-
tins über bemerkenswerte Stücke ihres
Lagers im Haag und in New York unter
dem Titel »Bulletin of the Bach-
stitz Gallery, The Hague, New
York City«. Die Abbildungen der
Stücke werden von einem Text aus der
Feder angesehener Autoritäten begleitet,
teilweise Expertisen, teilweise ausführ-
liche wissenschaftliche Erörterungen.
Diese für Sammler und Museen bestimm-
ten Hefte enthalten neben Bildern und
Skulpturen auch eine Reihe interessanter
kunstgewerblicher Gegenstände, von
denen einige inzwischen in den Besitz
von amerikanischen Museen überge-
gangen sind. Mehrere der Gegenstände
sind bereits von Falke in dem kunstge-
werblichen Teil des schönen dreibändigen
Katalogs der Bachstitz-Gallery gewür-
digt worden. — Aus dem ehemals so
umfangreichen Bestand an griechischem
Goldschmuck, den die Bachstitz-Gallery
aus dem Besitz der Sammlung Gans in
Frankfurt am Main erworben hatte, wird
ein griechisches goldenes Halsband und
ein goldener Fingerring mit einem ge-
schnittenen Karneol von Robert Zahn,
dem Bearbeiter der Sammlung Gans, be-
sprochen, ferner eine bunte Glasschale
aus dem östlichen Gebiet des Mittelmeers
der früheren Kaiserzeit angehörig. Das
europäische Mittelalter ist vertreten
403
den möchte, der sei auf den »Catalogue
Raisonne of books printed at the Cur-
wen-Press« 1920—23 verwiesen — nach
Morris’ grundlegendem Werk über die
Kelmscott-Press und Johnstons »Writing
and Jlluminating and Lettering« unzwei-
felhaft eine der interessantesten Ver-
öffentlichungen auf diesem Gebiet),
dann der Ernest Jimson, illustriert von
F. L. Griggs, aus der Shakespeare-Head-
Press und die »Fahles of the bees« der
Oxford University-Press. Auf welch
hohem Niveau sich die englische Buch-
technik im Durchschnitt jetzt befindet,
vermögen mehr als einige wenige Glanz-
stücke die Gebrauchsbücher zu zeigen.
Wir denken hier an die wissenschaft-
lichen Publikationen der beiden großen
Universitäts-Pressen in Oxford und Cam-
bridge, deren Wörterbücher, Hand- und
Nachschlagewerke aus allen Gebieten
buchtechnisch mustergültig genannt wer-
den können. — In Deutschland mag die
englische Buchkunst trotz aller Wert-
schätzung, die ihr von einzelnenSammlern
entgegengebracht wird, vielleicht nicht
immer ganz ungeteilten Beifall finden:
Das ganz bewußte Anknüpfen der engli-
schen Drucker an humanistische Traditio-
nen einerseits, (wir erinnern nur an die
Worte William Morris’ »There was only
one source fromwhichto take examples of
perfected roman type . . the works of
the great Venetian printers of the fif-
teenth Century«, d. i. Ratdolt und Ge-
nossen!) und eine große Vorliebe für vor-
nehme ruhige Wirkungen andererseits
mögen zuweilen eine gewisse Starrheit
der Formen, eine Gleichmäßigkeit des
Ausdrucks hervorbringen, die dem revo-
lutionärer schaffenden deutschen Buch-
künstler fremd sind. (Im übrigen gibt
es aber auch in England Stimmen, die
— entgegen dem herrschenden Konser-
vativismus — der englischen Typogra-
phie eine neue Zukunft prophezeien, ob
mit Recht, mag dahingestellt bleiben.)
Immerhin müssen wir zugeben, daß in
England das Bestreben, auch die Allge-
meinheit an der Entwicklung der Buch-
kunst teilnehmen zu lassen, viel größer
als anderswo ist. So veranstalten die be-
deutenden bibliophilen Vereinigungen
nicht nur Jahresausstellungen (deren
erste von der »Medici Society« ausging)
sie geben auch wie z. B. die »Biblio-
graphical Society« und »The Fleuron«
ihre eigenen Zeitschriften heraus, in denen
neben den Meistern des Faches wie New-
digate, Morison, Johnson bedeutende
Buchkünstler und Gelehrte zu Worte
kommen und durch lebendigen Gedan-
kenaustausch über eigene und fremde
Leistungen in Vergangenheit, Gegen-
wart und Zukunft dem Büchfreund Ein-
blick in ihr Schaffen gewähren. S.-E.
KUNSTMARKT
Die B achstitz - Gallery im Plaag
versendet in zwangloser Folge Bulle-
tins über bemerkenswerte Stücke ihres
Lagers im Haag und in New York unter
dem Titel »Bulletin of the Bach-
stitz Gallery, The Hague, New
York City«. Die Abbildungen der
Stücke werden von einem Text aus der
Feder angesehener Autoritäten begleitet,
teilweise Expertisen, teilweise ausführ-
liche wissenschaftliche Erörterungen.
Diese für Sammler und Museen bestimm-
ten Hefte enthalten neben Bildern und
Skulpturen auch eine Reihe interessanter
kunstgewerblicher Gegenstände, von
denen einige inzwischen in den Besitz
von amerikanischen Museen überge-
gangen sind. Mehrere der Gegenstände
sind bereits von Falke in dem kunstge-
werblichen Teil des schönen dreibändigen
Katalogs der Bachstitz-Gallery gewür-
digt worden. — Aus dem ehemals so
umfangreichen Bestand an griechischem
Goldschmuck, den die Bachstitz-Gallery
aus dem Besitz der Sammlung Gans in
Frankfurt am Main erworben hatte, wird
ein griechisches goldenes Halsband und
ein goldener Fingerring mit einem ge-
schnittenen Karneol von Robert Zahn,
dem Bearbeiter der Sammlung Gans, be-
sprochen, ferner eine bunte Glasschale
aus dem östlichen Gebiet des Mittelmeers
der früheren Kaiserzeit angehörig. Das
europäische Mittelalter ist vertreten