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Neben den unumgänglichen Verlosungen sind
ständige und wechselnde Ausstellungen
und durch Anschauungs - Material unterstützte
Vorträge das Lebenselement der Kunstvereine,
und auf diesen Gebieten sind Reformen der be-
stehenden Zustände dringend geboten.
Die Kunstvereine können eine ihrer Mitglieder-

Staatliche, städtische und Privat-
sammlungen
Neuerwerbungen des Kaiser-Friedrich-Museums
in Berlin. Der altdeutschen Abteilung des Museums
sind als Neuerwerbungen eingereiht worden: Der
rechte Flügel eines Altargemäldes auf Goldgrund,
die Apostel Thomas und Bartholomäus dar-
stell end. Das Bildchen entstammt der böhmischen
Schule. Ferner von dem Memminger Maler
Konrad Striegel vier Halbfiguren von Propheten,
ebenfalls auf Goldgrund, durch Schriftbänder mit
Zitaten gekennzeichnet.
Neuerwerbungen des Dresdener Kupferstich-
kabinetts. Die Rückkehr des verdienstvollen
Professors Max Lehrs kommt den Dresdener
Sammlungen zu gute, wie die Ausstellung der
Neuerwerbungen beweist. Da sind zunächst von
den Münchenern Toni Stadler mit prächtigen
Landschaften in Steindruck, Fritz Uhde mit zehn
Handzeichnungen und Thomas Theodor Heine
mit einer Radierung „Diana“ vertreten, einer
grotesken Parodie des Artemiskultus. Von
Dresdener Künstlern stehen in erster Reihe
Max Klinger mit vier Exlibris - Radierungen,
Wilhelm Claus mit landschaftlichen Zeichnungen,
Jakob Weinheimer mit einer Radierung „Am
Bach“ und Ferdinand Steiniger mit landschaft-
lichen Motiven aus Böhmen und der Dresdener
Heide. Emil Orlik ist mit ein paar reizvollen
älteren Porträtradierungen und Max Liebermann
mit vier geistvollen Radierungen vertreten. Von
älteren Künstlern kommt der Berliner Gustav
Feckert mit den Steindruckbildnissen des Kaiser
Friedrich, der Kaiserin Viktoria, der Herzogin von
Augustenburg, der Gräfin Lehndorff und des alten
Wrangel zu Worte.
Aus der Münchener Pinakothek. In die alte
Pinakothek ist mit Geheimrat von Tschudi neues
Leben eingezogen. Im Vorwort zu einem Katalog
der Sammlung Nemes zeichnet er mit berechtigtem
Selbstbewußtsein das Charakterbild des modernen
Galeriedirektors, der in zielbewußtem Zusammen-
arbeiten mit dem Kunstfreund neue Werte prägt,
indem er den steten Zusammenhang zwischen
altem und neuem Schaffen wahrt und fördert.
Dem Worte Tschudis entspricht die Tat. Durch
das nicht immer widerspruchslos erfolgte Heran-

zahl und ihren materiellen Mitteln entsprechende
Einwirkung auf die Einrichtung einheimischer
Kunstübung nur dann gewinnen, wenn sie sich
selbst größere Aufgaben stellen und „getrennt
marschierend und vereint schlagend“ in gemein-
samer zielbewußter Arbeit auf neuen Wegen zu
lösen suchen. GEORG malkowsky.

ziehen provinzieller Galerien haben die ent-
sprechenden Teile der Pinakothek, besonders soweit
die deutschen Schulen des 15. Jahrhunderts in
Frage kommen, dankenswerte Ergänzungen ge-
funden. Die Grünewald, Dürer, Cranach
und Holbein geben in ihrem Nähergerücktsein
zu interessanten Vergleichen Anlaß. Die Privat-
sammlungen Carstanjen und Nemes, deren
größerer Teil der Pinakothek erhalten bleibt, bieten
ein glänzendes Beispiel für das verständnisvolle
Zusammenwirken von Galerieleiter und Spezial-
sammler, durch das sich erst bleibende Werte
herausschälen. Greco und Goya, die hier mit
Werken ersten Ranges vertreten sind, bedeuten
für die alte Pinakothek neue, bisher ungehobene
Schätze. Die Landschaften Courbets und Manets,
die Stilleben Monets, Cezannes und Renoirs,
die figürlichen Darstellungen Corots und Degas
würden vielleicht besser für die Auffrischung der
rückständigen, von Lokalpatriotismus infizierten
Neuen Pinakothek zu verwenden sein, aber schließ-
lich kommt es nicht auf den Ort, sondern auf
die Möglichkeit des Anschauens und Lernens an.
Tschudis Einfluß macht sich eben überall fördernd
bemerkbar, wie denn soeben auf seinen Rat für
die staatlichen Sammlungen Uhdes „Mohren-
könig“, „Waldinneres“ und „Engel“ und ein Ge-
mälde von Hagemeister angekauft worden sind.
Aus dem Wallraf - Richartz- Museum in Köln.
Ein bei städtischen Tiefbauarbeiten zu Tage ge-
förderter kolossaler Marmorkopf ist den Samm-
lungen des Wallraf-Richartz-Museums einverleibt
worden. Er gehört jedenfalls zu einer Statue von
etwa 2 V2 m Höhe. Der Typus weist auf Claudius
Drusus Germaniens, den Eroberer Deutschlands
hin, der beim Rückmarsch aus dem Inneren durch
einen Unfall umkam. Der Fund ist für Köln
besonders interessant, da er mit der Gründungs-
geschichte der Stadt zusammenhängt.
Neuordnung des Kaiser-Friedrich-Museums
in Magdeburg. Die durch das Freiwerden zweier
Säle bedingte Umordnung der städtischen Ge-
mäldegalerie ist unter Leitung Th. Vollbehrs
zum vorläufigen Abschluß gekommen. Der erste
Raum ist der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts
gewidmet, dann folgen die Niederländer des 17.
und 18. Jahrhunderts, die Nazarener und Ro-
mantiker und die Kunst bis 1860. In steigender
 
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