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waarenlagers in Augenschein zu nehmen. Die
ganze Einrichtung und besonders die Ordnung
in Aufstellung der Porzellane erhielt Beifall und
überall bezeugte der allergnädigste König seine
Zufriedenheit, nur über die Maler nicht, weil sie
die Mythologie nicht fleißiger studirten. Der
König hatte für seine Tafel ein Service mit Ge-
mälden aus den Ovidischen Verwandelungen an-
zufertigen befohlen, und zu dem Ende Jemand
zu sich nach Potsdam kommen lassen, dem er
das, was er gemalt haben wollte, in die Schreib-
tafel diktirte. Da nun dieser kein Mytholog
war, so war das, was er aufgeschrieben hatte,
so übel -gerathen, daß Niemand etwas von des
Königs Gedanken daraus abnehmen noch er-
rathen konnte. Dieserhalb anzufragen, hätte wohl
nicht gut aufgenommen werden dürfen, und gleich-
wohl mußte das Service fertig gemacht werden,

welches auch geschah, aber gar nicht nach des
Königs'Sinn. Und so mußten die Maler des
königlichen Beifalls, dessen ihre Arbeiten so oft
gewürdigt worden, jetzt verlustig gehen.“
Am 17. August 1786 trug Grieninger tief-
bewegt in sein Journal ein: ,,Heute Vormittag
zwischen 7 und 8 Uhr kam von Potsdam die
höchst traurige Nachricht nach Berlin von.seinem
auf die schmerzhafteste Krankheit an diesem
Morgen gegen 3 Uhr erfolgten Tode. Mein Gott!
welche düstere Stille! Ueberall nichts als Seufzer
und Thränen. Und welcher Anblick! so viele I
unter den Waffen grau gewordene tapfere Krieger i
ihren geliebtesten Friedrich, unter dessen Befehlen \
sie so oft gesieget haben, beweinen sehen. Nie- (
mals ist wohl ein König von seinem Heere und ■
von seinem Volke so wehmüthig beklaget und
betrauert worden. Er war ja auch der Einzige.“ -

Museen und öffentliche Sammlungen.
Berlin. Aus der Gedächtnisausstellung in der
Berliner Akademie der Künste hat die National-
galerie zwei Jugendwerke von Ludwig Knaus
erworben. Es sind Porträts, die der damals
19 jährige 1848 während seiner Studienzeit auf
der Düsseldorfer Akademie malte. Auf der Aus-
stellung wurden ferner drei Arbeiten von Woldemar
Friedrich und drei Werke des Kupferstechers
Gustav Eilers verkauft.
Breslau. Den Löwenanteil an den Neuer-
werbungen des Kupferstichkabinetts tragen
dieses Mal die Ausländer davon. Die französische
Radierung ist durch Camille Corot, Ch. F. Dau-
bigny, Ferdinand Gaillard, Jacques Tissot und
Jean-Francois Raffaelli gut vertreten. Diesen
reihen sich die Klassiker der Lithographie, Ga-
varni, Daumier und A. M. Raffet an. Ebenso
wird die Ätzkunst Englands durch Landschaften
und andere Kompositionen von Joseph Penn eil,
William Strang und Albany E. Howarth anschau-
lich gemacht. Auch vom kürzlich verstorbenen
holländischen Altmeister Jozef Israels ist eins
seiner Hauptblätter, der in andeutender Zeichen-
weise skizzierte „Blinde“ vorhanden.
Dresden. Aus dem sächsischen Etat sind einige
interessante Posten zu entnehmen, die für die
staatliche Kunstpflege Bedeutung haben. Die König-
liche Porzellanmanufaktur setzt an Ausgaben
1722000 M., an Einnahmen 2160000 M. an,
so daß mit einem Überschuß von 438000 M.
gerechnet wird, aus dem die Unkosten für eine
in Meißen zu errichtende „Schauhalle“ bestritten
werden sollen.
Für Kunstzwecke im allgemeinen werden
144000 M. gefordert, die sich im einzel-
nen folgendermaßen verteilen: Zur Herstellung
monumentaler Kunstwerke der Malerei und

Bildnerei 60 000 M., für Ankauf von Bildhauer-
arbeiten 20000 M., Aufzeichnung der älteren
Kunst- und Baudenkmäler, wissenschaftliche Unter-
suchung vorgeschichtlicher Altertümer, Beihilfen
und Maßnahmen zur Erhaltung alter kunstge-
schichtlich merkwürdiger Bauwerke, Denkmäler
und Kunstwerke, sowie zur allgemeinen Anregung
auf diesem Gebiete 43 000 M.
Die Vierteljahrsaüsstellung des Dresdner
Kupferstichkabinetts bringt eine Kollektion
von Künstler-Bildnissen, die größtenteils aus der
Sammlung Vogel von Vogelstein stammen, der ohne
Wahl seine Zeitgenossen zeichnete, mochten sie nun
Balzac, Schinkel, Goethe, Gregorovius,Thorwaldsen,
Schadow, David, Delaroche oder Ingres heißen.
Künstlerisch unerheblich fesseln sie durch die Per-
sönlichkeit des Dargestellten. Für den wichtigeren
Rest der Ausstellung zeichnen verantwortlich
Franz Krüger, Emst Rietschel, Karl Sohn, Bende-
mann, Rugendas, Schnorr von Karolsfeld, Stauffer-
Bern, Leibi. Aber auch hier ist das Mittelgut vor-
herrschend, so daß der künstlerische Zweck einer
solchen Ausstellung nicht recht ersichtlich ist.
Ausstellungen.
Berlin. Die Ausstellungskommission hat aus
Anlaß des siebzigjährigen Bestehens des Vereins
Berliner Künstler zu Ehren der Nestoren des
Vereins eine geschlossene Ausstellung von Werken
dieser Künstler veranstaltet. Ferner sind aus-
gestellt : Kollektionen von Professor Albert
Hertel-Berlin (Aquarelle), Hermann HirzeLBerlin
(Radierungen), Georg Jahn - Dresden - Loschwitz
(Radierungen), sowie Einzelwerke Berliner und
auswärtiger Künstler.
Ausstellungen im Inlande 1912. Die Pforten
der Internationalen Hygieneausstellung sind kaum
geschlossen und schon sind die Vorbereitungen
 
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