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Abermals ein Rembrandt nach Amerika ver-
kauft. Nach einer Londoner Blättermeldung
verkaufte Lord Feversham das Bild Rembrandts
„Holländischer Kaufmann“ für ungefähr eine
Million Mark an Frick-Newyork. — In Paris
wurde in der vorigen Woche bei der Versteige-
rung der Sammlung von Leveigneut ein Rem-
brandt, eine Frau mit einem Hahn auf den
Knien darstellend, zum Preise von 475000 Fr.
verkauft. Das Bild soll aus dem Jahre 1650
stammen und war im Jahre 1884 für 14000 Fr.
in den Besitz der Verkäuferin übergegangen.
Nach Dr. A. Bredius, dem bekannten Rembrandt-
keuner, ist es aber nur das Weik eines Schülers.
7‘/+ Millionen für einen Holbein. Benjamin
Altmann, der New-Yorker Sammler, hat jetzt ein
Gemälde Hans Holbeins erworben, das erste
Werk des Meisters, das nach Amerika ging. Es
ist das Porträt von Margaret Wvatt, Tochter von
Henry Wyatt, das sich bisher in der Sammlung
des Majors Charles Palmer in London befand.
Altmann zahlte difür i1/^ Millionen Francs.
Amerikanische Kunstsammlungen „dem Wür-
digsten“. Eine amüsante Anekdote von dem
bekannten englischen Porträtmaler Sargent weiß
eine englische Zeitschrift zu erzählen. Der Künstler
hielt sich unlängst in Amerika auf und wurde
einmal von einem auf sein vermeintliches Kunst-
verständnis sehr stolzen Multimillionär eingeladen,
dessen Gemäldesammlung zu besichtigen: eine
stattliche Galerie mehr als zweifelhafter Rembrandts,
Tizians, Raffaels und Murillos. Stolz nickt der
Multimillionär dem Maler zu: „Tja, Tja, Mr.
Sargent, ich bin entschlossen, meine Kunstschätze
irgend einem öffentlichen Institute zu vermachen.
Aber wem soll ich diese Bilder anvertrauen ?
Das ist noch die Frage.“ „Ach,“ meinte Sargent
trocken, „ich würde Ihnen vorschlagen: der
Blindenanstalt . . .“
Das römische Viktor - Emanuel - Denkmal in
Gefahr? Römischen Nachrichten zufolge zeigen
sich seit einiger Zeit im Unterbau wie in der
Marmorverkleidung des 1911 so feierlich ein-
geweihten Riesendenkmals Sprünge, die sich zu-
sehends erweitern. Die Untersuchung hat fest-
gestellt, daß es sich um Terrainverschiebungen
handelt. Ein Teil der Ost- wie der Nordseite
des Monuments ist nämlich auf sandigem Boden
errichtet, der unter der Last der kolossalen Bauten
und durch einrieselndes Wasser etwas nachgegeben
hat. Die Architekten haben sofort umfassende
Reparaturarbeiten in Angriff genommen.
Ein Segantini - Museum haben Bürger des
Engadin ihrem berühmten Landsmann an der
Stätte seines Schaffens errichtet, einen schlichten
Rundbau, der vornehmlich zur Aufnahme einiger
seiner besten Gemälde bestimmt ist, aber auch
vieles enthält, was sonst auf den Sohn dieser
einst stillen Täler Bezug hat. Für den Bau
schenkte die Bürgergemeinde St. Moritz ein Ge-
lände an der Straße nach Campfer auf dem be-
waldeten Hang über dem Westende des Sees.
Man hat von hier eine weite Aussicht auf den
Schafberg, wo Segantini malte und starb. Das
Äußere ist der Landschaft gut angepaßt und
wirkt ernst wie eine Grabkapelle. Eine Reihe
kleiner Seitenlichtsäle sind mit Nachbildungen
der Werke Segantinis und mit einer Bücherei,
die alle auf den Künstler bezüglichen Schrift-
werke enthält, ausgestattet. Auf einer engen
Treppe gelangt man zum einzigen großen Raume
des Hauses, dem Gemäldesaal, der überraschend
stattlich und klar wirkt. Die Beleuchtung erfolgt
nur durch Tageslicht.
Zur Erhaltung moderner Bilder. Oft sieht
man an modernen Ölgemälden mit Bedauern,
wie schnell die Farben springen, wie nach weni-
gen Jahren oder Jahrzehnten die alte Schönheit
dahin ist. Manchmal ist wohl die unsolide Mal-
weise schuld, aber gerade die besten Meister
haben viel experimentiert, um ihren Werken auch
die längstmögliche Erhaltung zu sichern. Da
können es Versuche von großer Bedeutung sein,
die jetzt an der Hochschule für die bildenden
Künste für Berlin-Charlottenburg Prof Dr. Ernst
Täuber durchgeführt hat. Besonders beschäftigte
ihn in der letzten Zeit das Übereinanderlegen
von Farbschichten, die aus zwei oder mehreren
Einzelfarben zusammengesetzt sind, was unsere
modernen im Gegensatz zu den alten Meistern
so häufig verwenden. Täuber kam zu dem ein-
fachen Ergebnis, daß Mischfarben von ähnlicher
Zusammensetzung unbedenklich ohne vollständiges
Durchtrocknen der einzelnen Schichten über-
einandergelegt werden können. Besonders wert-
voll zur Erhaltung der Farben ist nach Täubers
Feststellungen das Bleiweiß. Eine Farbe, die,
wie Kobaltblau oder Krapplack, in unvermischtem
Zustande auf unvollständig durchtrockn etem Blei-
weiß, fast stets rissig wird, verliert diese Neigung
in dem blaße, in dem ihr Bleiweiß zugemischt
wird. So treten schließlich, wenn Bleiweiß mehr
als die Hälfte der Mischung ausmacht, Risse
überhaupt nicht mehr auf. Mischungen von Blei-
weiß und verschiedenen Farben aus mehreren
Schichten zeigen nach dreijähriger Beobachtung
nicht den geringsten Schaden. In den zahl-
reichen Fällen also, wo die Maler mit Mischungen
arbeiten, die Weiß in beträchtlicher Menge ent-
halten, können sie ihre Arbeit beliebig unter-
brechen . und auf gute Erhaltung rechnen. Bei
Anwendung von Lasuren empfiehlt Prof. Täuber,
zwischen Untermalung und Lasur eine dünne
Lage einer Mischung anzubringen, die aus gleichen
Teilen der Untermalungs- und Lasurfarbe besteht.
Alle Zuschriften sind zu richten an den Verlag Weise & Co., Berlin W.62
Druck: Krey und Sommeriad, Niedersedlitz-Dresden.
Abermals ein Rembrandt nach Amerika ver-
kauft. Nach einer Londoner Blättermeldung
verkaufte Lord Feversham das Bild Rembrandts
„Holländischer Kaufmann“ für ungefähr eine
Million Mark an Frick-Newyork. — In Paris
wurde in der vorigen Woche bei der Versteige-
rung der Sammlung von Leveigneut ein Rem-
brandt, eine Frau mit einem Hahn auf den
Knien darstellend, zum Preise von 475000 Fr.
verkauft. Das Bild soll aus dem Jahre 1650
stammen und war im Jahre 1884 für 14000 Fr.
in den Besitz der Verkäuferin übergegangen.
Nach Dr. A. Bredius, dem bekannten Rembrandt-
keuner, ist es aber nur das Weik eines Schülers.
7‘/+ Millionen für einen Holbein. Benjamin
Altmann, der New-Yorker Sammler, hat jetzt ein
Gemälde Hans Holbeins erworben, das erste
Werk des Meisters, das nach Amerika ging. Es
ist das Porträt von Margaret Wvatt, Tochter von
Henry Wyatt, das sich bisher in der Sammlung
des Majors Charles Palmer in London befand.
Altmann zahlte difür i1/^ Millionen Francs.
Amerikanische Kunstsammlungen „dem Wür-
digsten“. Eine amüsante Anekdote von dem
bekannten englischen Porträtmaler Sargent weiß
eine englische Zeitschrift zu erzählen. Der Künstler
hielt sich unlängst in Amerika auf und wurde
einmal von einem auf sein vermeintliches Kunst-
verständnis sehr stolzen Multimillionär eingeladen,
dessen Gemäldesammlung zu besichtigen: eine
stattliche Galerie mehr als zweifelhafter Rembrandts,
Tizians, Raffaels und Murillos. Stolz nickt der
Multimillionär dem Maler zu: „Tja, Tja, Mr.
Sargent, ich bin entschlossen, meine Kunstschätze
irgend einem öffentlichen Institute zu vermachen.
Aber wem soll ich diese Bilder anvertrauen ?
Das ist noch die Frage.“ „Ach,“ meinte Sargent
trocken, „ich würde Ihnen vorschlagen: der
Blindenanstalt . . .“
Das römische Viktor - Emanuel - Denkmal in
Gefahr? Römischen Nachrichten zufolge zeigen
sich seit einiger Zeit im Unterbau wie in der
Marmorverkleidung des 1911 so feierlich ein-
geweihten Riesendenkmals Sprünge, die sich zu-
sehends erweitern. Die Untersuchung hat fest-
gestellt, daß es sich um Terrainverschiebungen
handelt. Ein Teil der Ost- wie der Nordseite
des Monuments ist nämlich auf sandigem Boden
errichtet, der unter der Last der kolossalen Bauten
und durch einrieselndes Wasser etwas nachgegeben
hat. Die Architekten haben sofort umfassende
Reparaturarbeiten in Angriff genommen.
Ein Segantini - Museum haben Bürger des
Engadin ihrem berühmten Landsmann an der
Stätte seines Schaffens errichtet, einen schlichten
Rundbau, der vornehmlich zur Aufnahme einiger
seiner besten Gemälde bestimmt ist, aber auch
vieles enthält, was sonst auf den Sohn dieser
einst stillen Täler Bezug hat. Für den Bau
schenkte die Bürgergemeinde St. Moritz ein Ge-
lände an der Straße nach Campfer auf dem be-
waldeten Hang über dem Westende des Sees.
Man hat von hier eine weite Aussicht auf den
Schafberg, wo Segantini malte und starb. Das
Äußere ist der Landschaft gut angepaßt und
wirkt ernst wie eine Grabkapelle. Eine Reihe
kleiner Seitenlichtsäle sind mit Nachbildungen
der Werke Segantinis und mit einer Bücherei,
die alle auf den Künstler bezüglichen Schrift-
werke enthält, ausgestattet. Auf einer engen
Treppe gelangt man zum einzigen großen Raume
des Hauses, dem Gemäldesaal, der überraschend
stattlich und klar wirkt. Die Beleuchtung erfolgt
nur durch Tageslicht.
Zur Erhaltung moderner Bilder. Oft sieht
man an modernen Ölgemälden mit Bedauern,
wie schnell die Farben springen, wie nach weni-
gen Jahren oder Jahrzehnten die alte Schönheit
dahin ist. Manchmal ist wohl die unsolide Mal-
weise schuld, aber gerade die besten Meister
haben viel experimentiert, um ihren Werken auch
die längstmögliche Erhaltung zu sichern. Da
können es Versuche von großer Bedeutung sein,
die jetzt an der Hochschule für die bildenden
Künste für Berlin-Charlottenburg Prof Dr. Ernst
Täuber durchgeführt hat. Besonders beschäftigte
ihn in der letzten Zeit das Übereinanderlegen
von Farbschichten, die aus zwei oder mehreren
Einzelfarben zusammengesetzt sind, was unsere
modernen im Gegensatz zu den alten Meistern
so häufig verwenden. Täuber kam zu dem ein-
fachen Ergebnis, daß Mischfarben von ähnlicher
Zusammensetzung unbedenklich ohne vollständiges
Durchtrocknen der einzelnen Schichten über-
einandergelegt werden können. Besonders wert-
voll zur Erhaltung der Farben ist nach Täubers
Feststellungen das Bleiweiß. Eine Farbe, die,
wie Kobaltblau oder Krapplack, in unvermischtem
Zustande auf unvollständig durchtrockn etem Blei-
weiß, fast stets rissig wird, verliert diese Neigung
in dem blaße, in dem ihr Bleiweiß zugemischt
wird. So treten schließlich, wenn Bleiweiß mehr
als die Hälfte der Mischung ausmacht, Risse
überhaupt nicht mehr auf. Mischungen von Blei-
weiß und verschiedenen Farben aus mehreren
Schichten zeigen nach dreijähriger Beobachtung
nicht den geringsten Schaden. In den zahl-
reichen Fällen also, wo die Maler mit Mischungen
arbeiten, die Weiß in beträchtlicher Menge ent-
halten, können sie ihre Arbeit beliebig unter-
brechen . und auf gute Erhaltung rechnen. Bei
Anwendung von Lasuren empfiehlt Prof. Täuber,
zwischen Untermalung und Lasur eine dünne
Lage einer Mischung anzubringen, die aus gleichen
Teilen der Untermalungs- und Lasurfarbe besteht.
Alle Zuschriften sind zu richten an den Verlag Weise & Co., Berlin W.62
Druck: Krey und Sommeriad, Niedersedlitz-Dresden.