Beruf zu gemeinsamem Dienst im Ganzen. Und wenn das meistens
noch im weiten steht: wir müssen einander kennen lernen.
All das ist Aufklärdienst. Im Aufklärdienste liegt unser
,,Führertum". Was wir an Zukunftsglauben in uns erbaut haben,
das gehört uns, jedem von uns für sich allein, nicht allen. Uns
selber mag's leiten und die unsrigen. Gleich standesweis die
Menschheit danach zu dirigieren, das ginge so wenig an, wie wenn in
einem Regiment Soldaten ein jeder ehrliche Unteroffizier führen
wollte.
Treiben wir klugen Aufklärdienst, so brauchen wir ums Vor-
wärtskommen unsres Volkstums, weiß Gott nicht in Sorgen zu sein.
Hätte es keine Stärken in sich, wir könnten sie ihm nicht geben.
Hat es aber welche, so werden wir sie bewußt machen. Das ist
unser „Führen". Der ganze Vergleich vom Führen, der Vergleich
vom Gehen und Vorwärtsstreben überhanpt ist ja doch eben nur ein
Vergleich, der, wie alle, hinkt. Unzählige Kräfte im Volk und außer
ihm wirken auf uusre Gesamtheit ein, aus der Sache erstandene
und künstlich zugeführte, gesunde und kranke, tränkende nnd ver--
sengende. Helfen wir, daß die Deutung der Zeichen nicht gefälscht
und daß die Folgerung aus dcm Erfahrenen gezogen werde, auch
mit der Tat. Und helfen wir dazu als Leute, die nicht wie die
Spinnen nur auf dem eigenen Netz herumlaufen, sondern als Men-
schen, die ans dem Fachtume sich zur Umschau erheben können.
So fördern wir, wenn wir dienen. Den Ehrgeiz, anderswie zu
führen, brauchen wir nicht. A
Vom Nornanerfolg
^»'s ist bekannt genug; welche tzaupteigenschaften ein Roman nötig
I^hat, um den materiellen Durchschnittserfolg zu finden. Man
^^braucht nur etwa die plump-ehrlichen Romangesuche rlnein-
geführter Verlagsfirmen oder Zeitschriften in den Fachblättern zu
lesen: „interessant" muß der Roman sein, „spannend", „flott" muß er
erzählt sein, „sittlich rein", „unpolitisch", überhaupt „tendenzfrei" —
kurz: er muß auch den schläfrigsten Sinn wach machen und wach halten,
darf aber zugleich nach keiner Seite hin durch irgendeine selbständige
Anschauung irgendwelchen Anstoß erregen.
Bei den erfahrensten und bestfundierten Häusern des Romanhandels
bestehen natürlich genauere Vorschriften für die Ware, die ihnen und
ihrem wohlerkannten Kundenkreise gefallen soll. So nimmt eines der
allerersten nnter diesen Häusern grundsätzlich niemalsRomane in Brief-
oder Tagebuchform (wenigstens tat es dies nicht vor dem Erfolg der
„Briefe, die ihn nicht erreichten"), ein andres allererstes erklärt sich
ebenso entschieden gegen humoristische und geschichtliche Romane
(wenigstens geschah dies an der dort maßgebenden Stelle noch kurz
bevor Bruno Willes geschichtlicher Roman beim Wettbewerb des
„Aniversums" mit dreißigtausend Reichsmark gekrönt wurde). Auf
ein reichliches Maß Dialog, auf tunlichste Bevorzugung angenehm
wohlhabender, womöglich luxuriöser Lebensverhältnisse, auf eine bunte
Reihe beliebter Schauplätze (Grafenschloß, Großstadtsalon, Nordsee-
(. Oktoberheft (9(0 3
noch im weiten steht: wir müssen einander kennen lernen.
All das ist Aufklärdienst. Im Aufklärdienste liegt unser
,,Führertum". Was wir an Zukunftsglauben in uns erbaut haben,
das gehört uns, jedem von uns für sich allein, nicht allen. Uns
selber mag's leiten und die unsrigen. Gleich standesweis die
Menschheit danach zu dirigieren, das ginge so wenig an, wie wenn in
einem Regiment Soldaten ein jeder ehrliche Unteroffizier führen
wollte.
Treiben wir klugen Aufklärdienst, so brauchen wir ums Vor-
wärtskommen unsres Volkstums, weiß Gott nicht in Sorgen zu sein.
Hätte es keine Stärken in sich, wir könnten sie ihm nicht geben.
Hat es aber welche, so werden wir sie bewußt machen. Das ist
unser „Führen". Der ganze Vergleich vom Führen, der Vergleich
vom Gehen und Vorwärtsstreben überhanpt ist ja doch eben nur ein
Vergleich, der, wie alle, hinkt. Unzählige Kräfte im Volk und außer
ihm wirken auf uusre Gesamtheit ein, aus der Sache erstandene
und künstlich zugeführte, gesunde und kranke, tränkende nnd ver--
sengende. Helfen wir, daß die Deutung der Zeichen nicht gefälscht
und daß die Folgerung aus dcm Erfahrenen gezogen werde, auch
mit der Tat. Und helfen wir dazu als Leute, die nicht wie die
Spinnen nur auf dem eigenen Netz herumlaufen, sondern als Men-
schen, die ans dem Fachtume sich zur Umschau erheben können.
So fördern wir, wenn wir dienen. Den Ehrgeiz, anderswie zu
führen, brauchen wir nicht. A
Vom Nornanerfolg
^»'s ist bekannt genug; welche tzaupteigenschaften ein Roman nötig
I^hat, um den materiellen Durchschnittserfolg zu finden. Man
^^braucht nur etwa die plump-ehrlichen Romangesuche rlnein-
geführter Verlagsfirmen oder Zeitschriften in den Fachblättern zu
lesen: „interessant" muß der Roman sein, „spannend", „flott" muß er
erzählt sein, „sittlich rein", „unpolitisch", überhaupt „tendenzfrei" —
kurz: er muß auch den schläfrigsten Sinn wach machen und wach halten,
darf aber zugleich nach keiner Seite hin durch irgendeine selbständige
Anschauung irgendwelchen Anstoß erregen.
Bei den erfahrensten und bestfundierten Häusern des Romanhandels
bestehen natürlich genauere Vorschriften für die Ware, die ihnen und
ihrem wohlerkannten Kundenkreise gefallen soll. So nimmt eines der
allerersten nnter diesen Häusern grundsätzlich niemalsRomane in Brief-
oder Tagebuchform (wenigstens tat es dies nicht vor dem Erfolg der
„Briefe, die ihn nicht erreichten"), ein andres allererstes erklärt sich
ebenso entschieden gegen humoristische und geschichtliche Romane
(wenigstens geschah dies an der dort maßgebenden Stelle noch kurz
bevor Bruno Willes geschichtlicher Roman beim Wettbewerb des
„Aniversums" mit dreißigtausend Reichsmark gekrönt wurde). Auf
ein reichliches Maß Dialog, auf tunlichste Bevorzugung angenehm
wohlhabender, womöglich luxuriöser Lebensverhältnisse, auf eine bunte
Reihe beliebter Schauplätze (Grafenschloß, Großstadtsalon, Nordsee-
(. Oktoberheft (9(0 3