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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,1.1910

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Heft 3 (1. Novemberheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9031#0288
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randete Bildchen nrit dem Brük-
kensteg hilft auch dazu, zeigt
aber gleichzeitig, samt seinem
komischen Gegenstücke, der Magd,
die sich bückt, wie Busch auch
„ornamental" komponieren konnte,
wenn er's wollte: die beidenBild-
chen würden sich vortrefflich zwi-
schen Satz als wohlabgewogener
„Buchschmnck" halten. Vortrefflich
„gewogen" ist auch die größere
Federzeichnung vorn mit dem
henlenden Kind in der Pfütze,
die Busch ganz in seiner freiesten
Art als Skizzierer zeigt. Nun

doch vielleicht necken würde: ich
kann noch besser werden, oder
auch: ich war früher einmal
besser — womit denn dem Künstler
der innere Zwang zu neuer Be-
schäftigung mit der alten Sache ge-
kommen wäre. Die Veränderungen
sind nämlich zwar weitaus am
HLnfigsten, aber sie sind nicht im-
mer fortschreitende Verbesse -
rungen gewesen, bei Busch so-
wenig wie bei andern Bedeutenden:
die Vorzüge des Fertigmachens
müssen ja bei allen Künstlern sehr
oft dnrch Verlust an Frische, die

Zeichnung von Wilhelm Busch

Arrs dem Nöldekeschen Werk

eins, aus dem wir den Studie-
rer keunen lernen: das Blatt mit
all den Bemühungen, Mund und
Nase eines schnarchenden Iun-
gen charakteristisch zu fasseu. Be-
deukt man, daß sich die verblüf-
fende Treffsicherheit Buschs in so
mühseliger Arbeit entwickelt, so
begreift man, daß er Gott dankte,
wenn ein Werk vollendet war
und daß er nun nichts mehr da-
mit zu tun haben wollte. Mög-
lich, es kam zu diesem Grunde
noch ein andrer psychologischer:
die Nngewißheit, ob das fertige
Werk bei neuem Vornehmen nicht

Werte der Voll-Endung müssen
durch Verlust an Werten der In-
tuition erkauft werden.

Wir geben ein paar Bilder
zum Vergleichen. Der Bauer in
der Teigbutte nach einem alten
Holzschnitt Braun L Schneiders,
bei dessen Vergleich mit der späte-
ren Zeichnung man freilich auch
nicht vergessen wird, was auf
Konto der damals von allen Künst-
lern beseufzteu Holzschneiderei kam.
Immerhin, welch verschiedener Auf-
wand an Strichen dort und hier!
Wieviel Nebensächliches, Gleichgül-
tiges dort vonr ganzen „Interi-

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Kunstwart XXIV, S
 
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