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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,1.1910

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Heft 3 (1. Novemberheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9031#0290
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Philosophen und den Schwanz-
ansatz seines Pudels achten. Das
Antlitz ,der wcisen Eule belohnt
durch Ausdruck und Linienfnhrung
ein kleines Studium. Sehr inter-
essieren wird wohl die Leser auch
die Federzeichnung, auf der Knopp,
oder wer's ist, der Genia seines
Traumes nachstrebt, weil man
das Blatt mit dem entsprechenden
Bilde im Balduin Bählamm ver-
gleichen kann. A

Zu Fritz Neuters Zeich-
nungen

ie vier Ieichnungen von der
Hand Fritz Reuters, die wir

träts. Es gibt eine ganze Galerie
schöner Mecklenbnrgerinnen und
Mecklenburger von Reuters Pinsel.
Nicht gerade sehr persönlich aufge-
faßt; im Gegenteil, es ist alles
sehr im Zeitstil, in der Zeitkon-
vention, man könnte auch sagen
Zeitschablone. Aber alle diese
freundlichen glattgekämmten Li-
nings und Minings, alle diese
lieben, braven, unbedeutenden
Kleinbürger schauen so festlich ge-
mütlich mit ihren runden unge-
trübten meckelnbörger Seelen aus
dem schönen, sonntäglichen, blech-
blumigen Kolorit heraus, in das
der Dichter sie so säuberlich, so

Skizze von Wilhelm Busch

dem Hefte beifügen, sind ausge-
wählt aus dem verfügbaren Ma-
terial der Renter-Ausstellung, die
Professor vr. Gädertz in Berlin (bis
Ende Aovember im Abgeordneten-
haus) veranstaltet, und die für das
Museum Propaganda machen soll,
das der Neuter-Biograph seinem
Dichter zu schaffen sich vorgesetzt
hat. Wer den Maler und Zeich-
ner Reuter kennen zu lernen noch
nicht Gelegenheit hatte, wird an-
genehm überrascht sein, soviel lie-
benswürdiges Talent zu finden;
Talent natürlich immer durchaus
im dilettantischen Sinne verstan-
den. Aberrascht sein auch über
den Umfang seiner Produktion.
Zumal auf dem Gebiete des Por-

„gemalt" gebettet, daß man noch
heut seine Freude dran haben
kann. Sie sehen sich zwar alle
einander ein bißchen sehr ähnlich,
sie haben alle dieselben schönge-
ölten Augen und betonen alle
etwas reichlich die bekannte innige
seelische Verwandtschaft alles An-
bedeutenden. Der Maler hatte
sich aus Talent und Fleiß ein
gewisses ganz passables Aniversal-
rezept zurechtgemacht, nach dem
er wacker drauflos konterfeite. Was
will man aber auch mehr ver-
langen von einem, den die ver-
dammte Not des Lebens zwingt,
aus seiner Liebhaberei ein Ge-
schäft zu machen? Denn der Vater
dieser ganzen Porträtgalerie war

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