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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,1.1910

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Heft 3 (1. Novemberheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9031#0291
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die bekannte Powerteh, die dem
Turnschullehrer von Treptow recht
peinlich auf den Rockschößen
saß-

Wo Reuter aus reiner Lust
an der Sache zum Pinsel oder
Stift greift (und er hatte in gewis-
sen Zeiten seines Lebens ja reich-
lich Muße dazu, allerdings erst,
nachdem ihm auf sein submissest
Ersuchen Papier und Bleistift gnä-
diglich gewährt worden war) —
da ist er freier, persönlicher, aus--
drucksvoller, läßt Humor und Emp-
findung in seine Striche fließen,
läßt Witz und parodistischen Äber-
mut zum Tanz antreten. Diese

zu erwecken, bei dieser AffLre mit-
gewesen zu sein. Was mag's da
zu erleben gegeben habenl" So
müssen wir solche Sachen ansehn,
immer ein bißchen mehr auf den
Inhalt, eben: was mag's da zu
erleben gegeben haben! Leider
will sein für das Genre, für die
Anekdote zugeschnittenes Talent
bisweilen auch tiefer ins Mensch-
liche, ins Problematische des
Lebens gehen, wo es dann aller-
dings gar zn leicht ins garten-
laubenmäßig Sentimentale gerät.
Eine bescheidene Bemängelung, die
ja nicht nur den Zeichner Reuter
angehen dürfte. ErichVogeler

Skizze von Wilhelm Busch

Sachen sind das Beste von seiner
Hand, sie zeigen uns eben den
Renter, den wir in seinen Dich-
tungen lieben; hier sprechen die
Striche, zwar nicht ganz so sicher
und eingeboren, auch so etwas wie
Dialekt mit der ganzen gemütlichen
Witzigkeit des Anekdotenerzählers.
Er bleibt ganz gewiß immer Di-
lettant, aber es gelingt ihm doch,
eine Situation in ihrer Komik
so charakteristisch zu schildern, sie
uns so nah zu bringen, daß wir
von ihren innehausenden Humoren
nachdrücklichst berührt werden. Zum
Beispiel in unsrer „Landpartie",
von der Adolf Menzel mal in
einem Brief schrieb, sie sei „ganz
angetan, in unsereinem dcn Wunsch

VornPosenerKaiserschloß

Nüchternes nach dem Fest

m 20. August fand in Posen
die Einweihung des kaiserlichen
Residenzschlosses statt. Es han-
delt sich hier um einen Bau von
weniger praktischer als shmbolisch-
repräsentativer Bedeutung, wird
doch zunächst in dieser Residenz
niemand residieren. Neben dem
eigentlichen Wohnbau, den sie
trotzdem mit sämtlichem Apparat
umschließt, ist es vor allem der
für die Repräsentation nach außen,
sowie für große Festlichkeiten be-
stimmte Teil, durch welchen dieser
Bau charakterisiert wird: Ein ge-
waltiger Turmbau mit Kapelle, ein
großer Festsaal von 600 Ouadrat-

Angewandte

Kunst

(. Novemberheft W0

2V
 
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