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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Die Sammlungen des Verstorbenen Freiherrn von Minnigerode-Allerburg (Nr. 1788): Antiquitäten: Möbel, Glas, Fayence, Steinzeug, Porzellan, Kleinkunst ; Ausstellung: Sonnabend, den 6. Oktober bis Montag, den 8. Oktober 1917 ; Versteigerung: Dienstag, den 9. Oktober bis Sonnabend, den 13. Oktober 1917 — Berlin, [1917]

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https://doi.org/10.11588/diglit.19599#0007
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VORWORT.

Die Sammlungen des Freiherrn August von Minnigerode-Allerburg tragen
ein deutlich ausgesprochenes Gepräge: trotz ihres der Zahl und Art nach
über den Durchschnitt großen Urnfanges lassen sie deutlich die Liebe erkennen,
mit welcher der Verstorbene an der mitteldeutschen Heimat seines alten Ge-
schlechtes hing. Der gegen Ende des vorigen Jahres auf seinem elsassischen Schloß
Langenberg Verstorbene war 1844 in Braunschweig geboren und hat, nachdem
er als Major den Abschied aus preußischen Diensten genommen hatte, den größten
Teil seines Lebens in Braunschweig und in seinem am Südharz gelegenen Stammsitz
Silkerode verbracht, wo auch die nun zur Versteigerung kommenden Sammlungen
zuletzt untergebracht waren. Vor allem in den 80 er und 90 er jähren des ver-
flossenen Jahrhunderts hat er von Braunschweig aus seine Sammlerfahrten unter-
nommen. Ausgesprochene Heimatliebe muß ihn, der auch gern mit Familien- und
landesgeschichtlichen Forschungen sich beschäftigte, veranlaßt haben, in einer Zeit
sich besonders dem Aufspüren mittel- und norddeutschen Kunstgutes aller Zeiten zu
widmen, in der sonst die allgemeine Vorliebe sich auf die italienische und deutsche
Renaissance beschränkte. Er muß die Gegend zwischen Weser und Elbe, das braun-
schweigisch-hannöversche Land bis weit nach Hessen hinein gründlich durchsucht
haben. Nur so erklärt sich die große Anzahl aus diesen Gegenden stammender
kunst- und kulturhistorisch gleich wertvoller Dinge: die Fayencen aus Cassel, Braun-
schweig, Münden; die frühen Gläser aus Cassel, Magdeburg, Lauenstein; die großen
Reihen sächsischer, thüringischer und hessischer Krüge. Vor allem aber stammt aus
dieser Periode die große Fürstenberg-Sammlung. Kaum ein zweites Mal dürfte eine
derart die Geschichte der Fürstenbergischen Manufaktur lehrende Kollektion in Privat-
besitz vorhanden sein. Über 450 Gegenstände umfaßt sie; Gruppen und Figuren, vor
allem die berühmten Büsten, Geschirre und Vasen, Einzelstücke und Seltenheiten in
Geräten, ja, des Sammlers Vorliebe für diese heimatliche Manufaktur, der er
eingehendstes Studium widmete, ging so weit, daß er hier und da auch späte und
neuere Ausformungen absichtlich miterwarb, um möglichste Vollständigkeit von
Modellserien zu erhalten. Daß ein so zum Sammler geborener Mann nicht Halt
machte beim engbegrenzten Gebiet alt-heimatlicher Kunst ist selbstverständlich.
Immer weiter breiteten sich seine Interessenkreise aus. Zu den typisch braun-
schweiger Möbeln und Stobwassergeräten gesellten sich verwandte Dosen und
Miniaturen in großer Zahl. Die originellen Eichenholzskulpturen aus der benachbarten
Duderstädter Kirche bekamen Gesellschaft aus Süd- und Norddeutschland. Vor
allem aber baute er die Glas- und Fayence-Sammlungen aus. Wenn die große,
 
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