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Guler Rat«

Wer nach des Tages Last und Mühen
Gern nach Baurg Leopold mag ziehen,
Und dort bei einem Glase Bier
Erfreun sich an der Mädchen Zier,

Sich gern an ihren Busen drückl,

An ihren Locken sich erquickt;

Wer mit dem heißesten Verlangen
Bewundert ihre zarten Wangen,

Und immer nur mit Hochgenuß
Erfreut sich an dem kleinen Fuß,

Tem knrzen Rock, und der das Mieder
Hat eng nmschlnngen immer wieder,

Wer gern an solcher süßen Nymphe,
Bewundert dic durchbrochnen Strümpfe,
Dem rat ich, morgens zwischen 8 und 10
Sich diese Mädchen anznsehn.

In der Heimak gibt

Etwas von nnsern k r i e g s g e f a n g e n c n Kami

Als fich aus dein Osten dic Friedenstaube mit dcm Oel-
zweige nahte, da haben wir crleichter.t und hoffnungsfroh aufge-
atmer. Unter den vielen Hoffnungen, die uns in dicsem Angen--
blick bclebten, wog am stärksten vor der Gedanke an unsere kriegs-
gefangenen fcldgrauen Brüder in sibirischer Gefangenschaft. Man-
cherlci Kundc ist uns im Verlauf der drei Kriegsjahre gckommen
von den cntsetzlichen Leiden unserer Kriegsgefangenen in der an
Schikanen-so reichen französischen Gefangenschaft; aber nur sehr
wenig Nachrichtcn sind zu nns gekommen über die phystsch viel
härtere Gefangenschaft im europäischen und asiatischen Rußland.
Lernten unscre Fcldgraucn in Frankreich in der schmerzlichsten
Weise die Friichte eincr entarteten von sittlichen Grundsätzen los-
gelösten Ueberkultur kennen, so mußten unsere Kameraden in
Rnßland die bitteren Folcen des völligen Mangels an Knltur
und Zivilisation an ibrem cigenen Leibe erfahren. Jn französi-
scher und russischer Gefangenschaft haben unsere Mannschaften
einen bitreren Leidenskelch triuken müssen. Es ist nicht leicht zn
sagen. welche von beiden Gefangenschasten die qualvollste gewesen
ist. Anf Grund meincr Erfahrungen mit dcn Austauschgefangenen
in der Schweiz, Norwegen und Tänemark möchte ich vorsichtig
behaupten, daß die französische Gefangenschast der Seele unserer
Kriegsgefangenen mehr Qualen bereitet hat, während in russi-
icher Gefangenschast die körperlichen Leiden größer gewesen sind.
Das hervorragendste Merkmal der französischen Kriegsgefangenen-
behandlung ist Schikane, ZyniZmus und Frivolität. Daher haben
denn unsere Leute aus der französischen (Äfangenschaft tiesen Haß
gegen alles französische Wesen mit sich gebracht. Der Haß liegt
deutscher Gemütsart nicht. Deshakb hat auch LissauerZ „Haß-
gefang gegen England" in der deutfchen BollsfeÄe mcht Wurzel

's ein Medersehen.

eraden. (Sonderaufsatz für die Lenchtkugel.)

fassen können. Auch unfrre Feldgrauen in den Schützengräben
wissen nichts oder doch nur wenig von Haß. Diese heftige und
den cigenen Lebensreichtmn zerstörende Leidenschast habe ich wäh-
rend des Weltkrieges mrr bei derr Jnternierten in d-er Schweiz
Mfunden, die in französrscher Gesangenschaft gewesen waren. Da-
gegen haben unsere Kameraden aus russischer Gefangenschaft trotz
der unsäglichen Leiden durchcms nicht ein Gefühl der Verbitterung
oder nur des Hasfes gegen Rutzland oder das rustischs Volk mir
nach Däneniark oder Norwegen gebracht. Weit hinter der rufsi-
schen Front auf den Wochen lang dauernden Transporten in dis
sibirischen Lager, auf den Arbeitsstellen im asiatifchen und enro-
päifchen Rußland haben nnfere deutfchen und österreichischeir
Kriegsgesangenen von seiten der russischen Zivilbevölkernng dnrch-
gängig achtungsvolle nnd niirleidsvolle Behandlung erfahren, uno
selbst das russische Mililär, die Kosaken nicht ausgeschlosten, har
in vielen Fällen aus seinem Herzen gegen nnsere Gefangenen
keine Mördergrube geniacht. Die ganz primitiven Kulturzustände,
das lebensfeindliche WMterklima mit seinen für Freund und Feind
gleich qualvollen Answirkungen hckben dort die Menfchen nicnfch-
lichcr gestimmt.

Mancher fchöne Zug, den unsere Gesangenen von dem na-
türlichen Mitleid der Sibiriaken zu erzählen wissen, ist ein neuer
Beweis dafür, daß die menschliche Seele von Haus aus christlich
ist und gut. Ein im Jnterniertenlager Hald bei Vibovg in Jüt-
land internierter deutscher Veteriuär berichtete von einem Kosa-
ken. Der hatte ihn aus' natürlichem Mitleid niit sernen ivunck
gelausenen Füßen auf seinein eigenen Pferd anfsitzen lasfen, indem
er felbst üüer 30 Kilometer zn Fnß nebenhertrabte.

(Fortsetzung folgt.)
 
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