Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Weg rrach Lüttich, er ist noch

swcit,

Zum Kaffeetrinken ist nachher

sZeit.

Ein trockenes Stück Brot kommt trüb
faus der Tasche,

Und kaltes Masser gluckst aus der

sFlasche. ,

Der Küchensoldat haut auf d:e

sGäule,

Und folqt mit dem Kaffee der Heeres-

ssäule,

Die bald mit Hilfe der preußischen

sWade

Erreicht den Sammelplatz ihrer
sBrigade.

Setzt die Gewehre! — Jn Graben
sund Wiese
Liegt Stiefel an Stiefel, Biese an Biese.

Schon hört man des Adjutanten Tenor:

„Die Kompagnien, die Feldküchen vor!"

Da klappern die Becher auch in der Neunten,

Die Kehlen ftrahlen, die halstuchumzäunten.

Bald ist man befreit von den Qualen der Folter,

Die Feldküche rückt an, die Holter, die Polter!

Nuu stürzen die Leute zum eisernen Fatz,

Es strömt in die Becher das dampfende Naß.

Der Hauptmann, hoch oben auf schimmerndem Noß,
Betrachtet lächelnd den durstigen Troß.

Fhm brennt in der Hand der kochende Becher,

Er nimmt die Lippen als kiihlenden Fächer.

Die Brühe perlt lange mit springenden Blasen,
vnd seltsam würzig steigt's in die Nasen.

Schon beginnt allgemein die Geste des Rümpfens,
A::f einmal ein Schrei des Entfetzens, des Schimpfens,
Ein wütendes Würgen, em krampfhaftes Schlucken,
Uud dann ein mehr als verzweifeltes Spucken.

Der Hauptmann wirft wütend den Becher zur Erde,
Er fliegt in die Luft mit dem steigenden Pferde,

Rnd rast mit grimmigem Sporenstoß

Nnd entsetzlichem f^luch auf die Feldküche los:

Jhr Küchendragoner, ihr Kerls, ihr
sinfamen,

Das nennt Jhr Kaffee, in TeufelH
sNamen?

Drei Tage ins Loch, Jhr feid wohL
sim Tran?

Was habt Jhr in den Kaffee getan?i
Die Küchenchefs schweigen mit fchlot-
sternden Knieil!

Da wird aus dem ersten Zuge ge-

sschrien:

Uild der Einjährige Meyer meldek

slaut:

Aus Pfeffer ift der Kaffee gcbraut!
Aus Pfeffer?! Dem Hauptmann ^ehlk
ses an Luft,

Wie kommft Du zu Pfeffer, elendep

sSchuft? .

Mach auf dell Kessel! Schon blickt sein Auge
Tränengefüllt in die beißende Lauge;

Und weiter prüfend crfährt er bald,

Den überraschenden Sachverhalt:

In Montenml ward in kohlschwarzer Nacht
Tas Wasser geholt, das Feuer enffacht.

Wo ist der gemahlene Kaffee? Hier —

So sagt der Koch zum Unteroffizier —

Und gibt ihm dabei — dieser Ochse mit Hörnern —
Eine riesige Tüte mit Pfefferkörnern.

Froh, daß man im Dunkeln den Kaffee erwischt,
Verschwindet der Pfeffer im brausenden Gischt.

Und pflichtbewußt, gleich in der Frühe,

Prüft man bei Tage die köstliche Brühe.

Da sieht man wohl ein kleines Malheur,

Der Kaffee hat keine schöne Kuleur:

Nichts hilft die Kaffee-Essenz, die gebräuute:

Es ist geschehen um die wackere Neuute.

Ter Hauptmann reitet zu seinen Kindern,

Um die verbrannten Kehlen zu liudern:

„Na, Juugens, die Küche hat's gut gemeint,

Mit Pfeffer im Magen, drrrff auf den Feiud!"

D ü r rr.

Seid verschwiegeu! Spione horchen Euch aus! Lchwützer schädigen dus Varerrand,
^ u n die Lameradsn und sich selbst! Lchreibt nichls Milikärisches! :: :: n


7
 
Annotationen