Einleitung.
I. Methodische Vorbemerkungen.
Die ursprüngliche Aufgabe dieser Arbeit war die Interpreta-
tion des vorliegenden Textes. Im Verlaufe hat es mich jedoch
gelockt, weiterzugehen und eine Darstellung der Geschichte sei-
nes Grundproblems (satkärya) zu versuchen. Sie bildet in skiz-
zenhafter Form den Hauptinhalt des ersten interpretatorischen
Teils.
Die dabei verfolgte Methode verlangt besondere Rechtfer-
tigung. Wer die Kommentare des indischen philosophischen Mit-
telalters kennt, weiß, daß sie sehr viele Diskussionen enthalten.
Zu Diskussionen gehören Gegner. Man nennt das, was der Geg-
ner sagt, den pürvapaksa, die eigene Antwort den uttarapaksa.
Das Frage- und Antwortspiel kann lange hin und her gehen, im
wesentlichen aber liegt ein einfaches Schema zugrunde, nach dem
diese Diskussionen aufgebaut sind: Zweifel — Behauptung —
Einwand — Antwort (samsaya — siddhänta — pürvapak§a —
uttarapaksa).
Das Thema der Diskussion bestimmt der Sprecher nicht selbst,
'■ da wir uns ja in einer Kommentar-Literatur befinden. Vielmehr
liegt mit gewissen Ausnahmen jeder Diskussion der Lehrsatz
• einer Schule zugrunde. Dies ist der siddhänta. Er ist selbst
; häufig nur der Aspekt einer Diskussion. Das kann man beson-
ders dann annehmen, wenn er eine Begründung (hetu) enthält.
■ Eine Begründung setzt rein logisch eine Kontroverse und damit
’ einen gegnerischen Standpunkt voraus.
So sehen wir uns in Indien bereits vor Fixierung der Systeme
in ein Gewirr von Diskussionen von lehrsatz-formender Kraft
verstrickt, die weit in die Vergangenheit hineinreicht, anderer-
’> seits bis heute noch nicht abgerissen ist. Die Geschichte dieser
Diskussion ist noch nicht geschrieben worden. Man hat über-
haupt, wie mir scheint, noch nicht ausreichend deutlich gesehen,
Liebenfhal.
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I. Methodische Vorbemerkungen.
Die ursprüngliche Aufgabe dieser Arbeit war die Interpreta-
tion des vorliegenden Textes. Im Verlaufe hat es mich jedoch
gelockt, weiterzugehen und eine Darstellung der Geschichte sei-
nes Grundproblems (satkärya) zu versuchen. Sie bildet in skiz-
zenhafter Form den Hauptinhalt des ersten interpretatorischen
Teils.
Die dabei verfolgte Methode verlangt besondere Rechtfer-
tigung. Wer die Kommentare des indischen philosophischen Mit-
telalters kennt, weiß, daß sie sehr viele Diskussionen enthalten.
Zu Diskussionen gehören Gegner. Man nennt das, was der Geg-
ner sagt, den pürvapaksa, die eigene Antwort den uttarapaksa.
Das Frage- und Antwortspiel kann lange hin und her gehen, im
wesentlichen aber liegt ein einfaches Schema zugrunde, nach dem
diese Diskussionen aufgebaut sind: Zweifel — Behauptung —
Einwand — Antwort (samsaya — siddhänta — pürvapak§a —
uttarapaksa).
Das Thema der Diskussion bestimmt der Sprecher nicht selbst,
'■ da wir uns ja in einer Kommentar-Literatur befinden. Vielmehr
liegt mit gewissen Ausnahmen jeder Diskussion der Lehrsatz
• einer Schule zugrunde. Dies ist der siddhänta. Er ist selbst
; häufig nur der Aspekt einer Diskussion. Das kann man beson-
ders dann annehmen, wenn er eine Begründung (hetu) enthält.
■ Eine Begründung setzt rein logisch eine Kontroverse und damit
’ einen gegnerischen Standpunkt voraus.
So sehen wir uns in Indien bereits vor Fixierung der Systeme
in ein Gewirr von Diskussionen von lehrsatz-formender Kraft
verstrickt, die weit in die Vergangenheit hineinreicht, anderer-
’> seits bis heute noch nicht abgerissen ist. Die Geschichte dieser
Diskussion ist noch nicht geschrieben worden. Man hat über-
haupt, wie mir scheint, noch nicht ausreichend deutlich gesehen,
Liebenfhal.
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