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Lhurfürst Friedrich urid Lranach in Nürnberg.

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Rede, die er im December dieses Jahres zu Wittenberg hielt und deren
weiter unten gedacht werden soll, ganz besonders als ein Dürer'sches
Meisterwerk hervorhebt und als das Martyrinm der 10000 Ritter bezeichnet?
Auch erfahren wir, daß Churfürst Friedrich um dieselbe Zeit den kunst-
reichen und vielbeschäftigten Nürnberger Stempelschneider Hans Krug für
Anfertigung neuer Münzstempel in Thätigkeit setzte, für welche Cranach
die Zeichnung und das churfürstliche Bild liefern sollte. Aber während
dem heimgekehrten Nürnberger Meister von allen Seiten und von dem
Chursürsten selber die verdiente Anerkennung und Bewunderung ward,
mochte es dem edlen Wettiner um so mehr am Herzen liegen, seinem eigenen
Hofmaler, dem wackeren Cranach, in Anerkennung seiner „Ehrbarkeitz Kunst

r Jn dern verhängnißvollen Jahre 1547 wurden verschiedene werthvolle Kunst-
sachen, außer Bildern, selbst Denkmäler, aus der Wittenberger Schloßkirche zu ihrer
sicheren Verwahrung in Cranach's Haus und später theilweise nach Weimar geschafft. Nnter
den dem Cranach zur Verwahrung übergegebenen Bildern war auch dieses Bild Dürer's,
das dem gefangenen Churfürsten besonders werth gewesen zu sein scheint, denn er ließ
es sich 1549 nach Brüssel schicken, wie Schuchardt I, S. 194 vermuthet, um es dem
Kaiser zn schenken. Hieraus ergiebt sich, daß der kunstliebende Johann Friedrich darauf
bedacht war, einen Theil der Kunstschätze, die er und seine Vorfahren in der Witten-
berger Kirche und anderswo angesammelt hatten, beim Verlust des Churlandes seinem
Hause zu erhalten, und daß demnach die Wittenberger Kirche um diese Zeit weit mehr
Kunstschätze enthielt, als Faber a. a. O. in seinem Verzeichniß aufführen konnte. Wenn
das in der Galerie des Belvedcre zu Wien befindliche Dürer'sche Bild oben. genannten
Gegenstandes daffelbe ist, das einst die Wittenberger Schloßkirche schmückte, so ist obige
Annahme, daß Churfürst Friedrich 1508 ein neues Bild bei Dürer bestellt habe, gerecht-
fertigt, denn dieses Bild trägt die Jahreszahl 1508, und Scheurl hatte bei seiner akade-
mischen Rede im December dieses Jahres besondere Veranlassung, diescs Werkes seines
Landmannes Dürer vielleicht als des neuesten Schmuckes der Kirche mit ganz beson-
derer Auszeichnung zu gedenken. Auch die Dresdner Galerie besitzt unter Nr. 1726
ein Flügelbild in Tempera, das in früheren Catalogen als von einem unbekannten
deutschen Meister herrührend bezeichnet, in dem neuesten Catalog aber in so weit unter
Dürer's Werken aufgesührt wird, als die beiden Flügel den heiligen Sebastian und den
heiligen Antonius von Engeln umgeben, von Dürer herrühren sollen, während das
Mittelbild: Maria mit dem schlasenden Christkirrde, über welches zwei Engel eine Krorre
halten, einem unbekannten altdeutschen Meister (nach früherer Angabe dem Herlin von
Ulm) zugeschrieben wird. Dieses Bild soll 1687 aus der Wittenberger Schloßkirche in die
Dresdner Kunstkammcr gekommen sein. Allerdings schildert auch Faber a. a. O. S. 138
unter den Bildern, die zu seiner Zeit (1730) noch in der Schloßkirche vorharrden warerr
und 1760 durch den Brand mit zerstört wurden, eines mit folgenden Worten: „Jn-
wendig in der Mitte präsentirt sich die Jungfrau Maria, welche das Kind Jesu anf
dem linken Arm, in dem rechten aber ein Kreuz hält und mit vielen Engeln umgeben
ist, deren zwei ihr eine Krone über das Haupt halten u. s. w." Das stimmt aber
nun freilich nicht mit der Jahreszahl der Erwerbung des Dresdner Bildes für die
Kunstkammer.
 
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