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Aweiter Abschmtt. Aweites Rapitel.

einer außerordentüchen Spende von 11 Schock 48 Gr., die der Rath ihm
Dienstag nach Alexei verehrte, „so er des Raths und gemeiner Stadt Pre-
diger gewest und von der Disputation in Leipzig wiederum heimgekommen."^
Daran reihen sich verschiedene Geschenke von Wein und Einbeck'schem Bier
an Lnther und Karkstadt, was um so mehr Erwähnung finden mag, da
wir wissen, daß damats Lucas Cranach Kämmerer der Stadt Wittenberg
war. Aber so sehr Universität und Bürgerschaft, mit dem Rath an ihrer
Spitze, sich bemühen mochten, ihrem muthigen Streiter bei seiner Heimkehr
von der Leipziger Disputation, wie von den wiederholten Verhandlungen
mit denr unermüdlichen püpstlichen Legaten Miltitz, das Gefühl der Heimath-
lichkeit, das Bewußtsein begeisterter Anerkennung wach und warm zu er-
halten, so fehlte es doch auch selber in Wittenberg nicht an Parteinngen,
die im Stillen genührt und osfenbar auch von außen her angefacht, bald
genng zunächst in rohen Ausbrüchen studentischer Zügellosigkeit hervor-
traten, welche allem Anschein nach ihre wahre in akademischem Geisterzwiespalt
begrlindete Veranlassung unter dem Vorwande verbargen, daß die akade-
mischen Rechte und Freiheiten durch bürgerliche Gewalt beeinträchtigt wor-
den seien. Lnther bezieht Ursache und Veranlassung dieses Aufstandes
kenntlich genug aus sich und sein Werk; er rechnet ihn zu den besonderen
Gefahren, die ihm innerhalb der letzten drei Jahre — erst zu Augsburg,
dann zu Leipzig und nun zu Wittenberg — zugestoßen; „ich sehe wohl den
Teufel im Spiel," schreibt er an Spalatin, „der, da er sieht, daß er in Rom
nnd auswürts nichts ausrichten kann, dieses Uebel herbeigesührt hat, um
innerlich anf's ärgste zu schaden."^

Dieser Stndententumult, der Anfangs Juli begann, führt nns zu-
nächst wieder zu Cranach zurück, der — sei es als einflußreiches Mit-
glied des Rathes, sei es in seiner markig hervortretenden bürgerlichen
Stellung, gewiß vor allem aber in seiner entschiedenen Parteinahme für
Luther und sein Werk — sür die aufrührerischen Bestrebnngen jener
Tage ein Gegenstand ganz besonders gehüssiger Ausmerksamkeit gewesen
zu sein scheint. Jm Weimar'schen Staatsarchiv befindet sich ein Aeten-
stiick, das die Anfschrift führt: „Der Studentenufflauf wider Lucas

i WiNenberger Kämmereirechmmg, s. Förstemann: Neue Mittheilungen rc., III,
S. 109.

^ S. Luther's Brief an Spalatin v. 17. Juli, de Wette, I, S. 468: „XZo
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V61'6, Ü06 rnntnin invonit, nt intns 6t P)688NN6 noeont" — und dann: „LinKnIis
nnnis Ii06 trionnio insiAiio nlicpnocl P)6rien1nin PML8N8 8NN1: pnillio XuAnsta.6, 860niicIo
Inpsiao, nnne Witt6inIi6rAÄ6." Walch, Bd. XXI, S. 704.
 
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