Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Luther und die Baunbulle.

153

der Bulle, wie gegen diese selber eingenommen war. „Mir hat Doetor
Eck als Reetori," schreibt Burkhardt an Lazarus Spengler, „auf diebisch
und pubischen Listen der Bull eine beygebracht, habe bei den Juristen zu
Radt funden, solichs der Universität nit zu publiciren, aber des uachsten
Tags ain poten abgefertigt zu unserm gnedigen Herrn dem Churfürsten.
Wir halten Doctor Ecken für einen Puben, als er ist, halten dafür, daß
Päpstliche Heilikeit nit davon wisse, oder aber auf sain unruhig Ansuchen zu
solicher ausschreibnng bewogen worden sei u. s. w." Es war wie es schien ein
und derselbe Geist, der Luthern und die ganze Hochschule beseelte. „Endlich ist
die römische Bulle mit Ecken angekommen," schreibt Luther an Spalatiu,
„davon die Unsrigeu (die Rüthe der Uuiversität) weitläufiger an den Fürsten
schreiben. Jch verlache sie nur und greife sie jetzt als gottlos und lügen-
haft ganz Eckianisch an. Jhr sehet, daß Christus selbst darin verdammet
werde. — Und doch wird keine Ursache darin angegeben. Jngleichen,
daß ich nicht zum Verhör, sondern zum Widerruf gefordert werde;
daß ihr sehen könnt, wie sie ganz toll nnd blind seien und nichts erkennen
und bedenken. Jch will aber doch so handeln, daß ich des Pabstes Namen
verschweige und sie für eine erlogene und erdichtete Bulle halten, ob ich
gleich glaube, daß sie wahrhaftig von ihm herkomme. Ach, daß doch Kaiser
Karl ein Mann wäre und über diese Satane herfiele! Jch bin meiner
Person wegen unbesorgt; es geschehe, was Gott will. Jch weiß auch nicht,
was der Fürst hier thun solle; das beste ist wohl, daß er sich stelle, als
wüßte er nichts davon. Denn sowohl zu Leipzig als allenthalben, ist die
Bulle und Eck ganz verachtet. Darum möchten wir, wenn wir zu sehr
sorgten und in Knmmer wären, sie ansehnlicher machen, als sie ist, die
bald vor sich zu nichts werden wird. Jch schicke ihr Exemplar, damit ihr
die römischen Ungeheuer sehet, welche, wenn sie sollten herrschen, so läge
Glauben und Kirche überm Hausen. Jch freue mich aber doch recht herz-
tich, daß mir um der besten Sache willen Böses widerfahre und bin solcher
Heiligen Plage nicht werth. Jch bin nun viel freier, nachdem ich gewiß
weiß, daß der Pabst als der Antichrist und des Satans Stuhl osfenbarlich
erfnnden sei. . . . Jch reise jetzt nach Lichtenberg, um daß Karl Miltitz
wieder mit mir sprechen könne, wie der Fürst es haben wollen. Jch werde
wieder appelliren und nach der Unsrigen Rath thun, was zu thun ist;
wiewohl ich wollte, daß der Bullenproceß über mich käme; aber ich muß
auch andere bedenken."

Jn dem Kampse mit seinen Gegnern erstarkt, war Lnther mehr
und mehr ein anderer geworden, mehr und mehr war seine Sicher-
heit im Verkehr mit den Großen der Erde und seine Einsicht in
 
Annotationen