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Iohann des Beständigen Tod.

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Beständige seiner Zeit hütte nützen können, hätte er den Churhut noch in
der vollen Thatkraft der Jugend empfangen, wührend sie andererseits den
Beinamen rechtfertigt, welchen die gerechte Geschichte diesem Fürsten bei-
gelegt hat. Jm Februar des Jahres 1532 war der Churfürst, von dem
es heißt, daß er nie recht gesund gewesen, gefährlich erkrankt; man hatte
ihm wegen eines Fußübels eine Zehe abnehmen müssen. Dann aber hatte
er sich wieder leidlich erholt. „Wisset, daß wir von unserer Krankheit
ziemlich erledigt," schreibt er an Luther von Torgau aus. „Gott gebe,
daß es sei zu seinem Lobe. Kann auch fürwahr sagen, daß mir so viel
seltsamer schwerer Zufälle in dieser Krankheit unter Augen gestoßen, daß es
Wunder ist. Aber wir vertrauen Gott, er werde es schicken zu seinem Lobe."
Um dem Waidwerk obzuliegen, das er in jüngeren Jahren mit seinem Bruder
so treulich gepflegt hatte und das auch im hoheren Alter noch immer zu seinen
Erholungsfreuden gehörte, war er hierauf im Sommer, in Begleitnng seiner
beiden Töchter und seiner Nichte, der Churfürstin Elisabeth von Branden-
burg, nach dem Jagdschlosse Schweinitz übergesiedelt, wo sein Brnder fünfzehn
Jahre früher den bekannten Traum von dem Mönch mit der Feder gehabt
haben sollte? Die gesuchte Jagdlust brachte jedoch nicht die gewohnte Beute.

* Des Churfürsten zwei Töchter (vou seiner zweiten Gemahlin Margaretha
v. Anhalt) waren Maria (geb. 1515 und 1536 an den Herzog von Pommern ver-
mählt) und Margaretha (geb. 1518, st 1536). Die Churfürstin von Brandenburg
war die Gemahlin des sehr gelehrten, aber sehr eifrig katholischen Chnrfürsten
Joachim I., eines Bruders des Erzbischofs Albrecht v. Mainz. (Nicht aber des Chur-
sürsten Joachim II. wie mehrfach irrthümlich, z. B. in Gretschel, Gesch. d'. sächs.
Bolkes, I, S. 428 u. a. O. erwähnt wird. Die Gemahlin Joachim II. war bekanntlich
Georg's des Bärtigen Tochter Magdalena, st 1534). Elisabeth war am 24. März 1528
aus einem Bauerwagen nach Torgan geflüchtet, um bei ihrem Oheim Johann v. Sachsen
Zuslucht und Schutz gegen ihren Gemahl zu suchen, der sie, wegen des Genusses des
Abendmahls unter beiderlei Gestalt, mit Einmauerung bedroht hatte. Sie blieb bis
1546 am sächs. Hofe, wohnte zu Lichtenberg und weilte oft Vierteljahre lang in Luther's
Hause, Sic theilte demnach gleiches Schicksal mit ihrcm Bruder dem König Christian
von Dänemark, s. S. 158. Nach dem Tode des Gemahls der Churfürstin von Branden-
burg, Joachim I., (1535) wünschte dec Sohn Joachim II., seine kranke Mutter (1537),
die damals vorzugsweise in Lnther's Hause lebte, wo sie von Käthe auf's Treueste
gepslegt wurde, zu sich zu nehmen. Jhr zweiter Sohn Markgraf Johann, der sie in
Wittenberg in Luther's Hause besuchte, fand sie in so kläglichem geistigen Zustande,
daß er bittere Thränen vergoß. Luther wollte ihrer gern ledig sein, indem er iiber ihr
verschwenderisches Wesen klagte, aber Chnrsürst Joh. Friedrich hatte allerlei Bedenken,
sie in die Stadt ziehen zu lassen. Vergl. Burkhardt: Briefwechsel Luther's,
S. 286, 289 ff. — Wie von Lochau ist auch von Schweinitz, dem beliebten Jagdschlosse
der ernestinischcn Chnrfürsten, keine Spur mehr vorhanden. Von Churfürst Ernst 1470
aus einem alten verfallenen askanischen Schlosse nenerbaut, wurde es 1486 zum Jagd-
schloffe bestimmt und 1576 abgetragen.
 
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