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Dritter Abschnitt. Zweites Rapitel.

reiche duldende Christus, der hier vor uus stehh der Erlöser, der mit den
Zeichen all seiner Leiden nnd Schmerzen, von Engeln begrüßt, vor dem
ewigen Vater erscheint, um Jhrn zu zeigen, wie er die Sünden der Welt
gesühnt, um dann erst, himmlisch verklärt, durch das Zeugniß der Auf-
erstehung der erlösten Menschheit das göttliche Siegel des neuen Bundes
zu bringen.

Nicht bloß für Cranach's bürgerliches, auch für sein häusliches Leben
war das Jahr 1537 von Bedeutung. Je spärlicher die Nachrichten waren,
welche bisher von den Verhältnissen seines inneren Hanses und seiner Familie
berichteten, mit desto größerer Gewißheit dürfen wir annehmen, daß in dieser
Beziehung eine friedliche nnd gedeihliche Entwickelung durch kein ungewöhn-
ltches Ereigniß und dnrch kein dauerndes Hemmniß gestört ward und der
öfsentlichen Ansmerksamkeit, welche einer so angesehenen Persönlichkeit gewiß
nicht fern war, kaum Veranlassnng zu einer gerechten oder ungerechten Be-
lenchtung bot. . Was nns in dieser Beziehung das Jahr 1537 bietet, umfaßt
Freud und Leid, nnd in beiden Fällen ist es eben nur eine allgemeine aus hohe
Achtnng begründete Liebe und Theilnahme, die uns einen Blick in Cranach's
Haus thun und dessen Bild vervollstündigen läßt. Wir haben schon mehrfach
gesehen, wie der Wittenberger Rath selten irgend ein, die hervorragenden Bürger
der Stadt oder der Akademie betreffendes Ereigniß vorübergehen ließ, ohne
es mit einem Belege seiner Theilnahme in seinen Annalen zu verzeichnen.
Führen uns dergleichen Angaben im allgemeinen sehr bezeichnend den engen
Verband zwischerr Rath, Bürgerschaft und Akademie vor Augen, so sind sie
in manchen Fällen wiedernm die einzigen Quellen, aus welchen wir die
Kunde von solchen Ereignissen schöpfen können. Als im Jahre 1536
Melanchthon's Tochter iyr Hochzeitsfest mit vr. Georg Sabinus feierte,
spendete der Rath hierzu, wie seine Kämmereirechnung berichtet, „4 ß. 40 gr.
für Frankenwein nnd Torgauer Bier, und als die fremden Gäste in die
Rathsstube gebeten, 7 Kannen Katzberger und zwei Kannen Frankenweinck"
Jn ähnlicher Weise betheiligte er sich an einer gleichen Festlichkeit im Jahre
1537, nur mit dem Unterschiede, daß diesmal, weil es dem wohlbestellten
nnd vermögenden Bürgermeister selber galt, die Spende in's Hochzeitshans
wegblieb und nur den fremden Gästen bei ihrem Erscheinen in der Raths-
stube der übliche Freitrunk zu Theil ward. „9 gr. 4 ps. an zwei Stübchen
Reynischen und Frankenwein vnd Eimbeckbier so den fremden Gästen uffs
Rathhaus fürgetragen zn des Bürgermeisters Tocher Hochzeit," heißt es

i Vergl. Wittenberger Kämmereirechnungcn in Försternaniüs neuen Mittheilnngen,
III, S. 109 ff.
 
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