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Dritter Abschnitt. Aweites Raxitel.

nach Wittenberg zurückkehrte, dann 1542 nach Regensburg ging, um dort
den evangelischen Gottesdienst einzurichten, und als Prosessor der Theologie
und der hebräischen Sprache zu Wittenberg starbff und endlich, als der jüngste
in diesem Bunde, mit seinem charakteristischen Wahlspruch, Caspar Crucigerz
der 1504 zu Leipzig geboren, schon als 20jähriger Jüngling auf Luther's
Empfehlung als Rektor nach Magdeburg kam, seit 1528 Professor der Theo-
logie und Schloßprediger in Wittenberg war, und fast an allen Religions-
gesprüchen Theil nahm, aber seinen Freund und Beschützer Luther nur um
zwei Jahre überlebte. All diese Männer kennen wir als Luther's hervor-
ragendste Gehilfen am Werke der Bibelübersetzung, und daß wir gerade sie
und Cranach mitten unter ihnen in jenem Deckengemälde vereinigt sinden,
wirft auf das Cranach'sche Haus einen hellen Abglanz jenes Lichtes, womit
Luther die Wartburg, durch das aus den Tiefen der Wahrheit und des
Glaubens geschöpfte lebendige Wort der Kraft, zu einem Pharus der neuen
Menschengeschichte gemacht hat. Wie hoch Luther seineir Caspar Cruciger
schützte, geht aus einem au den Churfürsten gerichteten Briefe hervor, in
welchem er diesen ermahnt, dafür besorgt zu sein, daß Cruciger der Univer-
sitüt Wittenberg erhalten bliebe. Dieser Brief ist vom 4. November 1539.
Herzog Georg hatte am 26. Februar diesesJahres mit seinem zweitenSohne
Friedrich die letzte schwache Stütze und Hoffnung seines Lebens begraben und
kamn zwei Monate spüter war er ihm selber in die Fürstengruft des Meißner
Domes nachgefolgt. Schon am 23. April war, bei Gelegenheit eines, „wegen
erlangter unverhoffter Succession dieser herrlichen Lande", vom Herzog
Heinrich veranstalteten Dankfestes, durch Heinrich's Hofprediger Paul
Lindemann aus Chemnitz in der Kapelle des Dresdner Schlosses, und
am 25. Mai durch Luther selber in Leipzig auf der Pleißenburg die
erste evangelische Predigt gehalten worden. Zur Förderung der Resor-
mation und zur Pflege des evangelischen Gottesdienstes war Cruciger in
seine Vaterstadt entsandt worden und hatte dort so erfolgreich gewirkt, daß
der Rath ihn bedrängte, ganz nach Leipzig überzusiedeln, während Cruciger,
der lieber bei Luther in Wittenberg als in Leipzig sein wollte, dem Drüngen
der Leipziger gegenüber seine Entscheidung von Luther's Zustimmung und
Billigung abhüngig machte. Diese Berufung auf Luther veranlaßte dessen
obenerwühnten Brief an den Churfürsten, in welchem es heißt: „Wir achten
dafür, daß vr. Caspar zu Leipzig nicht so großen Nutzen schaffen könne,

^ Nach der Jnschrift eines alten Holzschnittportraits von Hans Brosarner(?) starb
er 1556. Vergl. in Bezug auf seinen Aufenthalt in Augsburg: Burkhardt: Brief-
wechsel Luther's, S. 305, und de Wette, V, S. 124.
 
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