Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
322

Dritter Abschnitt. Drittes Aapitel.

des Verfassers vom Jahre 1537, in welchem Jahre derselbe, wie er in
seiner Vorrede sagt, sein Werk für die Herausgabe vollendete? Dieses
mit Cranach's Monogramm versehene Bildniß befindet sich auf der dritten
Seite dieser Schrift, aus deren Vorrede wir erfahren, daß Auerswald die
Ringkunst am Hofe des Churfürsten Ernst erlernt und nun diese Kunst
„zusammen gezogen nnd mit artigen und lustigen Gemelden und mit
Schriften, wie sie vormals nie an tag kommen", zum Druck habe bringen
lassen, „ehrlichen und guten Leuten zu nutz, ehren und frommen, zu ernst-
lichen und ritterschimpflichen Sachen, sonderlich da er nunmehr ein alter
verlebter Mann sei, geboren im 1462. Jahr" u. s. w. Die „artigen und
lustigen Gemälde" dieses seltenen Werkes bestehen aus 85 Holzschnitten,
einschließlich des genannten Portraits und des unter dem Titel befindlichen
chnrfürstlich sächsischen Wappens; 83 derselben enthalten Abbildungen der
verschiedenartigsten Stellungen zweier im Ringkampfe begriffener Münner
mit beigedrucktem Text, und man kann nach der Beschaffenheit dieser Holz-
schnitte und ihrer Zeichnung wohl annehmen, daß die künstlerische Aus-
führung der wahrscheinlich von Auerswald entworfenen Zerchnungen von
Cranach herrührte, oder wenigstens, wie vielleicht jedes in jener Zeit zu
Wittenberg erschienenes, mit Holzschnitten geziertes Werk, dem Cranach'schen
Atelier seine Entstehung verdankte.

Das Jahr 1539 bringt uns überdies auch einen Einblick in Cranach's
Stellung als Bürgermeister, von der uns im Ganzen sehr wenig berichtet
wird und hinsichtlich deren wir eben nur voraussetzen können, däß sie von
ihm in der wiirdigsten Weise vertreten ward, da er nach Ablaus der drei-
jährigen Wahlperiode auf's neue gewählt ward. Nach den Berichten ver-
schiedener Chroniken herrschte in diesem Jahre allenthalben Theuerung, die
theilweise in Folge anhaltender Dürre entstanden war, aber hier und da
wohl auch, wie das Volk lieber glaubte, in einer wucherischen Specnlation
und Znrückhaltung der Producenten ihren Grund haben mochte.^ Wir
ersahren von der in Wittenberg herrschenden Noth durch Luther selber, der
sich berusen fühlte, sich des darbenden Volkes anzunehmen, und in der
Wahrheit niemand schonend, durch I)r. Crucigern am 7. April dem Witten-
berger Rath eine schriftliche energische Ermahnung zugehen ließ, „daß der-
selbe verschaffen und daran sein sollte, daß das arme Volk nicht Hungers

* Es existirt von diesem Portrait eine kleine Kupferstichkopie. Das Bildniß hat
die ttnterschrist: „Vivn Vadinni nt> Xnors^ntäg L^nitis Nisniei in nnln <iu0nctg.rn
NoNgnnis VriocleriLi Ittgetoris Lnxonioi ininistri x»rimgrii irngAO notgtis suno 17XXV
gnno 1537, Vineg Orgnuetiio, Vitt6int>6rAN6 6te."

^ Der Scheffel Korn kostete Gulden, vergl. hierzu Müller's Annalen 1539.
 
Annotationen