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Lranach II. — Bibelillnstrationen.

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Cranach'schen Ateliers betrachten. Cranach der Jüngere schreibt „an den
würdigen und hochgelahrten Herrn Georgen Maiorn, der heiligen Schrift
Doctor und Professor, seinen großgünstigen Herrn Gevatter", daß er der
königl. Majestät von Danemark in Betresf der Jlluminirung der beiden
Pergamentbiblien gern zu Diensten sein würde, fügt aber im vollen Be-
wußtsein seiner Künstlerstellung hinzu, daß wenn man deshalb bereits mit
dem Pfarrer zu Cöln bei Meißen verhandelt und diesen vielleicht auf
diese Arbeit vertröstet hätte, er den guten Herrn „um kein Preis darum
bringen möchte". „Es begeren auch Euer Achtbar Wirden ich solt auch
berichten, was sie vngeserdt gestehen würde zu illuminiren, kan solches nicht
eigentlich wissen, denn ich habe sie noch nicht gesehen, der Figuren halben
ob ehr würdt mehr oder weniger, schick E. A. W. hiemit noch ein
Forzeichniß einer illuminirten Bibel, so ich dem Fürst Johann zu Anhalth
hochloblicher Gedächtniß 1545 gemahlt, daraus sich E. A. W. zu ersehen,
darauf Königl. M. Bericht thun, denn obs mehr oder weniger Figuren
haben wurde, weiß ich noch nicht, aber darnach muß es bezahlt werden.
Man kann auch sonsten vorn die Leisten und die ein Figuren sonderlich
von der Hand darin machen, daß es nicht gedruckt, desgleichen Konterfacte,
der ich sonsten etlichen Fürsten und Herrn gemacht habe, werden nach der
Würden bezahlet. Solch habe ich E. A. W. zur Antwort nicht vorhalten
wollen." Die Beilage nun, womit Cranach über die Kosten der von ihm
sür den Fürsten von Anhalt 1545 illuminirten Bibel Auskunst giebt,
lautet folgendermaßen: „Heute Freytags in der Osterwoche Anno 1545
haben auf Verordnen und Bevhelich des hochgebornen vnsers gnedigsten
Herrn Fürst Johannsen, wir Johannes Schultz und Urbanus Parig mit
Lucas Mhalern dem Jungern der Bibel Halben, so ehr vnserm gnedigsten
Herrn illuminiret, auch andere so sein Fürstlich gnade haben machen
lassen, gerechnet vnd wie folget erfunden: 132 Figuren, je von einer zu
illuminiren 10 gr. thut 62 sl. 15 gr. — 134 große Buchstaben, von einem
1 gr. thut 6 fl. 8 gr. — 1318 kleine Buchstaben je von einem 6 Pf. thut
31 sl. 8 gr. Summa thut 100 fl. 14 grck" — Es ergiebt sich aus dieser
Rechnung, daß dergleichen Bibelausschmückungen nach dem damaligen
Geldwerth sehr kostspielig waren; aber wir ersehen auch aus dem weiteren
Verlauf des sehr interessanten Briefwechsels, daß der König von Dänemark

i Heller hat S. 27 nur dieser Rechnung als Maßstab für die damaligen Preise
solcher Malereien gedacht, ohne die Quelle zu nennen, oder des Briefwechsels zu er-
wähnen, dem diese Rechnungsnotiz angehört, und Schuchardt, dem die Quelle eben-
falls nicht bekannt war, hat in Folge dessen der Hellerstchen Mittheilung kein rechtes
Vertranen geschenkt.
 
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