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Dritter Abschnitt. chünftes Aapitel.

an diesem Preise keinen Anstoß nahm, denn er übersandte dem Dr. Maior
„zu Fertigung der beiden Bibeln" alsbald 200 Thlr. Dennoch zog sich
die Ausführung der Sache sehr in die Länge und es bedurste den Ver-
legern und Druckern der Bibeln gegenüber der besonderen Vermittelung
des Chnrfürsten August, der sich des Wunsches seines köngl. Schwieger-
vaters mit besonderem Eifer annahm. Anch klagt Dr. Maior in einem
späteren Briese an den König, daß ihm noch immer nicht zu wissen gethan,
ob Seine Majestüt damit zusrieden, daß Balthasar Kinast (dies war der
Name des Pfarrers in Cöln) beide Bibeln illuminiren solle, da doch der
König ihni süngsten geschrieben, daß er gnädigen Gefallen darob trüge, daß
Lncas Maler zu der Jllumination willig. Der König möge sich daher
gnädiglich erklären, ob Lucas Maler eine oder keine Bibel illuminiren
und wie er sich selber der zwei hundert Thaler wegen verhalten solle.
Dann fragt er in einem weiteren Briefe an, ob Seiner Majestüt Contra-
faetur sammt den Wappen in beide Biblien vornan oder nur in eine und
in die andere eine andere Contrafactur und Wappen gemalet werden
sollten. Auch hatte Lueas Maler angezeigt, „daß er bequemer und besser
Seiner Majestüt Contrasactur und Wappen malen wollte, als daß es
zuvor auf einen Stock geschnitten und dann der Abdruck illuminirt werde.
Es würde ein solcher Stock nicht viel unter 20 Thlr. zu schneiden kommen,
und danach wenig Nutze sein." Schließlich aber verwendet sich Dr. Maior
noch einmal dafür, daß Cranach beide Bibeln illuminire, indem sie auf
diese Weise schneller gesertigt werden könnten, da Lucas immer gleich die
gedruckten Bogen von Stnnd an bekommen könnte, statt daß man sie erst
nach Meißen schicken müßte. „So hat auch Lucas geschickter Maler-
gesellen stets ein sechs oder sieben bei sich, durch welche dies auch eher
könnte gefertigt werden." Ans einem Briefe des churfürstlichen Hof-
predigers Christian Schütz (Dresden d. 13. Juni 1558) ersehen wir aber,
daß Churfürst August beschlossen hatte, alle Kosten dieser Bibel für seinen
Schwiegervater zu tragen, daß er dem Balthasar Kinast „auf das Jllu-
miniren bereits etwas Stattliches hatte hinausgeben lafsen", und daß
Dr. Maior wegen der Verwendung der 200 Thlr. weitere Befehle erwarten
sollte. Doch ergiebt sich weiter, daß der Pfarrer zu Cöln eben nur die
eigentliche Jlluminirung der Buchstaben, sowie der neuen Figuren aus-
zuführen hatte, welche Konrad Rhuel hatte schneiden lassen, wührend nur
die „Malerei von der Hand", Contrafactur nnd Wappen dem Cranach
überlassen blieb. Eine solche Theilung der Arbeit, wie sie uns hier zur
Zeit Cranacksts des Jüngeren bekannt wird, mag in Bezug auf derartige
Kunstleistungen anch fchon znr Zeit Cranach's des Aelteren stattgefunden
 
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