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Dritter Abschnitt. Achtes Aapitel.

„unbemerkt" sich aus der Stadt entferneu zu können, die ihm ein hakbes
Jahrhundert lang bürgerliche und geistige Heimat gewesen war und in die er
nicht wieder zurückzukehren gedachte. Es gab dort außerhalb seines Hauses
niemand mehr, bei dem er ein Verständniß seiner dem alten Herrn und seiner
Sache bewahrten Treue voraussetzen durfte. — Jnzwischen war der Churfürst
im Geleit des Kaisers bis Köln gelangt und schrieb von dort aus am l l.Juni
an Brück: „Daß dein Schweher, Meister Lucas, gewilliget, sich von Witten-
berg gegen Weimar und folgends zu uns, wohin wir ihn erfordern, zu
begeben, das hören wir, auch daß er noch vermögens, ganz gerne, vermerken
auch solche seine unterthänige Gutwilligkeit und deinen Fleiß von dir und ihm
gar gnädiglich. Und dieweil wir dich zu uns gegen Augsburg zu kommen
erfordert haben und uns gänzlich zu dir versehen, du werdest dich darin
unterthänig und willfährig erzeigen und halten, so bedenken wir, es würde
das Bequemste sein, daß du gemeldeten Meister Lucas mit dir gebracht
hättest und führet beide auf einem Wäglein zu uns. Und damit du seinet-
halben nicht lange dürfest aufgehalten werden, so wollest du ihm schreiben,
daß er sich alsbald zu Dir gen Weimar verfügen und in Wittenberg auf
unsre Kosten und Zehrung Wagen und Pferde bestelle, weil die desorts
wohl zu bekommen und er ohne sonder Geschrei, besser denn, daß ihm
von Weimar die Fuhre hinab sollte gefertigt werden, gen Weimar kommen
kann. Sollte sich aber sein Ankommen etwas verweilen, auf den Fall
wollest du seinethalben dich nicht aufhalten lassen, sondern zu uns gen
Augsburg kommen und Deinen Schweher nachfahren lassen; denn nachdem
des Röm. Kaisers Maj. auf heute gen Köln kommen ist und morgen
Donnerstag d. i. den 12. dieses Monats allhie hinauf vorrücken wird, so
vermuthen wir uns Jhre Maj. sollen von änto an innerhalb drei Wochen
oder zu längsten in der vierten Woche zu Augsburg sein. — So haben
wir unsrem freundlichen lieben Sohne itzo geschrieben, daß S. L. euch beide
nach Augsburg mit einer Fuhre, daß ihr möget sortkommen, wohl versehe.
So wollen wir alsdann auch des Gemäldes und Kunststückes, so Meister
Lucas uns zu schicken willens, desgleichen auch deines mündlichen Berichtes,
was du auf dem Wege nach Wittenberg gehöret hast, gewärtig sein."

Wir ersahren nicht weiter, auf welche Weise Cranach, ob mit seinem
Schwiegersohn oder allein, nach Augsburg gelangt sei, aber wir können
voraussetzen, daß er seine Zusage gewissenhaft und ohne Zögern erfüllt
habe. Gunderam berichtet hierzu in seiner lateinischen Schrift: „Nachdem
er 1550 sein Hab und Gut seinen Erben übergeben nnd durch sein Testa-

i Es befinden sich diese drei Briefe irn Weimar'schen Archiv.
 
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