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501 :

Ich ſuchte mit dem Glaſe die Abſätze, an welche wohl
Coletta ſeine Leitern anſetzte, als er den nächtlichen toll-
kühnen Ueberfall unternahm, welcher im Jahre 1808 den
Engländern ihr neapolitaniſches Gibraltar entriß.

Nun war es eine höchſt vergnügliche Ausſicht, in dieſem
geſchichts- und wunderreichen Golfe ein paar Tage umher
zu fahren, und zwar in antiker Weiſe bloß mit Rudern
und Segeln, und zu landen und abzuſtoßen ganz nach
Gefallen. Als wir jedoch auf die Meeresbreite zwiſchen
Capri und Iſchia kamen, hörte der Wind auf, heiße er—
ſchlaffende Luft wehte von drüben her, und trüber Dunſt
verdunkelte wieder Geſtade und Inſeln. Aller Schweiß
der Ruderer ſchien vergebens, als könnten ſie das Boot
nicht mehr vom Flecke bringen. So wurde uns die Fahrt
über die weite Bocca ziemlich lang. Endlich machte der
Alte am Steuer auf ein Wölkchen aufmerkſam, das fern
über dem Mittelmeere ſtand, und prophezeite Wind. Noch
eine kleine Weile, und es hatte ſich das Wölkchen wie
Nebel auseinander gezogen, und ein friſcher Luftzug zer—
ſtreute die Dünſte. Prangend im Sonnenglanz ragten
jetzt über den plötzlich lichtblauen Gewäſſern die vielfältig—
ſten Inſelgeſtade: Capri, das felſige Ungeheuer, links in
der Ferne, — Iſchia dicht vor uns mit ſeinem ſtolzen
Epomeo, dem hochgezackten Rieſenderg, ihm zu Füßen eine
Felsinſel mit Bäumen und ein hochgethürmtes altes Kaſtell,
dazwiſchen das weiße Städtchen, — rechts ſchwamm im
Meer die Kuppe von Vivara, dahinter die ganze ſteil ab—
ſtürzende Länge von Procida, mit der hohen hellen Stadt
über den gefurchten Felsmaſſen, — weiter rechts das
miſeniſche Vorgebirg, und noch halb im Nebeldunſt die
gleiche Felspyramide von Niſita, überall dazwiſchen ſchim—
 
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