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III. Buch. III. Kapitel. Michelangelo Buonarroti.

Drittes Kapitel.
Michelangelo Buonarroti.

Fast ein Vierteljahrhundert nach Lionardo wurde der zweite grosse
Meister der florentinischen Kunst geboren, der seinem Landsmann und
Vorgänger eine so verhängnissvolle Concurrenz bereiten und ihn in
langer fruchtbarer Thätigkeit fast um ein halbes Jahrhundert über-
leben, der die italienische Kunst auf die höchste Höhe empor heben
und selbst noch die ersten Anzeichen ihres Verfalls erleben sollte.
Michelangelo*) leitete seine Abstammung von einer alten vornehmen
Familie ab, die aus dem gräflichen Hause von Canossa entsprungen
zu sein behauptete. Als er am 6. März 1475 (1474 nach der floren-
tiner Zeitrechnung, die damals das Jahr mit dem 1. April anfing), zu
Caprese im Casentiner Gebiet als zweiter von fünf Söhnen geboren
wurde, bekleidete sein Vater Lodovico di Lionardo Buonarroti Simoni
das Amt eines Podesta von Chiusi und Caprese. Die Verhältnisse der
Familie waren sehr bescheidene, und von der vornehmen Abstammung
war nichts als die stolze Gesinnung zurückgeblieben. Später erhielt der
alte Buonarroti durch Verwendung des Lorenzo Medici einen Steuer-
schreiberposten, der aber so wenig einträglich war, dass er sein Leben
lang auf seines berühmten Sohnes Unterstützung angewiesen blieb. Die
Mutter Francesca de’ Neri, die von zarter Gesundheit gewesen zu sein
scheint, starb schon zwei Jahre nach Michelangelo’s Geburt. Als die
Amtsdauer des Vaters abgelaufen war, kehrte er nach Florenz zurück,
liess aber den Knaben draussen auf dem Lande in der frischen Gebirgs-
luft von Settignano, wo er einer Amme, der Frau eines Steinmetzen,
*) Condivi, vita di M. Buonarroti. Neue Ausg. Pisa 1823. — Deutsche Ueber-
setzung von R. Valdeck in den Quellenschriften für Kunstgeschichte. Wien 1874. —
Quatremere de Quincy, hist, de M. Buonarroti. Paris 1835. — Harford, the life of
M. A. B. London 1858. — II. Grimm, Leben Michelangelo’s. Hannover 1873. —
Götti, vita di M. B. Firenze 1875. — Müanesi, lettere di M. Buonarroti, lirenze
1875. — A. Springer, Raffael und Michelangelo. Leipzig 1878.
 
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