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Nachträge zum I. und II. Band.

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Nachträge zum I. und II. Band.

Auf dem Schloss Colalto bei Conegliano enthält die Kapelle S. Salvatore
einen bedeutenden Freskencyklus aus gothischer Epoche. Nicht bloss, wie
Crowe und Gavalcaselle berichten, an der Decke und an der linken Wand des
Schiffes, sondern namentlich auch an der westlichen Wand hat ein hervor-
ragender Künstler, der in seiner Entwicklung dem Altichiero und Avanzo nahe
steht, eine Reihe von Bildern ausgeführt, welche an der Westwand mit der
Beschneidung und Taufe Christi sowie dem Gastmahl des Herodes beginnen
und darauf Scenen aus der Legende eines Bischofs folgen lassen. An der
nördlichen Seite des Tonnengewölbes sodann sieht man zwei weitere figuren-
reiche Darstellungen aus derselben Legende; ferner die Verklärung Christi.
An der südlichen Gewölbseite, von Westen beginnend, Christus im Tempel
lehrend, der Tod der Madonna, wobei der Erlöser ihre Seele zu sich nimmt;
dann die Auferstehung Christi. Es sind ausgezeichnete Arbeiten in einem reich
durchgebildeten giottistischen Stil, etwa der Richtung Altichiero’s entsprechend;
die fein entwickelten Gewänder mit kräftigen, lebensvollen Motiven, die aus-
drucksvollen Bewegungen, die anmuthigen und würdevollen Köpfe verrathen
einen Künstler von selbständiger Empfindung. Dieselbe Hand malte ferner an
der südlichen Wand des Schiffs S. Georg, der die gefesselte Jungfrau vom
Drachen befreit; dann die h. Ursula mit ihren Jungfrauen, ein Bild voll reizen-
der Gestalten und lieblicher Köpfe, meistens in dem herkömmlichen giotto’schen
Typus mit geschlitzten Augen, die h. Ursula aber schon mit dem Ausdruck
offener, lebensvoller Anmuth. Daran schliesst sich eine Darstellung der thro-
nenden Madonna, die dem in ein rothes Röckchen gekleideten Christkind die
Brust giebt; zu den Seiten des Thrones zwei Bischöfe. Zwei liebliche Engel
halten hinter der Madonna einen Teppich ausgebreitet. Die Formen sind schon
von weicherer Fülle und anmuthigem Reiz; die Hände namentlich verrathen
in ihrer natürlichen Bewegung ein entwickeltes Naturgefühl. Die Färbung ist
durchweg licht und klar in warmen Tönen, aber das Streben nach freierem
Formgepräge hat schon zu einer kräftigeren Modellirung und einer reicheren
Abstufung der Schattirung geführt.
Bei Herrn Morelli in Mailand befindet sich ein männliches Porträt von
Basaiti, bezeichnet M . BAXITVS . 1521, welches sich bei einem kraftvollen
Kolorit von tiefem Ton durch die feine blasse Carnation auszeichnet.
 
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