8. Historia
von Barbara Brengbiers erstem Bräutigam
. . . Item, die Historia geschah mit einem, der sollte die
Lucas Malerin, damals zu Gotha bei ihrem Vater
wohnend, freien, der saß mit seinem Schneider auf dem
Schloß und läßt sich schöne bunte Kleider machen auf
die Wirtschaft 15. So sieht der Schneider zum Fenster
hinaus, und er wird gewahr, daß ein Wetter kommt,
und spricht: Ich will gehen Palmen holen und in [den]
Ofen werfen, denn ich hab’ heut das Evangelium
Johannis nicht gehört. Geht hinaus und tut also. Der
junge Geselle sagte: Ei, was sagt Ihr, meint Ihr, der
Pfaffe kann allein das Evangelium lesen? Ich kann es
gleich so wohl als er. Tut das Fenster auf, hebt an und
liest: In principio etc. Da schlägt der Donner hinein und
schlägt dem jungen, schönen, reichen Gesellen die Hose
von [den] Beinen glatt hinweg, daß er bald niederfällt
und stirbt. Dem Schneider aber schlägt es unten die
Sohlen an den Füßen hinweg, aber er starb nicht.
Diese Historia ist gewiß geschehen . . .
Aus Spangenbergs „Adelsspiegel“
Ob auch Kriegsleute in seligem Stande sein können
und [in]wiefern sich ein christgläubiger Mensch zum
Kriege gebrauchen lassen möge, davon mag man lesen
den 19. Sermon S. Augustini, de verbis domini, so auch
im Dekret c. 23. Q. 1. Militare angezogen wird, lesen 16.
Item das schöne Büchlein, welches D. Martin Luther
Anno 1527 an Aschen von Cramme, Ritter 17, geschrieben
10 D. h.: für die Hochzeit.
16 Gemeint ist eine Schrift des Augustinus Aurelius (354 bis
430), des Begründers der kirchlichen Staatslehre, sowie viel-
leicht ein Buch des Kanonischen Rechtes.
17 Assa vom Kram, an den das erwähnte Sendschreiben ge-
richtet ist.
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von Barbara Brengbiers erstem Bräutigam
. . . Item, die Historia geschah mit einem, der sollte die
Lucas Malerin, damals zu Gotha bei ihrem Vater
wohnend, freien, der saß mit seinem Schneider auf dem
Schloß und läßt sich schöne bunte Kleider machen auf
die Wirtschaft 15. So sieht der Schneider zum Fenster
hinaus, und er wird gewahr, daß ein Wetter kommt,
und spricht: Ich will gehen Palmen holen und in [den]
Ofen werfen, denn ich hab’ heut das Evangelium
Johannis nicht gehört. Geht hinaus und tut also. Der
junge Geselle sagte: Ei, was sagt Ihr, meint Ihr, der
Pfaffe kann allein das Evangelium lesen? Ich kann es
gleich so wohl als er. Tut das Fenster auf, hebt an und
liest: In principio etc. Da schlägt der Donner hinein und
schlägt dem jungen, schönen, reichen Gesellen die Hose
von [den] Beinen glatt hinweg, daß er bald niederfällt
und stirbt. Dem Schneider aber schlägt es unten die
Sohlen an den Füßen hinweg, aber er starb nicht.
Diese Historia ist gewiß geschehen . . .
Aus Spangenbergs „Adelsspiegel“
Ob auch Kriegsleute in seligem Stande sein können
und [in]wiefern sich ein christgläubiger Mensch zum
Kriege gebrauchen lassen möge, davon mag man lesen
den 19. Sermon S. Augustini, de verbis domini, so auch
im Dekret c. 23. Q. 1. Militare angezogen wird, lesen 16.
Item das schöne Büchlein, welches D. Martin Luther
Anno 1527 an Aschen von Cramme, Ritter 17, geschrieben
10 D. h.: für die Hochzeit.
16 Gemeint ist eine Schrift des Augustinus Aurelius (354 bis
430), des Begründers der kirchlichen Staatslehre, sowie viel-
leicht ein Buch des Kanonischen Rechtes.
17 Assa vom Kram, an den das erwähnte Sendschreiben ge-
richtet ist.
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