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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0177
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Weib einige Tage. Cola, der edle Calabreſe,
nahm ſeinen Poſten ein und als der Prieſter am
andern Morgen in der Thuͤr des durch ihn ent—
ehrten Hauſes erſchien, ſtreckten ihn zweh Flin—
tenkugeln aus dem ſichern Rohr Colas zur Erde
nieder. Man fand die Leiche und Cola ruhig
daneben — er ward verhaftet, gefeſſelt, nach Nea—
pel geſchleppt — verurtheilt. Das neapolitaniſche
Geſetz macht das Geſtaͤndniß des Schuldigen zur
unerlaͤßlichen Bedingung eines Todesurtheils. Cola
hatte geſtanden — dennoch waͤhrten ſeine Leiden
in den graͤßlichen Kerkern der Vicaria, vier
volle Jahr. Rafaelli war verſchwunden —
Gianna war geſtorben. !

Heiter und froh betrat der Ungluͤckliche das
Schaffot; mit zufriedenen Blicken uͤberſchaute
er die verſammelte Menge; ſeine beiden Prie—
ſter, die man aus den Dominikanern hatte
waͤhlen muͤſſen, weil er keinen Capuziner um
ſich duldete, hoben ihn die Stufen hinauf:
er legte ſein Haupt zurecht, die Schnur ward
beruͤhrt — das funkelnde Eiſen ſank — ſein
Haupt fiel auf die Blutbuͤhne nieder! Schnell
jedoch hatte der Nachrichter es ergriffen: in einem
Augenblick war das Eiſen gereinigt, das Haupt
in einen, der Koͤrper in einen andern Sack ge⸗
ſteckt — dieſe verſchwanden — das Geruͤſte ſtuͤrzte
zuſammen und die ganze blutige Scene, fuͤr die
wenige Minuten hingereicht hatten, war voruͤber. —

Alles was davon zuruͤckblieb, war auf dem
friſchgeſtreuten Sande ein kleiner Flecken Bluts,
das Weiber und Kinder aus 8 Volk begierig

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