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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0179
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anziehend und einladend anzuſehen. Faſt aus al⸗
len Straßen Neapels ſieht man den Rieſen, der
ohne Unterlaß die Augen des Fremden und des
Eingebohrnen auf ſich zieht, und jetzt beſonders
verſank die Sonne keinen Abend gluͤhend hinter
dem Epomeo, daß er nicht ſogleich ſeine unge⸗
heure Fackel hochroth angezuͤndet und damit in die
zitternde Hauptſtadt hinabgeleuchtet haͤtte. Zwei
prachtvolle Lavaſtroͤme von ſeltener Breite floſſen
von ſeinen Flanken nach Reſina und Torre
del Greco drohend hinab: hie und da uͤberſtieg
der Gluthſtrom ſchon Mauern und Zaͤune und die
Einwohner Torre del Greco's fingen an, dem
gefaͤhrlichen Nachbar das Feld zu raͤumen, und
der Hauptſtadt naͤher zu fluͤchten.

Dies war die Zeit, da wir, die wir ſchon lan⸗
ge ſehnſuͤchtige Blicke auf ihn verſandt hatten, dem
Rieſen unſern Beſuch zu machen beſchloſſen. Ueber
Barra und Reſina hatten wir Portici evs
reicht, von dem Altan der Favorita herab unſre
Blicke an dem Saphir- und Smaragdfarbenen
Golph von Neapel geweidet, in der Gallerie
der antiken Gemaͤhlde aus Nola, Stabiae,
Herculanum und Pampeji die ausgezeichne⸗
ten Stuͤcke, Oreſt und Pilades bei Iphige—
nien, die Erziehung des Telephus, die verlaſ⸗
ſene Dido, den herrlichen Theſeus, Achill
mit dem Centaur Chiron, Flora mit dem Kin⸗
de, das Urtheil des Paris, und treffliche, an
Erfindung und Farbengebung koſtbare Arabesken,
Voͤgel und Thiere voll Leben und Grazie und zu
den lieblichſten Gruppen verſchlungen bewundert,
 
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