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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0180
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waren in das hohle Grab Hereulanums hin—
abgeſtiegen, und hatten den Pallaſt durchſtreift,
den die mit einer ſo ſtillen Regierungsveraͤnderung
unzufriedenen Lazzaroni, alg Roba di Giovae-
chino ſchon hatten den Flammen opfern woͤllen,
als wir endlich von zahlloſen Dudelſaͤcken und
Schalmeien, die der Feſttag um uns verſammelt
hatte, begleitet, unſre Wanderung nach dem im
Abendſonnenlicht prangenden Feuerberg antraten.
Wie hinreiſſend ſchoͤn iſt doch dies Land, wie goͤtt—
lich ſein Himmel, wie gluͤhend und belebend ſeine
Sonne, wie froh, leicht und heiter ſind ſeine
Kinder! Alles um uns her ſang, tanzte, ſpielte
ſcherzte und lachte; der Neapolitaner, wie der
Grieche, ſchwingt ſich uͤberall, wo der Druck nur
irgend aus ſeiner naͤchſten Naͤhe entweicht, ſogleich
in den urſpruͤnglichen Ton ſeiner Natur, Froh—
ſinn und jubelnde Luſt, hinuͤber.

Der ruͤſtige und gewandte Salvatore ſollte
uns begleiten; wir hatten Muͤhe ihn herauszufin⸗
den, da ganz Portici theils er ſelbſt, theils
ſein Bruder, ſein Vetter, oder ſonſt etwas von
ihm ſein wollte. Auf Schritt und Tritt umlagert
uns hier Liſt und Betrug, wir duͤrfen nicht auf⸗
hoͤren, zu wachen und die Augen offen zu erhal—
ten. — Wie lachend iſt der Anblick des tiefſten
Fußes dieſes Bergkegels! Wie freundlich die zahl⸗
loſen Ortſchaften, Villen und Kloͤſter, in deren
Gaͤrten die Thraͤnen unſres Herrn, die Lacry—
mae Criſti gedeihen! Wie reich, wie hinreißend
ſchoͤn die Ausſicht, die mit jedem Schritt auf
einem immer weitern Plan ſich entfaltet! Bald
 
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