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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0198
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ſeine zudringliche Gutmuͤthigkeit laͤſtig und aͤrger⸗
lich wird. Wer bei ſolchen Anlaͤſſen die Geduld
verloͤhre, wuͤrde ihn fuͤr immer zum Feinde und
Widerſachet haben, um ſo mehr, alg ſeine eignen
Großen nichts von ſolchen Anſpruͤchen wiſſen. Die
erſten Principi und Duchi gehen mit dem
halbnackten Lazzaroni, der nichts in der Welt be—
ſitzt, als ſeine leinenen Pantalon, ſein Hemd und
die rothe Muͤtze, die ſeine Bloͤße decken, um,
wie mit ihres Gleichen, und fodern nichts anders
von ihm: ſelbſt der Diener ſpricht mit dem Herrn
im Ton der Gleichheit — er kennt keinen andern.
Giebt man ſich nun dieſen argloſen Weſen, die
uns frey von aller fremdartigen Ruͤckſicht, nur in
ſofern ſchaͤtzen und werth halten, als wit ihnen
ſelbſt etwas ſind, gemaͤchlich hin, geht man in
ihre Eigenheiten ein, und laͤßt ſich von ihnen gut—
muͤthig in den Kreis ihrer eignen Exiſtenz hinein—
ziehen und verwickeln, ſo ſind ſie die treuſten Ge—
ſchoͤpfe auf Erden, und im Stande, fuͤr uns, im
ganzen Sinne des Worts, durchs Feuer zu gehen. .
Alle uͤbellaunige Schwerfaͤlligkeit und alle unfreund—
liche Abſonderung iſt ihnen dagegen ein Graͤuel,
und ſie verachten, aͤrgern und prellen den Frem-
den, der ihnen auf diefe Art begegnet, auf alle
Weiſe und mit wahrer Luſt Dies widerfaͤhrt nun
den abgeſchloſſenen und truͤbſeeligen Englaͤndern vor
allen am haͤufigſten und darum ſind dieſe auch die
beſtaͤndige Zielſcheibe jeder Verſpottung und jeder
Betruͤgerei des Neapolitaners. Mit dem heiteren
Deutſchen vertraͤgt ſich dieſer launige Sohn der—
Naͤtuͤr ſchon viel eher — er achtet ihn ſeiner Ta—
 
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