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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0268
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‚ 24

Meeres mit Kopf und Schweif aͤhnlich macht,
zerfaͤllt hier in zwei hohe Bergkulme, Capri und
Anacapri, in deren Mitte ein rauhes Thal ver—
ſchloſſen ruht. Hier auf jener Spitze ragen die
Ruinen des Pallaſtes jenes Ungeheuers hervor,
das ſich in dieſer Einſamkeit vor der Welt ver⸗
barg, in der Hoffnung, ſich ſo auch vor ſich ſelbſt,
oder dem Zorn der Goͤtter verbergen zu koͤnnen.
Die Art ſeines Gemuͤths ſcheint ihn mit der rau—
hen Form dieſes Eilandes verbruͤdert zu haben;
geſtaltlos und zuruͤckſchreckend, wie dieſe Klippen,
wild und unerbittlich, wie dies brandende Meer,
war ſeine entmenſchte Seele. —

Wir verließen die Inſel, um uns von ihrer
Wildheit an der lieblichen ſchwellenden Kuͤſte zu
erholen, die den unſterblichen Taſſo der Welt
gebahr. Welch eine Pracht der Vegetation, die
ung in Capri ſo aͤrmlich und mager erſchienen
wwar, bedeckt dieſen ſchattigen Pia nondi Sor—
— yento? Wie hold gluͤhen und hlicken uns die
goldnen Fruͤchte der Heſperiden hier aus dunkel⸗
grünem Laube um. Wie friſche Kuͤhlung weht
zus jenen ſeewaͤrts ſchauenden Grotten hervor!

Von dem Balkon des Hauſes, daß der große
Saͤnger bewohnte und liebte, ſchauen wir uͤber
den Janzen goͤttlichen Golxh hin — nichts gleicht
dieſer Stelle und dieſem Blick, und gern vergeſ⸗
ſen wir daruͤber das duͤſtere und unheimliche An—
fehn der Stadt felbfi. Bico und Cazzano
glänzen im lieblichſten Sommerfchein, und, das
Cap Orlando’s ſteigt mit ſeiner ſenkrechten
 
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