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Was die Personen betrifft, so kann ich auf die oben gegebene Inhalts-
angabe des ersten Stückes und die Liste des zweiten verweisen. Das erste
Stück bereitet in dieser Hinsicht eine Überraschung. Wir müssen bis ins
11. Jahrhundert, bis zu Krsnamisra's Prabodhacandrodaya hinabsteigen, ehe
wir wieder auf indischem Boden ein Drama finden, in dem allegorische Ge-
stalten, wie es die Buddhi, die Dhrti und die Klrti sind, auftreten. Eine
genaue Parallele ist selbst der Prabodhacandrodaya nicht. Krsnamisra wahrt
streng die Einheitlichkeit seiner Gestaltenwelt. Kein Wesen, dem auch nur
ein Hauch von Materialität anhaftet, tritt in den Kreis seiner Abstraktionen.
Nicht Visnu repräsentiert den Visnuismus, sondern Visnubhakti; nicht der
Buddha oder der Mahävlra tragen ihre Lehren vor, sondern der Buddhägama
in Gestalt eines Bhiksu und der Digambarasiddhänta in Gestalt eines
Ksapanaka. Hier aber erscheint die historische Person des Buddha jedenfalls
in demselben Stücke wde jene allegorischen Gestalten; ob sie direkt in Ver-
kehr miteinander treten, läßt sich nicht entscheiden. Eine derartige Ver-
mischung von Allegorie und Geschichte findet sich, soviel ich weiß, erst im
16. Jahrhundert in Kavikarnapüra's Caitanyacandrodaya. Hier gehen in den
ersten drei Akten dem Auftreten der historischen Personen, des Caitanya
und seiner Schüler, Szenen voraus, in denen Kali und Adharma, Yiräga und
Bhakti, MaitrI und Premabhakti erscheinen, und die beiden letzteren nehmen
als Zuschauer auch an dem Schauspiele im Hause des Äcäryaratna teil und
begleiten die Aufführung mit ihren Glossen, allerdings
»in einiger Entfernung sitzend in unsichtbarer Gestalt«. Kavi-
karnapüra's Werk ist, wie schon der Name zeigt, in bewußter Anlehnung
an Krsnamisra verfaßt. Ob der letztere an Traditionen anknüpfte, die bis
zu unserm Drama heraufreichen, oder ob das allegorische Drama im Mittel-
alter ausstarb und von Krsnamisra wieder neu geschaffen wurde, muß künfti-
ger Forschung Vorbehalten bleiben.
Ganz anderer Art ist der Personenbestand des zweiten Dramas. Hier
finden wir, soweit wir überhaupt die Charaktere feststellen können und wenn
wir von den speziell buddhistischen Rollen absehen, alle die alten Bekannten
des klassischen Dramas wieder. Vor allem wichtig ist natürlich das AuB
treten des Vidüsaka, denn diese Figur war auf keinen Fall durch die Fabel
des Stückes gegeben. Der buddhistische Verfasser hat sie aufgenommen,
weil sie zu seiner Zeit auf der Bühne eingebürgert war. Daß der Vidüsaka
unseres Dramas mit dem späteren die Vorliebe für Leckereien teilt, ist schon
erwähnt; daß er ebenso wie der spätere ein Brahmane ist, zeigt sein Name
Komudagandha. Dieser Name ist sicherlich nicht zufällig gewählt. Die
Kaumudagandhas waren tatsächlich ein altes brahmanisches goib-%. In der
Käsikä zu Pan. 4, 1, 78 wird gelehrt, das man als Bezeichnung der Ange-
hörigen des g<?A% des Kumudagandhi im Masculinum Kaumudagandha (nach
4, 1, $2), im Femininum Kaumudagandhyä zu bilden habe, und der letztere
Name wird auch schon im Mahäbhäsya zu Pan. 6, 1, iß erwähnt. Anderer-
seits gibt Visvanätha in Sähityadarpana 7$ an, daß der Vidüsaka seinen Namen
von einer Blume, dem Frühling usw. haben solle. Wenn daher unser Autor
 
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