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in derselben Handschrift überliefert ist wie jener größtenteils metrisch abge-
faßte Kommentar, von dem ich oben Proben gegeben habe, so müssen wir
annehmen, daß beide Werke in nächster Beziehung zueinander stehen. Es
fällt einem aber doch schwer zu glauben, daß diese weitschweifigen gramma-
tischen, lexikalischen und etymologischen Auseinandersetzungen in Prosa von
demselben Verfasser herrühren sollten, wie die ausschließlich der Erörterung
sachlicher Schwierigkeiten gewidmeten Strophen. Dazu kommt, daß auch durch
die Voranstellung des Preisliedes des Agvaghosa der grammatische Kommentar
als etwas Neues gekennzeichnet wird, denn es ist doch ganz unwahrscheinlich,
daß dieses Preislied ohne alle äußere Veranlassung in den Text eingeschoben
sein sollte. Man gewinnt durchaus den Eindruck, daß uns in dem gramma-
tischen Kommentar eine Weiterführung, etwa ein Superkommentar zu der
Sutra-Erklärung in Strophen vorliegt. Was aber könnte den Verfasser dieser
Schrift bewogen haben, seiner Arbeit ein Preislied des AAaghosa voraus-
zuschicken als der Umstand, daß AAaghosa eben der Verfasser des Grund-
werkes war?
Ich betone nochmals, daß es nach dem, was ich oben über die An-
ordnung der Blätter bemerkt habe, ausgeschlossen ist, daß etwa das Preislied
des Agvaghosa die Einleitung zu dem ganzen, in der Handschrift erhaltenen
Werke bildete. Wir dürfen daher aus dem Preislied auch nicht etwa den
Schluß ziehen, daß das ganze Werk von einem Manne stammt, der sich als
einen Verehrer oder Schüler des AWaghosa bekennt. So bleibt, soweit ich
sehe, nur noch die Möglichkeit, daß die Strophen zu Ehren des AAaghosa
gar nicht die Einleitung zu dem grammatischen Kommentar sind, sondern
von dem Schreiber der Handschrift als Abschluß des ersten sachlichen Kom-
mentars eingefügt sind. Dafür könnte allenfalls das auffallend große Schluß-
zeichen sprechen, das hinter der letzten Strophe des Preisliedes erscheint. Aber
auch aus einem am Schlüsse stehenden Preis des A^vaghosa könnte man doch
nur wiederum folgern, daß das vorhergehende Werk den AAaghosa zum Ver-
fasser hatte.
Die Zukunft muß lehren, ob sich meine Vermutung über den Inhalt des
echten Süträlamkära des AWaghosa und weiter seine Identifizierung mit dem
in der Birkenrindenhandschrift unserer Sammlung erhaltenen Texte bestätigen
wird. Ich möchte aber doch schon hier darauf hinweisen, daß damit auch
eine andere, wie mir scheint, nicht unerhebliche Schwierigkeit beseitigt sein
würde. Sie liegt in dem Titel, den die dem Asanga zugeschriebene Darstellung
der Lehre von der Bodhi und dem Bodhisattva führt. Dieser Titel, Mahäyä-
nasüträlamkära, ist augenscheinlich, wie schon Levi angenommen haD, im Hin-
blick auf den Süträlamkära des AAaghosa gewählt. Solange man den Süträ-
lamkära in der Kalpanämanditikä erblicken mußte, war es eigentlich unbe-
greiflich, daß ein philosophisches Werk wie der Mahäyänasüträlamkära seinen
Namen dem Wetteifer mit einer Sammlung von Erzählungen verdanken sollte.

i Mahayana-Sutralamkara II, Introd. S. 13.

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