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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0017

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Die Sage von Rsyasrnga

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ab. Die beiden begrüßen sich freundlich — Rsyasrnga natürlich in dem
Wahne, einen Büßer vor sich zu haben — und die Hetäre erzählt ihm auf
Befragen, daß ihre Einsiedelei drei Meilen hinter dem Berge liege. Die
Wurzeln und Früchte, die er ihr anbietet, schlägt sie aus und gibt ihm
vielmehr von den mitgebrachten Kränzen, Gewändern, Speisen und Ge-
tränken. Mit einem Balle spielt sie in seiner Nähe und reizt ihn durch ihre
Umarmungen zur Liebe. Dann geht sie unter dem Vorwände, ihr Feuer
besorgen zu müssen, fort. Dem Rsyasrnga ist traurig zu Mute, als er sich
wieder allein sieht. In dieser Stimmung findet ihn der heimkehrende Vater.
Befragt, gibt ihm Rsyasrnga eine sehr genaue Beschreibung des wunder-
baren Büßers, der ihn besucht hat. Der Alte warnt ihn vor solchen Un-
holden; er geht sogar aus, um die Verführerin zu suchen, allein umsonst.
Als er nun wieder einmal fortgegangen ist, kommt die Hetäre zurück.
Voll Freude begrüßt Rsyasrnga sie und geht jetzt mit ihr zu der schwim-
menden Einsiedelei. Kaum hat er diese betreten, als man die Taue löst,
und so schwimmt die ganze Einsiedelei mitsamt dem Rsyasrnga und den
Hetären zu der Residenz des Königs. Als dieser den Rsyasrnga in den
Harem geführt hat, regnet es in Strömen. Der König gibt dem Büßer darauf
seine Tochter $äntä zur Frau.
Als Vibhändaka heimkommt und den Sohn nicht findet, ahnt er was
vorgefallen und macht sich voller Zorn nach Campä, der Residenz des
Lomapäda, auf, um den König mitsamt seiner Stadt und seinem Reiche
zu verbrennen. Der König aber hat dies vorausgesehen und hat die Weiden
an den Landstraßen dem Rsyasrnga geschenkt und den Hirten befohlen,
wenn der alte Rsi komme, ihm zu sagen, daß alles dies der Besitz seines
Sohnes sei. Als nun der Rsi sieht, welch gewaltigen Reichtum der König
seinem Sohne verliehen, verraucht sein Zorn allmählich, und als er in
Campä angekommen ist, söhnt er sich mit den Verhältnissen aus und läßt
sich nur versprechen, daß Rsyasrnga nach der Geburt eines Sohnes wieder
zu ihm in den Wald komme. Rsyasrnga erfüllt dies und zieht, von seinem
Weibe begleitet, in den Wald.
Die Widersprüche im Anfang des zweiten Teiles dieser Erzählung
springen sofort ins Auge^). Wie kann der König die Brahmanen um Rat
fragen, von denen eben gesagt ist, daß sie ihn im Zorn verlassen haben!
Nun läßt sich mit Sicherheit beweisen, daß die ganze Begründung der Dürre
durch die Kränkung der Brahmanen und die Geschichte ihrer Versöhnung
i) Dies hat schon Holtzmann, Mbh. u. s. Theiie II, 78, hervorgehoben: "Auch
eine andere Änderung ist höchst ungeschickt. Den Rat, den Rsyasrnga zu entführen,
mußten dem Lomapäda die Brahmanen gegeben haben. Aber mit diesen hatte ja
der König sich entzweit. Also wurde gefälscht, er habe sich vorher [sic] mit den
Brahmanen wieder versöhnt. Aber dann war die Entführung des Rsyasrnga unnötig!'
Holtzmann scheint also nur die Versöhnung der Brahmanen für unecht zu halten,
worin ich ihm nicht beistimmen kann.

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