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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0056

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Die Sage von Rsyasrnga

der Schulter, das eigentümliche Hüftengewand und die umgebenden drei
Gazellen deutlich als Einsiedler gekennzeichnet ist. In der linken Hand
hält er einen Ball. Er spricht, wie durch die erhobene rechte Hand an-
gedeutet ist, zu einem mit zusammengelegten Händen vor ihm stehenden
Mädchen. Diese trägt zwar den gewöhnlichen Frauenschmuck auf der
Stirn, in den Ohren, am Halse, an den Armen und Füßen, zeichnet sich
aber vor allen übrigen hier, wie in anderen Reliefs, dargestellten Frauen
dadurch aus, daß sie dieselbe Haartracht und dasselbe Hüftengewand hat
wie der Büßer. Hinter ihr steht, ebenfalls mit gefalteten Händen, eine alte
Frau. Etwas weiter zurück stehen unter einem Baume zwei junge Mädchen,
von denen die eine einen kleinen, mir unbekannten Gegenstand in der
linken Hand hält. Rechts von ihnen findet sich ein sonderbares viereckiges
Gebäude, mit topf artigen Aufsätzen an den beiden sichtbaren Ecken, und,
wie es scheint, einer Art Kuppel in der Mitte. Noch weiter nach rechts ist
ein viereckiges Gebäude mit einer Tür sichtbar. Ob ein darüber befindliches
Fenster, aus dem ein Frauenkopf heraus schaut, dazu gehört, vermag ich
nicht zu entscheiden, wie denn überhaupt diese ganze Partie in der Zeich-
nung sehr undeutlich ist. Vielleicht gehört es dem Streifen an, der das
Relief in zwei Teile teilt, und dessen Bedeutung aus der Zeichnung nicht
klar wird.
Wie dem aber auch sein mag, der Einsiedler mit dem Balle in der Hand,
das als Einsiedler verkleidete Mädchen und die alte Frau lassen meiner
Ansicht nach keinen Zweifel, daß wir hier Rsyasrnga, die Hetäre und die
Alte vor uns haben. Die beiden anderen Mädchen lassen sich ungezwungen
als zwei von den übrigen, begleitenden Hetären deuten. In dem sonder-
baren Gebäude erkenne ich die Einsiedelei auf dem Floße, in dem Gebäude
rechts davon die Hütte des Büßers*). Wir haben demnach hier eine
Darstellung der Rsyasrnga-Sage in der puranischen Form.
Und das wird durch die obere Szene, wie ich glaube, bestätigt. Hier
sitzt ein durch seine Tracht als König gekennzeichneter Mann auf einem
Throne, mit zwei Dienerinnen hinter sich, von denen die eine den Wedel,
die andere den Schirm hält. Zu seiner Linken sitzt, ein junges Mädchen
auf einem Stuhl. Zu seiner Rechten finden wir wieder, wie in der unteren
Szene, vier Frauen, drei junge und eine alte. Die Alte stellt, wie man aus
der Handbewegung ersieht, eines der Mädchen, das mit gefalteten Händen
dasteht, dem Könige vor. Abseits, am rechten Ende der Platte, steht ein
leerer Sessel mit einem Baum dahinter. Halten wir diese Szene mit der
unteren zusammen, so scheint es mir sicher zu sein, daß wir in dem Könige
Lomapäda, in dem jungen Mädchen auf dem Sessel Säntä und in den vier

*) Der aus dem Fenster herausschauende Frauenkopf deutet vielleicht die
Hetäre in der Hütte an. Doch läßt sich dies bei dem Mangel des Steines selbst kaum
entscheiden.
 
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