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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0251

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Die Sakas und die 'nordarische' Sprache

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naturgemäß ganz unsicher ist, so haben solche etymologischen Versuche
für die Feststellung des Lautwertes der Zeichen gar keinen Wert. An und
für sich könnte g&s ja wohl einen %-Laut von welcher Färbung auch immer
bezeichnen; auffallend bleibt nur, daß man zur Bezeichnung eines solchen
Lautes nicht einfach das dem Indischen geläufige Ls benutzt haben sollte,
zumal in ein Beispiel dafür vorlag. Ganz unglaub-
lich aber ist es, daß dieser Laut in Düwuyudu durch ji bezeichnet sein
sollte, dessen indischer Lautwert von ^ völlig verschieden ist. Wenn man
anderseits yLs und j als Vertreter eines z ansieht, so bereitet das y allerdings
keine Schwierigkeiten, da es bis auf den heutigen Tag in den indischen
Alphabeten zur Bezeichnung eines z dient und so schon in alter Zeit ver-
wendet wurde, wie z. B. die Schreibung JtAotbu^u = ZEtQNtZOY auf Münzen
beweisti). Allein unvereinbar mit dieser Auffassung erscheint die Schrei-
bung yA^, da diese Konsonantenverbindung doch nicht die geringste Ähn-
lichkeit mit einem z besitzt.
Das Dilemma, aus dem wir so nicht herauskommen, weist darauf hin,
daß eins der beiden Zeichen falsch gelesen ist. Natürlich kann es sich dann
nur um das yAaa handeln. Nun bin ich leider nicht in der Lage, die Lesung
an Originalen nachzuprüfen, da das Berliner Münzkabinett keine einzige
Münze mit den fraglichen Namen besitzt. Auf den Reproduktionen der
Münzen in Rapsons Gatalogue glaube ich aber deutlich ein yau anstatt des
yAau zu erkennen. Die Zeichen für yu und yAu sind sich in den Inschriften
des westlichen Indiens während der ersten Jahrhunderte n. Chr. zum Teil
sehr ähnlich, wie ein Blick auf Tafel III von Bühlers Indischer Paläographie
zeigt, und auf Münzen sind ähnliche Buchstabenformen natürlich noch
schwerer zu unterscheiden. Im allgemeinen aber läßt sich behaupten, daß
das yAu eine gerade Basis hat, auf der die drei Vertikalen ziemlich senk-
recht stehen2), während das yu aus einem Halbkreis oder Bogen mit einer
Vertikale in der Mitte besteht. Später wird beim yu das linke Ende nach
innen umgebogen. Nun ist aber die Grundlinie des ersten Zeichens in der
fraglichen Ligatur immer rund. Deutliche Beispiele bieten bei Rapson be-
sonders die Nummern PI. X, EI; J. B.; 281. Man vergleiche z. B. das
Zeichen in X, J. B. mit dem sicheren yu von Juyudüwmsa. in 265. Es würde
danach also yguwoLAu und Dümuyga&t zu lesen sein. Daß das in der Tat
der Fall ist, wird durch Bühlers Zeugnis, wie mir scheint, zur Gewißheit
erhoben. In seiner Abhandlung "Die indischen Inschriften und das Alter
b Rapson, Indian Coins, Plate II, Nr. 3. Die indische Inschrift ist in Kharosthi.
2) Ein yAn findet sich auf den Münzen der westlichen Ksatrapas in dem Namen
des Samghadäman. Nach der Abbildung, die dem Aufsatz von Newton, On Recent
Additions to our Knowledge of the Ancient Dynasties of Western India, JBBRAS,
Bd. IX, S. lff., beigegeben ist (Nr. 7), hat es etwa die Form, die Buhler auf Tafel III
unter 10, XIV gibt. Auf der Tafel zu Bhagvänläl Indrajis Abhandlung (Nr. 9) und in
Rapsons Catalogue, Plate XII, Nr. 378, vermag ich die Form des nicht zu er-
kennen.
 
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