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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0406

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392

Die §aubhikas
das Dütängada selbst aber ein Wilson wollte das als 'shade
or outline of a drama' auffassen, Levi als 'drame a l'etat d'ombre'; Pischel
selbst hatte es früher als 'Schatten von einem Spiel', 'halbes Drama' er-
klärt. Aber diese Deutungen sind ganz unbefriedigend, und Pischel hat
daher vorgeschlagen, im wirklichen Sinne als 'Schattenspiel'
zu nehmend). Gray in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Dütäh-
gada (JAOS. XXXII, 59ff.) und Hillebrandt in seiner Abhandlung über die
Anfänge des indischen Dramas, S. 6, haben ihm zugestimmt; ich glaube
nicht, daß man an der Richtigkeit dieser Erklärung noch zweifeln wird.
Dem Dütängada ähnlich ist das Haridyüta, dessen Verfasser und
Zeit unbekannt sind. Es wird aber nicht als bezeichnet. Da-
gegen haben wir aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch drei
eines gewissen Vyäsa Sri-Rämadeva, das Rämäbhyudaya,
das Subhadräparinayana und das Pändaväbhyudaya. Ein ganz modernes,
erst 1883 verfaßtes ist das Sävitrlcarita des Sankaraläla.
Diese späteren unterscheiden sich in nichts von den gewöhn-
lichen Dramen. Zu beachten ist aber, daß sie alle ihren Stoff den Epen
entnehmen. Über das cAäyü/MihJju des Vitthila, das angeblich die Ge-
schichte der 'Adil-Shähl-Dynastie behandelt, läßt sich zur Zeit nichts
Sicheres sagend).
Fassen wir das Mahänätaka und das Dütängada als Schattenspiele auf,
so bieten uns das javanische und das siamesische Schattenspiel genaue
Parallelen3). Das Wayang purwa, die vornehmste und am weitesten ver-
breitete Gattung des javanischen Schattenspieles, entnimmt seine Stoffe
dem Rämäyana und Mahäbhärata und daneben der javanischen Kosmo-
gonie Manik Maya. Das siamesische Schattenspiel scheint vorzugsweise
auf das Rämäyana zurückzugreifen. Die Proben, die F. W. K. Müller aus
siamesischen Textbüchern veröffentlicht hatJ), weisen, wie schon Pischel
bemerkt hat, eine überraschende Ähnlichkeit mit dem Mahänätaka und
Dütängada auf. Der ganze Text besteht auch hier aus Strophen, die

J Ich bemerke übrigens, daß Jacob, der sich um die Erforschung der Geschichte
des Puppenspieles und des Schattenspieles die größten Verdienste erworben hat, in
seiner Geschichte des Schattentheaters, S. 8, angibt, daß er diese Erklärung schon
früher gegeben habe.
b Vgl. über diese Dramen Pischel a. a. O. S. 495, und die dort angeführte
Literatur, und Gray a. a. O. S. 62f.
3) Das javanische und das siamesische Spiel würden sogar mehr als Parallelen
sein, wenn sich ihre Herkunft aus Indien nachweisen ließe. Man hat den indischen
Ursprung des javanischen Spieles in neuerer Zeit geleugnet (vgl. insbesondere Hazeu,
Bijdrage tot de kennis van het javaansche tooneel, S.lBff.). Ich muß darauf ver-
zichten, auf die Frage hier näher einzugehen, meines Erachtens kann aber der au-
tochthone Ursprung des javanischen Schattenspieles keineswegs als sicher gelten.
b Näng, Siamesische Schattenspielfiguren im Kgl. Museum für Völkerkunde zu
Berlin. Supplement zu Band VII von Unternationales Archiv für Ethnographie'.
 
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