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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0539

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Zu den Upanisads. II

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höheren Wissens befindet. Es würde schließlich nichts hindern, anzuneh-
men, daß Satyakäma sich dieses höhere Wissen später selbst erworben
habe. Allein solche Überlegungen sind ganz müßig. Es kann nicht scharf
genug betont werden, daß die einzelnen, durch die Wiederholung der
Schlußworte gekennzeichneten Abschnitte der Chänd. Up. selbständige
Stücke sind, und daß es daher ganz falsch sein würde, die Angaben des
einen mit denen des anderen in Einklang setzen zu wollen.
Außer Deussen haben die Übersetzer die Worte Ugmu^ Au^ud evovücu
denn auch richtig aufgefaßt; der sich anschließende Satz uUu Au %u Umcu?2,u
Nyüyu aber ist bisher allgemein mißverstanden worden. Aus Sankaras Er-
klärung selbst ist nicht viel zu entnehmen; er umschreibt nur in der ge-
wöhnlichen Weise die finite Verbalform durch das Partizip: ufru Au %u
Umcu%u .S'odu.s'uAu^ut'idyüyüA AAucU eAude^umü^ruw upä %u tüyüyu %u wyu-
%um ur^AuA. Er wird das aber wohl so verstanden haben wie Änandagiri
angibt: %u ?v<yu/um Um tu püruurru wdyü t'üyvüd^^AA ücüryeyu copudfsU^
.s'e.S'uA. Dasselbe meint Vedesa: u/ru dere^AyuA .s'ru?;upe ?ru Aimcuwu t'iyüyu
^üpuyufum 7!.u dAüUr u^Aüd urfAuA. In demselben Sinne übersetzt
M. Müller 'nothing was left out', Böhtlingk 'hierbei fiel nichts aus', Hertel
'dabei ging nichts verloren'. Allein abgesehen davon, daß es mir sehr
fraglich ist, ob Nyüyu überhaupt die angenommene Bedeutung haben
kann, sieht man doch nicht ein, warum betont werden sollte, daß der
Lehrer nichts ausgelassen habe. Das mag Deussen gefühlt haben; wenn er
aber selbst übersetzt 'dabei fiel nichts daneben', so ist das ein Ausdruck,
der nur im Hinblick auf das biblische Gleichnis vom Säemann verständlich
ist und unmöglich das indische rüyüyu wiedergeben kamD). Fiyüyu ist
wörtlich 'ging auseinander', und das ist hier von dem Auseinandergehen in
der Lehre gebraucht, genau so wie sein Gegenstück Runnyüyu 'ging zusammen'
in derselben Verbindung mit einem Lokativ Sat. Br. 10, 6, 1, 1 von dem
Übereinstimmen in der Ansicht gebraucht wird: Au vuNvüwure <$umÜ3U?u
Au vu^rü^ure %u guwMyüyu 'die berieten sich über den Vaisvänara;
sie kamen über den Vaisvänara nicht zusammen', 'iis de vaisvänaro non
convenit', wie das PW. übersetzt. Es wird also nochmals mit allem Nach-
druck versichert, daß Häridrumata Gautama dem Satyakäma genau das-
selbe mitteilte wie die Verkünder im Walde, und das hat seinen guten
Grund; für das naivere Denken der alten Zeit lag in dieser vollkommenen
Übereinstimmung die Gewähr für die Richtigkeit der Lehre.

i) Die Erklärung im PW. ^auch nicht das geringste ist entschwunden, verloren-
gegangen (von der Lehre)' bedarf wohl kaum der Widerlegung.
 
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