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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0738

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722 Das Zeichen für 70 in den Inschriften von Mathurä aus der !§aka- u. Kusana-Zeit
würde für ^odäsa das Jahr 42 oder 72, gleichviel welcher Ära, gesichert
sein. Während Konow und andere meine Deutung des Zeichens ange-
nommen haben, hat Rapson an seiner Ansicht, daß es 40 zu lesen sei, fest-
gehalten, und neuerdings hat er in den Indian Studies in honor of Charles
Rockwell Lanman, p.49ff., eine ausführliche Begründung seiner Meinung
gegeben. Um nicht die Vorstellung aufkommen zu lassen, daß ich, durch
die Gründe meines verehrten Kollegen überzeugt, meine Deutung auf-
gegeben hätte, dann aber auch, weil ich einiges neues und, wie mir scheint,
entscheidendes Material beibringen kann, habe ich mich entschlossen,
noch einmal auf die Frage einzugehen.
Ich hatte in dem erwähnten Aufsatz auf die Tatsache hingewiesen,
daß in den Mathurä-Inschriften zwei Zahlzeichen verwendet würden, von
denen das eine einem phx ähnelt, das andere die Form eines Andreas-Kreuzes
hat, und ich hatte geschlossen, daß das eine von diesen 40, das andere 70
sein müsse, da der Wert aller übrigen Zahlzeichen feststeht. Rapson er-
klärt, daß er diesen Schluß nicht anerkennen könne, da es wenigstens mög-
lich sei, daß das Andreas-Kreuz nur eine kursive Form des p^x-Zeichens
sei. Ich halte diese Annahme für ganz unwahrscheinlich, da meines Er-
achtens die beiden Zeichen recht verschieden aussehen. Nur wenn ihre
Ähnlichkeit ohne weiteres in die Augen fiele, würde man doch diesem Mo-
ment ein Gewicht für die Ermittlung des Zahlwertes einräumen können.
Ich muß es ferner von vornherein für unzulässig erklären, bei der Be-
stimmung der Zeichen für 40 und 70 in den Mathurä-Inschriften von den
entsprechenden Zahlzeichen in den Münzlegenden der westlichen Ksatrapas
auszugehen, wie Rapson es tut. Daß sich die Brähmi-Zahlzeichen in Surästra
und Mälwa anders entwickelt haben als in Mathurä, zeigt schon das Zeichen
für 40, das nach Rapsons eigenen Angaben auf den Münzen wesentlich anders
aussieht als in den Inschriften von Mathurä. Das Andreas-Kreuz kommt
aber, wie Rapson versichert, auf den Münzen überhaupt niemals vor; es
wird also auch für seine Deutung aus den Münzlegenden nichts zu ent-
nehmen sein.
Ich war hei der Bestimmung des Zahlwertes des Andreas-Kreuzes von
der Mathurä-Inschrift Nr. 60 ausgegangen, wo das Zeichen in dem Jahres-
datum erscheint. Die Inschrift stammt aus der Regierungszeit eines Königs,
dessen Name mit Fü.s% beginnt, also so gut wie sicher des Väsudeva. Das
Andreas-Kreuz kann in diesem Fall nicht 40 bedeuten, da in den vierziger
Jahren nicht Väsudeva, sondern Huviska herrschte. Der Stein, der die In-
schrift trägt, ist verlorengegangen; wir besitzen von ihr nur einen ziemlich
schlechten Abdruck. Trotzdem ist das Andreas-Kreuz hier deutlich genug.
Unglücklicherweise läuft links davon ein Riß durch den Stein, und in den
dadurch in dem Abdruck entstandenen weißen Fleck hat jemand später
mit Bleistift einen Haken gezeichnet und ihn mit dem Andreas-Kreuz ver-
bunden, so daß ein Zeichen entstanden ist, wie es überhaupt sonst nirgends
 
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