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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0742

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726 Das Zeichen für 70 in den Inschriften von Mathura aus der Saka- u. Kusana-Zeit
Handschrift dieselbe Zahl bald durch das püx-Zeichen, bald durch das
Andreas-Kreuz ausdrückte.
Rapson ist, wie oben bemerkt, der Ansicht, daß auch die äußere Ge-
stalt des Andreas-Kreuzes dafür spreche, daß ihm der Zahlwert 40 zu-
komme, da es sich leicht als eine Kursivform des püx-Zeichens auffassen
lasse. Ich habe schon gesagt, daß ich dem nicht zustimmen kann. In den
Inschriften besteht jedenfalls der Kopf des püx-Zeichens stets aus einem
der Oberlinie entbehrenden Quadrat. Die Ecken sind bisweilen etwas ab-
gerundet, aber niemals nimmt der Kopf die Form eines rechten oder gar
spitzen Winkels an, wie er im oberen Teile des Andreas-Kreuzes erscheint.
Meiner Ansicht nach hat sich die Form des Andreas-Kreuzes auf ganz
andere Weise entwickelt. Wir können immer wieder beobachten, wie das
Zeichen für 70 durch einen Zusatz zu dem Zeichen für 60 gebildet wird,
genau so wie das Zeichen für 90 aus dem Zeichen für 80 umgestaltet wird.
Deutlich ist das bei den Zeichen für 70 der Fall, die Bühler in seiner Schrift-
tafel aus den Handschriften reproduziert. Noch klarer zeigt sich das bei den
Zeichen für 70 in der in frühen Gupta-Oharakteren geschriebenen Hand-
schrift der Kalpanämanditikä; siehe die Schrifttafel in meiner Ausgabe.
Auch die Form des Zeichens für 70 auf den von Rapson in seinem Catalogue
of the Coins of the Andhra Dynasty &c. beschriebenen Münzend) erklärt
sich ohne weiteres aus der Hinzufügung eines Striches am unteren Ende der
Vertikale des Zeichens für 60. Dieser Zusatzstrich wird dann weiter verschleift
und der Haken, der in 60 in der Mitte der Vertikale angesetzt wird, wird höher
hinauf gerückt, so daß sich eine Ähnlichkeit mit dem Zeichen für 40 in der
Mathurä-Inschrift Nr. 47 ergibt, wo aber die Schleife aus dem ursprünglich
nach rechts gewendeten Haken am unteren Ende der Vertikale entstanden ist.
Wir sollten also theoretisch für 60 in der Schrift der Kusana-Zeit ein
Zeichen erwarten, das etwa die Form Y zeigt; durch Anfügung eines Seiten-
striches nach rechts würde daraus das Zeichen des Andreas-Kreuzes mit
dem Zahl wert 70 entstanden sein. Tatsächlich hat nun das Zeichen für 60
diese Form in den Blattzahlen der dritten der oben erwähnten Hand-
schriften; unter VII ist ein Bruchstück mit der Blattzahl 269 wiedergegeben.
Fast die gleiche Form findet sich in der Mathurä-Inschrift Nr. 57, von der
wir allerdings nur ein Faksimile im Arch. Surv. Rep. Vol. XX, Plate V, 6
besitzen. In den beiden Mathurä-Inschriften Nr. 56 und 58 erscheint das
Zeichen leicht verändert, indem die Linie, die den spitzen Winkel nach
unten verlängert, hier weggelassen ist; siehe die Phototypien zu Ep. Ind.
Vol. I, p. 386, Nr. 8; Vol. II, p. 204, Nr. 19. Ich glaube also, daß sich auch
von seiten der Form nichts gegen die Auffassung des Andreas-Kreuzes als
des Zeichens für 70 einwenden läßt. Auf die chronologischen Fragen, die
sich ergeben, wenn der 6odäsa in das Jahr 72 zu versetzen ist,
möchte ich an diesem Orte nicht näher eingehen.*

b Siehe die Übersichtstafel auf S. CCVIII.
 
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