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Saramet-Bordüre von Drächsler in Wien.

Aeussere und innere Decoration der Ausstellungsbauten.
Des schönsten Schmuckes, dessen sich die Gesammtanlage der Wiener Welt-
ausstellung rühmen kann, der herrlichen Praterauen mit ihren ehrwürdigen Baum-
gruppen, ist bereits bei der Beschreibung des Ausstellungspalastes Erwähnung ge-
schehen. Unvergessen bleibe dabei aber auch das Verdienst des Gartenkünstlers
und Architekten, durch welche dieses malerisch verschlungene grüne Band mit
der symmetrisch angeordneten Gruppe der Hauptgebäude in Einklang gebracht
worden ist. ■— Gartenkünstlerische Leistungen von höherem Werth hat unsere Zeit
bekanntlich nur sehr wenige aufzuweisen; wir meinen solche, in denen die Archi-
tektur eine Rolle spielt. Das landschaftliche Element hat in der modernen
Gartenkunst das architektonische verdrängt, sogar aus derjenigen Position verdrängt,
welche von Rechtswegen stets die Domaine der Architektur bleiben sollte, den
Parkanlagen innerhalb der Städte. Gerade in diesem Gebiete, in der Bepssanzung
von Plätzen, in der Anlage von Squares werden heutzutage die unglaublichsten
Fehler begangen, auch in Wien, das sich einer so reichen und selbstbewussten
Entwicklung seiner modernen Architektur und dazu in seiner allernächsten Nähe,
jn der Parkanlage von Schönbrunn, eines so classischen Musters architektonischer
Gartenkunst rühmen kann. Der Stadtpark möge noch hingehen; er liegt wenig-
stens zum Theil am Ufer eines — freilich wenig reizenden — Flüsschens und ist
auf zwei Seiten von Alleen und älteren Gartenanlagen eingesäumt: ein Garten
zwischen Gärten. Aber ganz verkehrt jst es, wenn man das im Stadtparke be-
solgte Princip nun auch auf den neuen Rathhauspark anwendet und hier, wo nur
einige Reihen schattiger Bäume mit schönen Springbrunnen und Exedren am
Platze gewesen wären, ein kleinliches Gewinde von Wegen und Plätzchen sich
ausbreiten lässt, das mit Blumenbeeten und Gebüsch allerdings recht zierlich ge-
schmückt ist, aber sür den raschen und bequemen Verkehr weder die praktischen
Vortheile, noch sür den Lustwandelnden die Annehmlichkeiten darbietet, wie die
schattige Kühle der Alleen, vor Allem aber stylistisch an diesen Ort nicht passt,
der von drei monumentalen Gebäuden ersten Ranges begränzt, der Mittelpunkt
des städtischen Lebens im neuen Wien zu werden bestimmt ist.
Wie eine solche Aufgabe zu lösen, wie die Verbindung von Gartenkunst und
Architektur herzustellen ist, um dadurch einen wahrhaft imposanten Eindruck zu
 
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