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DAS KUNSTGEWERBE.

edlem Anstrich der Wohnung ächte Familienbehaglichkeit zu vereinen weiss, führt
uns diesmal nur wenige seiner gut und bequem gebauten, zum Theil auch mit
eingelegter Arbeit verzierten Möbel vor, aber nur Muster bestehender Einrichtungen
und nicht speciell sür die Ausstellung geschafsen; die Kunsttischler Dübeil und
Ludwig, letzterer vorzugsweise auf eingelegte Arbeit den Nachdruck legend, jener
mit gesunden, krästig bequemen, einsach construirten Lederfauteuils, vertreten ihr


Büße der k. k. Hosschauspielerin Charlotte Wolter, von Victor Tilgner.

Genre vortrefslich in gleichem Geiste. So könnten wir noch eine Reihe nennen,
unter den Tapezierern z.B. Alexander Pollak, wollen aber nur noch der Borten
und sonstigen Posamentierarbeiten Drächsler's gedenken und zwar desshalb, weil
diese Arbeiten, die zur künstlerischen Vollendung der Möbel und Vorhänge noth-
wendig sind, durch den Modegeschmack gänzlich verdorben waren, die von
Drächsler aber zum ersten Male einen richtigen Weg einschlagen. Sämmtliche
genannten Fabrikanten sind Wiener.
Dem Zuge der österreichischen, speciell der Wiener Fabricanten folgen die
ungarischen Kunsttischler mit ihren Holz- und Ledermöbeln, zum Theil nicht
ohne Glück; sie bieten uns aber kein selbständiges Interesse. Ganz anders ist
es mit Italien, dessen Kunstmöbel in gewissem Sinne vielleicht von allen am
höchsten slehen; aber sie nehmen einen anderen Standpunkt ein. Bei den Italie-
nern handelt es sich nicht um eine volle harmonische Ausstattung der Wohnung,
sondern um die Schöpfung des einzelnen Stückes als eines Kunstwerkes. Wie
es verwendet wird, das ist dem Liebhaber überlassen. Der Standpunkt ist auch
 
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