498 DIE EXPOSITION DES AMATEURS.
und bemerkenswerther Dinge. Aber das unmittelbare Vermengen von Kunst-
sachen mit solchen Dingen, die blos antiquarische, archäologische oder gar nur
ethnographiiche Bedeutung haben, bewies, in welcher Unklarheit über Zweck und
Tendenz des Ganzen sich hier die Leiter und Veranstalter der Ausstellung
befunden hatten. Japanische Rüstungen und antike Bronzen, Handzeichnungen
von Rembrandt und Dürer, prähistorische Reste, Alles im bunten Durcheinander
— ein Bild der Weltausstellung im Kleinen. Merkwürdig war nur, dass Ungarn,
das doch im Ausstellungspalast mit dreifarbigen Fahnen, ausgestopften Honveds
und ähnlichen Erzeugnissen seines heimischen Bodens so ungeheuer viel «Nationali-
tät» entsaltete, im Departement der alten Kunst sich ganz und gar kosmopolitisch
zeigte. Wir wären z. B. sür eine Repräsentation der älteren nationalen Kunst-
industrie, der Goldschmiedekunst und dergl. dankbarer gewesen, als sür Kupserstiche
von Marc-Anton und sremdländische Miniaturmalereien von zweiselhastem Werthe.
Spanien hatte trotz der Ungunst der Verhältnisse doch einigen Anlauf ge-
nommen, Proben seiner Kunstthätigkeit srüherer Zeiten zur Schau zu bringen.
Im ersten Stockwerke des spanischen Pavillons sah man, allerdings untermengt
mit gar disparaten Dingen, Harnische und Wasfen verschiedener Epochen, Holz-
schnitzereien, Möbel, Metallarbeiten und Gobelins, die zumeist durch ihre ausge-
prägte iberische Charakteristik recht anziehend waren, wenn auch ihre Wirkung
sehr beeinträchtigt wurde durch die ungünstige Nachbarschast von allen mög-
lichen Natur- und Industrieproducten.
Neben denjenigen Staaten, die überhaupt keinerlei Anstalten zu einer Aus-
stellung alter Kunst getrossen hatten, wie Frankreich, Holland, Belgien etc., schie-
nen andere das Princip besolgt zu haben, den dasür angewiesenen Raum aller-
dings sreizulassen, sich im Uebrigen aber nicht weiter mit der Sache zu befassen,
und dieses Gebiet Antiquitätenhändlern und jener bekannten Sorte von Besitzern
unschätzbarer Raritäten, als Gemälden von «Rassael» u. s. w. zu überlassen.
Dies war der Fall bei England, Italien, Russland, theilweise auch bei der
Schweiz u. a. Allerdings bot der für den in Rede slehenden Zweck schliesslich
übrige Raum keine Möglichkeit zu halbwegs genügender Entfaltung —■ und so
war es nur dem blossen Zusall zu danken, wenn der Besucher am Ende doch
noch hie und da ein bemerkenswertheres Stück notiren konnte.
Die Schuld dasür, dass dies so und nicht anders gekommen ist, trifst einzig
und allein die Generaldirection. Die Besitzer von alten Kunstwerken, die ja nicht
wie andere Aussteller an dem Zurschauslellen ihres Eigenthums irgend ein
directes und materielles Interesse haben konnten, zogen sich alsbald verstimmt
zurück, als sie von der Art der «Organisation» dieses Theils der Ausstellung
nähere Kenntniss erhielten. Als documentarisches Zeugniss der Unfähigkeit
der Leitung bleibt der Nachwelt der gedruckte Kunstkatalog erhalten. Ihn hat
in diesem Berichte schon ein anderer Mitarbeiter in schlagender Weise gekenn-
zeichnet ; sür seine Brauchbarkeit sprechen allein schon zur Genüge Bezeichnungen,
wie: «Sogenannte Objets dArt» oder «Kunstgegenstände von alten berühmten
Künstlern» u. dergl.
Die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, die in der Weltausstellung befindlichen
alten Kunstsachen von irgend einem Gesichtspunkte aus in streng systematischer
und bemerkenswerther Dinge. Aber das unmittelbare Vermengen von Kunst-
sachen mit solchen Dingen, die blos antiquarische, archäologische oder gar nur
ethnographiiche Bedeutung haben, bewies, in welcher Unklarheit über Zweck und
Tendenz des Ganzen sich hier die Leiter und Veranstalter der Ausstellung
befunden hatten. Japanische Rüstungen und antike Bronzen, Handzeichnungen
von Rembrandt und Dürer, prähistorische Reste, Alles im bunten Durcheinander
— ein Bild der Weltausstellung im Kleinen. Merkwürdig war nur, dass Ungarn,
das doch im Ausstellungspalast mit dreifarbigen Fahnen, ausgestopften Honveds
und ähnlichen Erzeugnissen seines heimischen Bodens so ungeheuer viel «Nationali-
tät» entsaltete, im Departement der alten Kunst sich ganz und gar kosmopolitisch
zeigte. Wir wären z. B. sür eine Repräsentation der älteren nationalen Kunst-
industrie, der Goldschmiedekunst und dergl. dankbarer gewesen, als sür Kupserstiche
von Marc-Anton und sremdländische Miniaturmalereien von zweiselhastem Werthe.
Spanien hatte trotz der Ungunst der Verhältnisse doch einigen Anlauf ge-
nommen, Proben seiner Kunstthätigkeit srüherer Zeiten zur Schau zu bringen.
Im ersten Stockwerke des spanischen Pavillons sah man, allerdings untermengt
mit gar disparaten Dingen, Harnische und Wasfen verschiedener Epochen, Holz-
schnitzereien, Möbel, Metallarbeiten und Gobelins, die zumeist durch ihre ausge-
prägte iberische Charakteristik recht anziehend waren, wenn auch ihre Wirkung
sehr beeinträchtigt wurde durch die ungünstige Nachbarschast von allen mög-
lichen Natur- und Industrieproducten.
Neben denjenigen Staaten, die überhaupt keinerlei Anstalten zu einer Aus-
stellung alter Kunst getrossen hatten, wie Frankreich, Holland, Belgien etc., schie-
nen andere das Princip besolgt zu haben, den dasür angewiesenen Raum aller-
dings sreizulassen, sich im Uebrigen aber nicht weiter mit der Sache zu befassen,
und dieses Gebiet Antiquitätenhändlern und jener bekannten Sorte von Besitzern
unschätzbarer Raritäten, als Gemälden von «Rassael» u. s. w. zu überlassen.
Dies war der Fall bei England, Italien, Russland, theilweise auch bei der
Schweiz u. a. Allerdings bot der für den in Rede slehenden Zweck schliesslich
übrige Raum keine Möglichkeit zu halbwegs genügender Entfaltung —■ und so
war es nur dem blossen Zusall zu danken, wenn der Besucher am Ende doch
noch hie und da ein bemerkenswertheres Stück notiren konnte.
Die Schuld dasür, dass dies so und nicht anders gekommen ist, trifst einzig
und allein die Generaldirection. Die Besitzer von alten Kunstwerken, die ja nicht
wie andere Aussteller an dem Zurschauslellen ihres Eigenthums irgend ein
directes und materielles Interesse haben konnten, zogen sich alsbald verstimmt
zurück, als sie von der Art der «Organisation» dieses Theils der Ausstellung
nähere Kenntniss erhielten. Als documentarisches Zeugniss der Unfähigkeit
der Leitung bleibt der Nachwelt der gedruckte Kunstkatalog erhalten. Ihn hat
in diesem Berichte schon ein anderer Mitarbeiter in schlagender Weise gekenn-
zeichnet ; sür seine Brauchbarkeit sprechen allein schon zur Genüge Bezeichnungen,
wie: «Sogenannte Objets dArt» oder «Kunstgegenstände von alten berühmten
Künstlern» u. dergl.
Die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, die in der Weltausstellung befindlichen
alten Kunstsachen von irgend einem Gesichtspunkte aus in streng systematischer