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Herodot folgende eigenthümliche Methode, ihre Tod-
ten aufzubewaliren, geübt haben. Er sagt Lib. III. 24.
»Wenn sie den Leichnam ausgeti’ocknet haben, so
übergipsen sie ihn durchaus, malen ihn schön an
und geben ihm so viel als möglich das alte Anse-
hen; darauf stellen sie ihn in eine hohle Säule hin-
ein, welche von Krystall (einer durchsichtigen Masse,
üi'Aog) gemacht ist, der bei ihnen von bester Art in
Menge gegraben wird. Der Leichnam ist rund um
durch die Säule sichtbar, ohne unangenehm zu rie-
chen oder sonst Mifsfälliges zu verursachen, und zeigt
die »anze Gestalt des Todten.« —
Diodor erzählt Lib. II. 15. dem Herodot nach,
fügt aber hinzu, dafs Ktesias von Knidos be-
hauptet liabe, dafs der Körper nach der Balsamation
nicht unmittelbar mit Glas, Krystall, überzogen würde,
sondern erst in eine hohle metallene Bildsäule gelegt
wäre. Da man sich nicht, wie bei den ägyptischen
Mumien, später iiberzeugen konnte, welche Masse von
den Alten gemeint sei, so hat Herodot’s Ausdruck
mancherlei Muthmafsungen veranlafst. Dafs er kein
Glas gemeint haben könne, geht daraus hervor, dafs
er sonst wohl den Ausdruck 'kiftivov %vrbv, gegosse-
ner Stein, welcher Lib. II. 69. bei ihm vorkommt,
gebraucht haben würde. Die Masse, welche zum Be-
wahren der Leichen angewandt wurde, wurde ge-
graben (6qvG6etcci) , war also vermuthlich ein Stein-
salz, wie denn auch Strabo im 17ten Buche sagt,
dafs in Aethiopien das Salz gegraben wurde, und
Ludolph angiebt, dafs in einigen Gegenden Aethio-
piens eine Art Steinsalz gefunden würde, welches
durchsichtig sei und an der Luft erhärte *). Andere
*)'Jac. Ludolph. Histor, Aethiop. Francof. 1681. fol. Lib. I.
cap. 7.
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Herodot folgende eigenthümliche Methode, ihre Tod-
ten aufzubewaliren, geübt haben. Er sagt Lib. III. 24.
»Wenn sie den Leichnam ausgeti’ocknet haben, so
übergipsen sie ihn durchaus, malen ihn schön an
und geben ihm so viel als möglich das alte Anse-
hen; darauf stellen sie ihn in eine hohle Säule hin-
ein, welche von Krystall (einer durchsichtigen Masse,
üi'Aog) gemacht ist, der bei ihnen von bester Art in
Menge gegraben wird. Der Leichnam ist rund um
durch die Säule sichtbar, ohne unangenehm zu rie-
chen oder sonst Mifsfälliges zu verursachen, und zeigt
die »anze Gestalt des Todten.« —
Diodor erzählt Lib. II. 15. dem Herodot nach,
fügt aber hinzu, dafs Ktesias von Knidos be-
hauptet liabe, dafs der Körper nach der Balsamation
nicht unmittelbar mit Glas, Krystall, überzogen würde,
sondern erst in eine hohle metallene Bildsäule gelegt
wäre. Da man sich nicht, wie bei den ägyptischen
Mumien, später iiberzeugen konnte, welche Masse von
den Alten gemeint sei, so hat Herodot’s Ausdruck
mancherlei Muthmafsungen veranlafst. Dafs er kein
Glas gemeint haben könne, geht daraus hervor, dafs
er sonst wohl den Ausdruck 'kiftivov %vrbv, gegosse-
ner Stein, welcher Lib. II. 69. bei ihm vorkommt,
gebraucht haben würde. Die Masse, welche zum Be-
wahren der Leichen angewandt wurde, wurde ge-
graben (6qvG6etcci) , war also vermuthlich ein Stein-
salz, wie denn auch Strabo im 17ten Buche sagt,
dafs in Aethiopien das Salz gegraben wurde, und
Ludolph angiebt, dafs in einigen Gegenden Aethio-
piens eine Art Steinsalz gefunden würde, welches
durchsichtig sei und an der Luft erhärte *). Andere
*)'Jac. Ludolph. Histor, Aethiop. Francof. 1681. fol. Lib. I.
cap. 7.
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