funktional bedingtes Phänomen als um einen
sekundären Verfüllungsvorgang (Einstürzen der
Wände) zu handeln (vgl. z.B. Taf. 186, Taf. 192-
193, Taf. 195, Taf. 196:420)352. Im Längsschnitt
zeigen die Gruben in der Regel ein wannenförmi-
ges Profil mit einer annähernd ebenen Sohle (Taf.
186, Taf. 195).
Die Verfüllung besteht insbesondere im unteren
bis mittleren Bereich aus unterschiedlich dicken
Schichten aus gelbem Bt- und schwarzbraunem
Ah-Bodenmaterial333. Im Durchschnitt konnten
acht Füllschichten beobachtet werden, Stelle 365
wies sogar zehn Schichten auf (Abb. 23 bzw. Taf.
192). Der obere Abschnitt der Verfüllung ist hin-
gegen in der Regel durch eine etwas homogenere,
aber in sich stärker durchmengte Verfüllung ge-
kennzeichnet.
Pfostenstandspuren oder sonstige konstruktive
Elemente konnten nicht erfaßt werden. Die Gru-
ben waren nahezu fundleer, lediglich aus Stelle 40
konnte ein Kleinstfragment einer unverzierten, ver-
mutlich mittelneolithischen Wandungsscherbe
geborgen werden. Aus Stelle 368 liegen wenige Stü-
cke oxidierend gebrannten Lehms vor. Die Schlitz-
grube Stelle 368 wird von der Pfostengrube Stelle
579, die vermutlich der Konstruktion von Haus IV
oder weniger wahrscheinlich von Haus II zuzu-
rechnen ist, überlagert (Taf. 193). Diese stratigraphi-
sche Abfolge weist somit zumindest diese Schlitz-
grube einer älteren Nutzungs- bzw. Besiedlungs-
phase des Fundplatzes zu. Eine vergleichbare Grup-
pierung von Schlitzgruben innerhalb von Siedlun-
gen konnte auch andernorts mehrfach beobachtet
werden - einzeln treten diese Schlitzgruben hinge-
gen nur selten in Erscheinung334.
Die Schlitzgruben von Großenrode-14 entspre-
chen mit Längen von 1,95-2,72 m, Breiten von
0,30-0,71 m und Tiefen (unter Planum) von 0,72-
0,94 m den Befunden außerhalb des Arbeitsge-
bietes. Gute Parallelen sind vor allem auf den
mittelneolithischen Siedlungsplätzen von Erfurt
(Abb. 23:7-9)535, Hienheim, Ldkr. Kelheim (vgl.
Abb. 23:10)336, Inden-1 337 und Aldenhoven-1338,
beide Kr. Düren, dokumentiert worden.
Die Funktion dieser ungewöhnlichen, bereits im
Frühneolithikum auftretenden Gruben ist noch
weitgehend ungeklärt. In der Literatur überwiegt
die Interpretation als Gerbegruben, aber auch an-
dere Deutungen, z.B. als Befestigungsgraben (Weg-
sperre)339, Wildfalle340, Windfang341, Webgrube342,
Kühlgrube343, Opfergrube344, als Element eines
Wohnbaues oder als Lehmentnahmegrube wurden
vorgeschlagen345. Einige Argumente, die für eine
Interpretation als Gerbegruben sprechen, wie z.B.
die häufig zu beobachtende Lage im Randbereich
der Siedlungen (Geruchsbelästigung!) bzw. die
Gewässernähe (aufgrund eines hohen Wasserver-
brauchs beim Weichen und Treiben der Felle) tref-
332 Vgl. dazu auch Struck 1984, 14-15.
333 In den Schlitzgruben von Großenrode-14 konnten keine „feinen Schichtungen“, die in der Literatur gewöhnlich als „Was-
serabsätze“ gedeutet werden, erfaßt werden; vgl. Gronenborn 1989, 341.
334 Vgl. Buttler, Haberey 1936, 65; Struck 1984, 14; Bernhardt 1990, 354-355; 1986, 155-156: Anm. 475.
335 Lippmann, 1985, 206: Tab. 1.
336 Modderman 1986, 19: Tab. 1.
337 In Inden-1 konnten sieben Schlitzgruben nachgewiesen werden, die eine Länge von 2,20-3,10 m, eine Breite im Planum
von 0,20-0,30 m, im Bereich der Sohle von 0,08-0,10 m und eine Tiefe bis zu 0,70 m aufwiesen; siehe Kuper 1979,
148-150.
338 Auch in Aldenhoven konnten mehrere Schlitzgruben erfaßt werden; siehe Eckert u.a. 1971, 568 (ohne genaue Maß-
angaben).
339 Lehner (1912) sah in den Schlitzgruben eine „Schutzvorrichtung für den Eingang gegen nächtliche Eindringlinge nach
Art einer Wolfsgrube“-. Lehner 1912, 281.
340 Wolff 1911, 21-22. In Anbetracht der Lage (überwiegend im zentralen Bereich der Siedlungen) wurde diese Deutung der
Schlitzgruben bereits früh negiert; Bremer 1913, 389; Buttler, Haberey 1936, 65.
341 Bremer 1913, 389-390.
342 Gronenborn 1989.
343 Lehner 1917, 118. Struck-1984, 16.
344 Vladär, Lichardus 1968, 318. Die von Makkay (1987) vorgestellte Schlitzgrube aus Endröd-119 (Körös-Starcevo-Kul-
tur, Ungarn) stellt scheinbar eine Variante dieses Grubentyps dar; Makkay 1989, 243-244. Eine Interpretation als Opfer-
grube scheint in diesem Fall gesichert.
345 Bereits 1936 nahmen Buttler u. Haberey an, daß es sich um Gerbegruben handelt, in denen die Felle aufgehängt wurden
und der Gerbprozeß durch die Zugabe von Eichenrinde ausgelöst wurde; Buttler, Haberey 1936, 65. Zur Funktions-
problematik vgl. auch Van De Velde 1973, bes. 63-64; Struck 1984; Lippmann 1985, 205-207; Modderman 1986, 18-19;
Zäpotockä 1989, 191-193; Keefer 1988, 38-39; Bernhardt 1990, 354-355.
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sekundären Verfüllungsvorgang (Einstürzen der
Wände) zu handeln (vgl. z.B. Taf. 186, Taf. 192-
193, Taf. 195, Taf. 196:420)352. Im Längsschnitt
zeigen die Gruben in der Regel ein wannenförmi-
ges Profil mit einer annähernd ebenen Sohle (Taf.
186, Taf. 195).
Die Verfüllung besteht insbesondere im unteren
bis mittleren Bereich aus unterschiedlich dicken
Schichten aus gelbem Bt- und schwarzbraunem
Ah-Bodenmaterial333. Im Durchschnitt konnten
acht Füllschichten beobachtet werden, Stelle 365
wies sogar zehn Schichten auf (Abb. 23 bzw. Taf.
192). Der obere Abschnitt der Verfüllung ist hin-
gegen in der Regel durch eine etwas homogenere,
aber in sich stärker durchmengte Verfüllung ge-
kennzeichnet.
Pfostenstandspuren oder sonstige konstruktive
Elemente konnten nicht erfaßt werden. Die Gru-
ben waren nahezu fundleer, lediglich aus Stelle 40
konnte ein Kleinstfragment einer unverzierten, ver-
mutlich mittelneolithischen Wandungsscherbe
geborgen werden. Aus Stelle 368 liegen wenige Stü-
cke oxidierend gebrannten Lehms vor. Die Schlitz-
grube Stelle 368 wird von der Pfostengrube Stelle
579, die vermutlich der Konstruktion von Haus IV
oder weniger wahrscheinlich von Haus II zuzu-
rechnen ist, überlagert (Taf. 193). Diese stratigraphi-
sche Abfolge weist somit zumindest diese Schlitz-
grube einer älteren Nutzungs- bzw. Besiedlungs-
phase des Fundplatzes zu. Eine vergleichbare Grup-
pierung von Schlitzgruben innerhalb von Siedlun-
gen konnte auch andernorts mehrfach beobachtet
werden - einzeln treten diese Schlitzgruben hinge-
gen nur selten in Erscheinung334.
Die Schlitzgruben von Großenrode-14 entspre-
chen mit Längen von 1,95-2,72 m, Breiten von
0,30-0,71 m und Tiefen (unter Planum) von 0,72-
0,94 m den Befunden außerhalb des Arbeitsge-
bietes. Gute Parallelen sind vor allem auf den
mittelneolithischen Siedlungsplätzen von Erfurt
(Abb. 23:7-9)535, Hienheim, Ldkr. Kelheim (vgl.
Abb. 23:10)336, Inden-1 337 und Aldenhoven-1338,
beide Kr. Düren, dokumentiert worden.
Die Funktion dieser ungewöhnlichen, bereits im
Frühneolithikum auftretenden Gruben ist noch
weitgehend ungeklärt. In der Literatur überwiegt
die Interpretation als Gerbegruben, aber auch an-
dere Deutungen, z.B. als Befestigungsgraben (Weg-
sperre)339, Wildfalle340, Windfang341, Webgrube342,
Kühlgrube343, Opfergrube344, als Element eines
Wohnbaues oder als Lehmentnahmegrube wurden
vorgeschlagen345. Einige Argumente, die für eine
Interpretation als Gerbegruben sprechen, wie z.B.
die häufig zu beobachtende Lage im Randbereich
der Siedlungen (Geruchsbelästigung!) bzw. die
Gewässernähe (aufgrund eines hohen Wasserver-
brauchs beim Weichen und Treiben der Felle) tref-
332 Vgl. dazu auch Struck 1984, 14-15.
333 In den Schlitzgruben von Großenrode-14 konnten keine „feinen Schichtungen“, die in der Literatur gewöhnlich als „Was-
serabsätze“ gedeutet werden, erfaßt werden; vgl. Gronenborn 1989, 341.
334 Vgl. Buttler, Haberey 1936, 65; Struck 1984, 14; Bernhardt 1990, 354-355; 1986, 155-156: Anm. 475.
335 Lippmann, 1985, 206: Tab. 1.
336 Modderman 1986, 19: Tab. 1.
337 In Inden-1 konnten sieben Schlitzgruben nachgewiesen werden, die eine Länge von 2,20-3,10 m, eine Breite im Planum
von 0,20-0,30 m, im Bereich der Sohle von 0,08-0,10 m und eine Tiefe bis zu 0,70 m aufwiesen; siehe Kuper 1979,
148-150.
338 Auch in Aldenhoven konnten mehrere Schlitzgruben erfaßt werden; siehe Eckert u.a. 1971, 568 (ohne genaue Maß-
angaben).
339 Lehner (1912) sah in den Schlitzgruben eine „Schutzvorrichtung für den Eingang gegen nächtliche Eindringlinge nach
Art einer Wolfsgrube“-. Lehner 1912, 281.
340 Wolff 1911, 21-22. In Anbetracht der Lage (überwiegend im zentralen Bereich der Siedlungen) wurde diese Deutung der
Schlitzgruben bereits früh negiert; Bremer 1913, 389; Buttler, Haberey 1936, 65.
341 Bremer 1913, 389-390.
342 Gronenborn 1989.
343 Lehner 1917, 118. Struck-1984, 16.
344 Vladär, Lichardus 1968, 318. Die von Makkay (1987) vorgestellte Schlitzgrube aus Endröd-119 (Körös-Starcevo-Kul-
tur, Ungarn) stellt scheinbar eine Variante dieses Grubentyps dar; Makkay 1989, 243-244. Eine Interpretation als Opfer-
grube scheint in diesem Fall gesichert.
345 Bereits 1936 nahmen Buttler u. Haberey an, daß es sich um Gerbegruben handelt, in denen die Felle aufgehängt wurden
und der Gerbprozeß durch die Zugabe von Eichenrinde ausgelöst wurde; Buttler, Haberey 1936, 65. Zur Funktions-
problematik vgl. auch Van De Velde 1973, bes. 63-64; Struck 1984; Lippmann 1985, 205-207; Modderman 1986, 18-19;
Zäpotockä 1989, 191-193; Keefer 1988, 38-39; Bernhardt 1990, 354-355.
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